So vermeidet man Computerfiaskos

Mit wenigen einfachen Massnahmen kann den gröbsten Problemen mit dem Windows-PC vorgebeugt werden.

Von Matthias Schüssler

Manche Leute machen den lieben langen Tag nichts anderes, als ihren Computer zu hegen, zu pflegen und zu schützen. Diesen Eindruck könnte man zumindest bei der Lektüre mancher Computerzeitschriften gewinnen oder angesichts des erschlagenden Angebots an Hilfsprogrammen im Netz. Da gibt es Defragmentierungsprogramme, Registry-Bereiniger, Antivirus- und Antimalware-Software, Firewall, Phishing-Schutz, Speicheroptimierer, Benchmarktools und Internetverbindungs-Booster. Und als Anwender fragt man sich: Brauche ich das alles?

Die Antwort lautet: Nein. All diese Programme haben einzig deswegen eine Existenzberechtigung, weil es Windows-Freaks gibt, die ihr System bis in den letzten Winkel erforschen und «tunen» wollen. Wer sich zu der Gruppe der «vernünftigen» Anwender zählt, spart sich die Zeit mit diesen Programmen. Und konzentriert sich auf die wesentlichen Schutz- und Wartungsmassnahmen.

Datensicherung: Das Schlimmste, was einem als Computernutzer passieren kann, ist der Verlust von Dateien. Das ist eine reale Gefahr. Festplattenversagen, Abstürze und Fehlmanipulationen führen immer wieder dazu, dass Fotos, Dokumente, die Musiksammlung oder das Mailarchiv verloren gehen.

Und meist ist der Verlust endgültig. Es existieren zwar Programme zur Datenrettung. Diese sind bei einer versehentlich gelöschten Fotospeicherkarte oder bei einzelnen Dokumenten hilfreich, stossen bei grossen Datenmengen und gröberen Pannen jedoch an ihre Grenzen. Daher gilt in der digitalen Welt: Daten sind so lange nicht als existent anzusehen, bis sie nicht mindestens an zwei Orten gespeichert sind.

Das heisst konkret, dass Dokumente nicht nur auf der internen Festplatte abgelegt sein sollen, sondern zusätzlich auf einem zweiten Datenträger. Backupmedien können USB- oder Netzwerkfestplatten sein, CD oder DVD oder eine virtuelle Festplatte im Internet. Die Datensicherung führt man mit einer Backup- oder Synchronisationssoftware durch. Es existieren unterschiedliche Bedürfnisse und entsprechend viele Produkte. (Die Kummerbox des «Tages-Anzeigers» gibt auf Anfrage gerne Tipps.) Und zur Not geht es auch ohne Zusatzsoftware, indem Sie im Explorer die Dateien aufs Sicherungsmedium kopieren.

Wenn Sie ganz auf Nummer sicher gehen möchten, verwenden Sie ein «Offsite»-Backup. Bei der «ausserhäuslicher» Sicherung bleiben die Daten auch bei grossen Unglücksfällen erhalten. Feuer, Überschwemmungen oder Einbrüche ruinieren Daten nicht nur auf der internen Festplatte, sondern auch auf dem Sicherungsmedium, wenn sich beide am gleichen Ort befinden. Es gibt verschiedene Anbieter für die externe Datensicherungen im Internet. Seit kurzem bietet Symantec das Norton Online Backup an. Es kostet 60 Franken für ein Jahr, kann mit maximal fünf Computern genutzt werden und bietet eine Kapazität von 25 GB. Eine abgespeckte Variante ist in Norton 360 integriert, hier stehen 2 GB zur Verfügung. In der Premier-Edition sind es ebenfalls 25 GB. Unbegrenzten Speicherplatz gibt es für rund 75 Franken im Jahr bei www.carbonite-backup.de. Bei www.dropbox.com sind zwei Gigabyte kostenlos. Das reicht locker für die wichtigsten Dokumente.

Virenschutz: Unumgänglich ist der Schutz vor Schadensprogrammen. Jeder Windows-PC braucht einen Echtzeitschutz. Das ist ein Programm, das Dateien bei jedem Zugriff überprüft, gefährliche Programmcodes erkennt und stoppt. Bei der Frage, welches Programm man wählen soll, gibt es eine einfache Antwort: irgendein Programm. Als Anwender kann man sich die Mühe sparen, Stärken und Schwächen der Produkte abzuschätzen: Das können auch versierte User nicht. Und Vergleichstests sollte man nicht überbewerten. Die Resultate hängen vom Testverfahren ab und müssen nicht die konkrete Bedrohungslage des durchschnittlichen Benutzers widerspiegeln. Es ist deshalb in Ordnung, wenn man den Virenschutz am Preis misst. Und daran, wie gut man mit dem Produkt zurechtkommt, wie sympathisch einem der Hersteller ist und wie gut sich die Software in der Vergangenheit geschlagen hat. Wenn Sie mit dem angestammten Virenschutz zufrieden sind, bleiben Sie dabei.

Ohne Zweifel sind die kostenpflichtigen Schutzprogramme besser als die kostenlosen. Sie bieten zusätzliche Schutzfunktionen, warnen vor gefährlichen Websites und erkennen potenziell gefährliche Programme anhand verdächtiger Aktivitäten. Nur wenn das Budget eine Kaufsoftware nicht zulässt, sollte ein Gratisprogramm verwendet werden. Falls Sie keine andere Vorliebe haben, nutzen Sie Microsoft Security Essentials (www.microsoft.com/Security_Essentials). Brandneu ist Pandas kostenloses Schutzprogramm Cloud Antivirus: www.cloudantivirus.com.

Updates: Nebst dem Antivirenprogramm sind die automatischen Updates für das Betriebssystem zentral. Sie stellen sicher, dass Sicherheitslücken geschlossen werden. Und auch wenn sie mitunter Probleme verursachen und manchen aus Gründen des Datenschutzes suspekt sind, führt kein Weg an ihnen vorbei. Gemessen am Risiko eines veralteten Betriebssystems sind sie das kleinere Übel.

So lästig die ständige Updaterei ist: Auch der Browser muss aktuell sein. Lassen Sie die automatische Aktualisierung von Firefox oder Google Chrome eingeschaltet. Internet Explorer und Safari werden via Betriebssystem aktualisiert. Schliesslich können auch der Flash-Player, Java, Adobe Reader und andere Produkte von Drittherstellern Sicherheitslücken enthalten. Sie sind ebenfalls regelmässig aufzudatieren. Immerhin kümmern sich die Produkte selbst darum. Sie brauchen nichts weiter zu tun, als den Update-Begehren stattzugeben.

Was die sichere Konfiguration anbelangt, sind Windows 7 und Vista ein Fortschritt gegenüber XP. Die Benutzerkontensteuerung verhindert, dass wichtige Eingriffe ohne Wissen des Benutzers vorgenommen werden können. Das ist lästig, erfüllt aber seinen Zweck. Bei XP fehlt die Benutzerkontensteuerung. Sicherer ist es daher, wenn Sie nicht mit dem Administratorkonto arbeiten, das bei der Installation eingerichtet wird. Nutzen Sie stattdessen ein Benutzerkonto mit eingeschränkten Rechten. Und nie verkehrt ist eine gesunde Portion Misstrauen: Wer nicht jeden Link anklickt und jedes Mail öffnet, ist im Web deutlich sicherer unterwegs.

Optimierungsprogramme: Unzählige Programme kontrollieren, korrigieren, optimieren und defragmentieren. All die Tuning-Programme bringen nur graduelle Verbesserungen und haben auch unerwünschte Risiken und Nebenwirkungen. Die meisten User kommen mit den Werkzeugen über die Runden, die im Betriebssystem enthalten sind. Hilfsprogramme können sinnvoll sein, wenn es konkrete Probleme zu beheben gilt: CCleaner (kostenlos unter www.ccleaner.de) schützt die Privatsphäre, indem es Protokolldateien löscht. Die ebenfalls gratis erhältlichen Glary Utilities finden überflüssige Dateien und obsolete Programme (www.glaryutilities.com). Und PC Decrapifier (www.pcdecrapifier.com) erleichtert brandneue Computer von überflüssigen Programmen, die der Hersteller auf die Maschine gepackt hat.

«Hoffentlich waren die Daten dieses Laptop gut gesichert – Hardware lässt sich ersetzen, verlorene Dokumente nicht. Foto: PD

Quelle: Tages-Anzeiger, Montag, 4. Januar 2010

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