Langsam zum Verzweifeln

Mein Compi (sechs Jahre alt) ist so was von langsam. Ich verzweifle fast. Wenn ich eine neue Seite im Internet oder einen Ordner öffnen möchte, dauert das eine Ewigkeit. Auch wenn ich ein Fenster schliesse, bleibt ein Rahmen eine Weile stehen. Der Internet Explorer meldet oft: «Keine Rückmeldung».

Ruth Reidt, via Mail

Das Problem der nachlassenden Geschwindigkeit tritt bei Windows häufig auf (bei XP häufiger als bei Windows 7 und Vista). Kurieren lässt es sich auf verschiedenen Wegen. Die Schwierigkeit ist, herauszufinden, ob Sie das grobe Geschütz auffahren müssen oder ob Sie mit den verhältnismässig einfachen Methoden ans Ziel kommen.

Ich stelle hier fünf Methoden vor, wobei die Aufzählung mit dem «gröbsten Geschütz» beginnt:

1) Ein neuer Rechner. Das mooresche Gesetz, wonach sich die Leistungsfähigkeit der integrierten Schaltkreise alle 18 Monate verdoppelt, ist nach wie vor gültig. Will man auf der Höhe der Zeit bleiben, muss man also in einer gewissen Regelmässigkeit einen neuen Rechner kaufen. Fünf Jahre Nutzungszeit ist für Privatanwender eine gute Richtlinie. Und selbst wenn ein alter Rechner noch hervorragend im Schuss ist, muss man die Sicherheitsupdates installieren. Und die werden für alte Software und Computer irgendwann nicht mehr angeboten. Bei einem Rechner, der sechs Jahre auf dem Buckel hat, würde ich massive Leistungsprobleme zum Anlass nehmen, über einen Ersatz nachzudenken.

2) Aufrüsten. Das heisst: mehr Arbeitsspeicher. Das wirkt Wunder bei knapp bestückten PC. 256 oder 512 MB ist für Windows XP zwar ausreichend, aber der Computer stösst schnell an Grenzen. Mit ein oder zwei Gigabyte sind wieder Reserven da, was sich mit einem Temposchub bemerkbar macht. Arbeitsspeicher ist günstig. Mehr als drei GB bringt bei XP jedoch nichts.

Das Problem hierbei: Sie brauchen die richtigen Speichermodule, die fachgerecht eingebaut werden müssen. Falls Sie sich den Einbau selbst zutrauen, fragen Sie beim Verkäufer oder Hersteller Ihres Rechners nach, welche RAM-Riegel für Ihren PC passen. Falls Sie unsicher sind, lassen Sie den Einbau vom Servicedienstleister ausführen.

3) Windows neu installieren. Viele Windows-Anwender führen bei Performanceproblemen schicksalsergeben eine Neuinstallation durch. Sie hilft, wenn die Ursache zu viele Altlasten von gelöschten Programmen sind oder in der Registry ein «Puff» vorhanden ist. Windows XP ist anfällig für solche Probleme. Diese Lösung hilft vor allem dann, wenn man sich hinterher darauf beschränkt, auch nur die wirklich benötigten Programme neu zu installieren.

Der Einwand gegen die Neuinstallation sind die Tücken. Man muss eine sorgfältige Datensicherung machen, sonst kommen Dokumente unwiederbringlich abhanden. Es braucht eine Dokumentation der Konfiguration von E-Mail, Internetzugang und der installierten Programme, sonst wird das Neueinrichten zum Albtraum. Und als ob das nicht genug wäre, machen die PC-Hersteller die Neuinstallation unnötig kompliziert, indem sie fürs Betriebssystem kein vollwertiges Installationsmedium bereitstellen.

Ich empfehle diesen Weg nur Leuten, welche die Stolperfallen kennen und mit ihnen umzugehen wissen. Die Kummerbox stellt auf Anfrage eine Sammlung beachtenswerter Punkte zur Verfügung.

4) Ein System-Troubleshooting. Es gibt auch die Möglichkeit, sich in die Tiefe des Systems vorzuwagen und mit Diagnoseinstrumenten wie dem Taskmanager herauszufinden, was Windows oder den Systemstart verlangsamt. Wenn ein einziges Programm oder eine eingrenzbare Fehlkonfiguration die Problemursache ist, kriegt man die Maschine mit Massnahme 4 sehr schnell wieder flott. Allerdings braucht es fundierte Kenntnisse des Betriebssystem-Innenlebens und der Diagnoseprogramme. Auch hierfür gibt es auf Anfrage eine Anleitung der Kummerbox, die allerdings nur bedingt Insiderwissen ersetzt.

5) Systemstartelemente bereinigen. Eine einfache Massnahme, die wie ein Jungbrunnen wirkt, wenn keine Treiberleichen oder Systemkonflikte im Spiel sind. Systemstartelemente sind automatisch gestartete Programme, die sich im Startmenü unter «Alle Programme > Autostart» befinden. Programme, die Sie nicht benötigen, deaktivieren Sie, indem Sie das Icon aus dem Ordner «Autostart» entfernen.

Um versteckte Systemstartelemente zu deaktivieren, nutzen Sie das Systemkonfigurationsprogramm. Geben Sie bei Vista und Windows 7 im Suchfeld des Startmenüs «Systemkonfiguration» ein. Bei Windows XP verwenden Sie den Befehl «Ausführen» und die Eingabe «msconfig». Im Reiter «Systemstart» gibt es wahrscheinlich sehr viele Einträge, von denen Sie nur einen Bruchteil benötigen. Sie deaktivieren Einträge, indem Sie das Häkchen am Anfang der Zeile entfernen. Falls Sie bei einem Eintrag nicht sicher sind, was er bezweckt, beachten Sie die Information unter «Hersteller» und führen Sie eine Suche per Google durch. Wahrscheinlich finden Sie zu den allermeisten Einträgen Erläuterungen auf einschlägigen Websites.

Quelle: Tages-Anzeiger, Montag, 20. September 2010

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