Datenrettung

Die Datenopfer des PC-Crashs

Nach einem PC-Absturz wurden Windows und Office 2007 neu installiert, und die verlorenen Daten wurden mit dem Programm Recuva wiederhergestellt. Diese Dateien können nun nicht ordnungsgemäss geöffnet werden. Word verlangt nach einem Konvertierungsprogramm.

Jürg Lamparter, Zürich

Diese Forderung deutet darauf hin, dass Word die Datei nicht öffnen kann – sprich: Die Datenwiederherstellung war leider nicht erfolgreich. Das kommt recht häufig auch dann vor, wenn Datenrettungsprogramme wie Recuva (www.piriform.com), FreeUndelete (www.officerecovery.com/freeundelete) oder PC Inspector (www.pc-inspector.de) Dateien zurückbringen – die Freude über die wiederhergestellten Dateien weicht dem Schrecken, dass diese teilweise oder komplett unbrauchbar sind.

Probleme mit wiederhergestellten Dateien haben ihre Ursache in der Art und Weise, wie Daten auf der Festplatte abgelegt sind. Betriebssysteme speichern Dateien blockweise. Ein Block ist eine logische Einheit, und eine Datei setzt sich aus einem oder mehreren Blöcken zusammen. Nach dem Löschen einer Datei oder beim ungewollten Verlust durch eine Panne werden die von der Datei belegten Blöcke als frei angesehen, und das Betriebssystem hat die Möglichkeit, sie mit neuen Daten zu füllen. Solange das nicht geschieht, bleiben die ursprünglichen Inhalte erhalten, und eine Rettung ist möglich. Wenn einzelne Blöcke aber neu beschrieben wurden, ist die gerettete Datei fehlerhaft. Die Rettungssoftware, die die Blöcke zusammenpuzzelt, baut den neuen Inhalt in die alte Datei.

Da grosse Dateien viele Blöcke belegen, passiert es schnell, dass einzelne davon überschrieben werden. Moderne Betriebssysteme führen von Haus aus viele Schreibzugriffe durch. Die Chancen auf Erfolg sind am grössten, wenn die Datenrettung unmittelbar nach dem Verlust der Daten einsetzt. Besonders gut sind die Aussichten auf Erfolg bei einer reiner Datenpartition, beispielsweise einer Kamera-Speicherkarte.

Im vorliegenden Fall hätten Sie die Datenrettung unbedingt vor der Neuinstallation von Betriebssystem und Office durchführen sollen (sofern diese möglich war). Und fragen Sie nach dem Verlust wichtiger Daten bei einem Datenrettungsprofi nach. Das geht finanziell ins dicke Tuch, aber die Erfolgschancen sind am grössten. Und nochmals der Hinweis: Wer Datensichert, muss erst gar keine Rettungsbemühungen unternehmen. Beachten Sie dazu den Tagi-Artikel vom 4. Januar.

Manchmal lässt sich aber auch bei teilweise geretteten Dateien noch etwas machen. Ob diese Chance besteht, zeigt die Dateigrösse. Word-Dateien sind zwischen 20 und einigen Hundert Kilobyte gross. Die Dateigrösse der geretteten Dateien müsste etwa ähnlich sein.

Weiteren Aufschluss gibt ein Blick in die Datei, den Sie mit einem Hex-Editor oder zur Not mit dem Windows-Editor (Notepad) vornehmen. Ziehen Sie die fragliche Datei per Maus auf das Editorfenster. Wenn Sie zum Vergleich eine intakte Word-Datei öffnen, sehen Sie, ob die Struktur der beiden Dateien ähnlich ist. Wenn Sie nur Leerzeichen oder Nullwerte sehen, ist nichts mehr zu machen. Wenn das Muster ähnlich ist, versuchen Sie rohen Text zu extrahieren. Dazu gibt es in Word den Befehl «Text aus beliebiger Datei wiederherstellen». Er findet sich im Öffnen-Dialog bei «Dateityp». Textinhalte lassen sich mitunter teilweise retten, allerdings ohne jede Formatierung.

Fotos und Videos sind nicht fehlertolerant. Es gibt aber für manche Dateitypen wie für das Word-Doc-Format, Adobe Acrobat oder Photoshop-Dateien spezialisierte Reparaturprogramme. Solche Produkte finden Sie über eine Google-Suche. Da die Programme meist recht teuer sind, prüfen Sie am besten anhand der kostenlosen Testversion, ob sich die Ausgabe lohnt.

Recuva findet verlorene Dokumente – unter glücklicheren Umständen. Screen: TA

Matthias Schüssler beantwortet Fragen zu Windows und Mac, Sicherheit und Internet, E-Mail und Multimedia.

Quelle: Tages-Anzeiger, Montag, 25. Januar 2010

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