«Klickibunti» ausgedeutscht

Szenesprachenwiki.de entmystifiziert die Sprache von Games und Computern. Die Website verrät, was hinter Slangausdrücken und Fachchinesisch steckt.

Von Matthias Schüssler

Wer sich mit Technik herumschlägt, kommt um die dazugehörige Fachsprache nicht herum. Sie ist mit Anglizismen durchsetzt und wird von seltsamen Metaphern gespeist. Und sie legt es darauf an, Eingeweihte und Aussenstehende zu trennen. Das ist die typische Sprachkomplizenschaft, die durch jeden Fachjargon hergestellt wird.

Das Szenesprachenwiki hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Jargon verschiedener Gruppen zu entmystifizieren. Nebst Computer und Technik, Gamer- und Netzkultur werden auch Gesellschaft, Sport, Freizeit, Lifestyle und andere Bereiche beleuchtet. Das Wiki stammt von einem Hamburger Beratungsbüro und dem Duden-Verlag.

Da erfährt man nun, dass ein «Codemonkey» der etwas despektierliche Begriff für einen Jungprogrammierer ist. «A-Blogger» darf sich nennen, wer täglich von 1000 und mehr Lesern besucht wird. «Bildschirmbräune» heisst der blasse Teint der Computerbesessenen. Und «Blogorrhoe» ist unnützes Geschwafel, das ungefiltert und unredigiert im weltweiten Datennetz landet.

Die Sammlung ist zum einen Glossar für technische Belange und erklärt die «Tagcloud» genauso wie den «Screencast». Dazwischen gibt es viele Begriffe, die der Kultur der Nerds und Geeks und ihrer Weltsicht entstammen. «Klickibunti» ist eine Website oder Programmoberfläche mit zu vielen Farben und Elementen, das «Datenzäpfchen» der USB-Stick und «w00t» steht im Chat für unbändige Freude – dies war das von den Onlinenutzern des US-amerikanischen Merriam-Webster-Wörterbuchs erkorene Wort des Jahres 2007.

Die Begriffe werden «crowdgesourct», sprich, durch die Nutzer der Site erhoben. Wiki-Einträge lassen sich kommentieren, und ihre Relevanz wird durch die Zahl der Google-Treffer belegt. Szenesprachenwiki.de ersetzt kein Fachwissen, ist aber amüsante Lektüre und aufschlussreich für Computeranalphabeten und Angehörige der «Generation C64», die mit den neuen Wortkreationen nicht mehr so ganz mitzuhalten vermögen.

Quelle: Tages-Anzeiger, Montag, 21. Mai 2012

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