Die Wahl des richtigen Druckers

Viele Ausgabegeräte entpuppen sich als Ärgernis. Sie sind unzuverlässig, verursachen hohe Seitenpreise oder leisten der Papierverschwendung Vorschub. Unsere Kaufempfehlungen helfen, Druckerpannen zu vermeiden.

Von Matthias Schüssler

Das papierlose Büro wurde 1975 in einem Artikel in der Zeitschrift «Business Week» versprochen – eine haltlose Utopie. Der Papierverbrauch hat sich seit den 70er-Jahren mindestens verdoppelt, der Drucker bleibt für viele Computerbenutzer ein unverzichtbares Zubehör.

Und: Die Auswahl an Geräten und die Unterschiede zwischen den Modellen wachsen weiter. Das eröffnet die Gefahr von richtig ärgerlichen Fehlkäufen. Wer die vermeiden möchte, muss seine Ansprüche kennen und abschätzen können, wie hoch die Zahl der Druckjobs ungefähr ausfällt.

Vier Typen stehen zur Wahl: Laserdrucker in Farbe oder Schwarzweiss, Tintenstrahldrucker und Fotodrucker (mit Tinte oder mit Thermosublimations-Technik). Laserdrucker produzieren Dokumente, die sehr gut lesbar und lange haltbar sind. Laserdrucker arbeiten vergleichsweise schnell und machen auch dann keine Probleme, wenn sie längere Zeit nicht verwendet werden.

Tintenstrahldrucker ihrerseits bieten eine hervorragende Fotoqualität. Die Ausdrucke kommen an die Abzüge aus dem Fotolabor heran – und über eine Profilierung und das Farbmanagement steuern anspruchsvolle Anwender die Resultate exakt nach ihren Ansprüchen. Doch weil Tinten und Spezialpapiere teuer sind, gehen grössere Auflagen ins Geld. Und wer die Tintenstrahldrucker nur selten braucht, muss sich mit vertrockneten Düsen herumschlagen. Umgekehrt produziert ein Tintenstrahler anders als viele Laserdrucker kein Ozon. Das ist für die Privatnutzung wichtig, da das Gerät nicht abseits in einem Druckerkämmerchen steht.

Preis pro Seite prüfen

Die Entscheidung für den Gerätetyp fällt anhand des Druckvolumens. Wenn pro Woche mehr als 50 bis 100 Textseiten anfallen oder auch einmal in einem Lauf drei, vier Dutzend Seiten zu drucken sind, dann ist ein Schwarzweisslaserdrucker die beste Wahl. Für um die 200 Franken gibt es solide Arbeitspferde. Informieren Sie sich über die durchschnittlichen Kosten pro Seite, beispielsweise auf der Site druckkosten.de, die den Preis unter «CCP» («Costs per Page») ausweist. Diese Angabe ist von vielen Faktoren abhängig und daher mit Vorsicht zu geniessen. Dennoch gibt sie einen Hinweis darauf, wie viel Geld ein Gerät im Betrieb verschlingt.

Ein wichtiges Merkmal zum Vergleich von Laserdruckern ist die Auflösung. Eine höhere Auflösung bringt ein schärferes Druckbild. Falls mehrere Computer im Einsatz sind, achten Sie auf den Netzwerkanschluss. Darüber schliessen Sie den Drucker am Router (per Ethernet oder sogar drahtlos per WLAN) an und bedienen ihn von allen Computern aus. Es gibt zwar auch Router mit Serverfunktion. Sie machen normale USB-Drucker zu Netzwerkdruckern, funktionieren allerdings nicht so zuverlässig wie Drucker mit WLAN- oder Ethernet- Anschluss.

Die Duplexeinheit ermöglicht beidseitigen Druck ohne manuelles Papierwenden und erneutes Zuführen. Eine grosse Papierspar-Erleichterung!

Farblaserdrucker sind für den Privateinsatz wegen ihrer Grösse und des Preises fürs Verbrauchsmaterial zu überdimensioniert, ebenso Drucker für Dokumente im A3-Format.

Für kleine Druckvolumen bieten sich Tintenstrahldrucker an. Sie arbeiten vergleichsweise leise und ohne geruchliche Emission. Sie benötigen weniger Energie als der Laserdrucker, sind günstig in den Anschaffungskosten und können, je nach Modell, sogar DVD- und CD-Rohlinge bedrucken.

Krux mit Verbrauchsmaterial

Die Krux bei dieser Kategorie ist das teure Verbrauchsmaterial. Es gibt Fälle, bei denen eine einzelne Ersatztintenpatrone den Anschaffungspreis des Druckers übersteigt. Oft müssen die Patronen auch ausgetauscht werden, wenn sie längst noch nicht leer sind. Bei Druckern, die eine Kartusche für alle Farben verwenden, ist ein Austausch fällig, selbst wenn nur eine Farbe tatsächlich aufgebraucht ist.

Eine Sparmöglichkeit bieten Nachfüllpatronen von Drittherstellern oder Nachfüllsets mit Billigtinte. Die Aussagen, wie gut verträglich die Tinten der Dritthersteller sind, gehen erwartungsgemäss weit auseinander, ebenso die Aussagen über deren Qualität: Während manche Nutzer sagen, dass die Qualität der Billigtinte die des Herstellers sogar übertrifft, gibt es auch Berichte über schlechte Erfahrungen bis hin zu Ausfällen des Druckers. Vor dem Kauf von Billigtinte ist es daher sinnvoll, sich per Google über Erfahrungen anderer Nutzer zu informieren. Wer bei Original-Verbrauchsmaterial bleiben möchte, sollte darauf achten, dass sich die Tintentanks einzeln kaufen und wechseln lassen.

Multifunktionsgeräte (auch MFG genannt) bieten neben der Druckfunktion Scanner, Fax und Kopierfunktion. Das spart Platz gegenüber separaten Komponenten, auch die Installation ist tendenziell einfacher. Allerdings ist das Gerät als Ganzes ein Kompromiss – die Scan-Einheit ist selten so gut wie ein separates Gerät. Modelle mit Faxeinheit müssen ständig eingeschaltet sein, damit der Empfang gewährleistet ist. Das erhöht den Energieverbrauch markant. Multifunktionsgeräte rechnen sich nur dann, wenn man regelmässig alle Funktionen braucht.

Grosses Farbspektrum

Gute Fotodrucker arbeiten mit mehr Farben als ein normaler Tintenstrahldrucker. Es gibt Modelle mit bis zu acht Farben (gegenüber vier bei normalen Tintenstrahlern). Das erweitert das druckbare Farbspektrum markant und ermöglicht brillante Farben. Die Geräte haben häufig einen Einschub für Speicherkarten und ein Display. Es zeigt die Bilder von der Speicherkarte und ermöglicht teilweise sogar eine Bearbeitung der Bilder. Das klingt nützlich, ist im Alltag aber nur dann nötig, wenn Fotos regelmässig unmittelbar nach der Aufnahme gedruckt werden.

Und auch das geht ohne Kartenslot und Display. Der PictBridge-Standard ermöglicht den Druck ab der Digitalkamera, wenn diese per USB-Kabel mit dem Drucker verbunden ist. Das Geld für diese Option darf man sich guten Gewissens sparen. Und beachten Sie, dass sich Fotodrucker für Textdokumente überhaupt nicht eignen.

Thermosublimationsdrucker sind klein, kompakt und ultramobil, können bei der Druckqualität aber nicht überzeugen, da sie zu Farbstichen neigen.

Nicht für alle Fälle vorsorgen

Fazit: Wählen Sie ein Gerät, das gut zu Ihren Alltagsbedürfnissen passt. Es lohnt sich nicht, einen Drucker für alle Eventualitäten zu kaufen. Druckaufgaben, die Sie nur einmal pro Monat wahrnehmen, lassen sich ausgezeichnet an spezialisierte Dienstleister delegieren: Fotoabzüge, gebundene Fotobücher, Flyer oder textlastige Werke lassen sich in kleinen Auflagen oder als Einzelexemplar per Internet ordern und sind in vielfältiger Aufmachung erhältlich.

Druckertinte ist eine exquisite und nicht gerade günstige Flüssigkeit. Foto: PD

Quelle: Tages-Anzeiger, Montag, 6. Februar 2012

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