Der Mac frisst unter dem Betriebssystem-Zaun hindurch

Wie man Macs für Windows-Programme öffnet – und für alle Software-Eventualitäten gerüstet ist.

Von Matthias Schüssler

Mac-Anwender nutzen das weltbeste Betriebssystem, das steht für die verschworene Apple-Gemeinschaft ausser Frage. Einen Minuspunkt können allerdings auch deren glühendste Verfechter nicht wegdiskutieren: das eher knappe Softwareangebot. Windows-Anwender schöpfen aus einem ungleich grösseren Fundus.

Ein Manko, das sich wettmachen lässt. Auf neueren Macs mit Intel-Prozessor lassen sich Windows-Anwendungen in Betrieb nehmen. Dafür gibt es unterschiedliche Möglichkeiten:

Bootcamp: Dieses Programm von Apple bereitet die Installation fremder Betriebssysteme vor, indem es einen Bereich der Festplatte, eine so genannte Partition, abtrennt. Auf diese wird das fremde Betriebssystem installiert. Bootcamp zeigt beim Start des Rechners ein Bootmenü an. Es gibt dem Anwender die Wahl, ob er mit Windows oder mit dem angestammten Mac OS X arbeiten will.

Der Nachteil von Bootcamp liegt auf der Hand. Um zwischen Windows- und Mac-Programmen zu wechseln, ist jedes Mal ein Neustart nötig. Dafür laufen die Windows-Anwendungen so schnell, wie sie das auch auf einem vergleichbaren PC tun würden.

Bootcamp ist in Leopard integriert. Als Download für ältere Versionen des Mac OS X gibt es Bootcamp nicht mehr.

Eine virtuelle Maschine: Ein solches Programm «simuliert» einen PC, auf dem sich im laufenden Mac OS X ein weiteres Betriebssystem betreiben lässt. Windows läuft, wie ein normales Apple-Programm, in einem Programmfenster. Der grösste Vorteil einer virtuellen Maschine besteht darin, dass sich Windows- und Apple-Programme nebeneinander nutzen lassen und der Neustart wegfällt. Auch die Installation ist einfacher und kann leicht ungeschehen gemacht werden, weil keine separate Partition nötig ist. Zum Speichern der Daten nutzt das fremde Betriebssystem eine virtuelle Festplatte. Sie enthält alle Dateien der Windows-Installation und tritt unter Mac OS X als einzige grosse Datei in Erscheinung.

Der Parallelbetrieb zweier Betriebssysteme fordert seinen Tribut. Windows-Anwendungen laufen mit reduzierter Geschwindigkeit. Bei Office-Anwendungen oder dem Browser fällt das nicht ins Gewicht. Spiele oder Multimedia-Programme führt man aber besser via Bootcamp aus.

Es gibt mehrere virtuelle Maschinen für den Mac. Die bekannteste ist Parallels Desktop. Sie bietet nützliche Extra-Funktionen wie den Transporter. Er überträgt eine vorhandene Windows-Installation vom PC auf den Mac. Man kann Dateien per Maus und Drag&Drop zwischen Mac und Windows verschieben. Im «nahtlosen» Modus laufen Windows-Programme nicht im Fenster der virtuellen Maschine, sondern wie normale Mac-Programme im eigenen Fenster, und sie erscheinen auch im Dock. Parallels ist für rund 100 Franken bei www.heinigerag.ch erhältlich, Informationen gibt es unter www.parallels.com.

Windows in der Gratis-Box

Eine Alternative zu Parallels ist VMware Fusion (www.vmware.com). Sie kennt auch den nahtlosen Modus und ist für rund 100 Franken zum Beispiel bei brack.ch erhältlich.

Kostenlos ist VirtualBox von Sun (www.virtualbox.org). Sie existiert nicht nur für Mac OS X, sondern auch für Linux und Windows. Sie bietet keinen nahtlosen Modus und ist beim Datenaustausch weniger komfortabel, eignet sich aber bestens für gelegentliche Ausflüge in die Windows-Welt. Die Installation ist unkompliziert. Der Assistent richtet für das angegebene Betriebssystem einen virtuellen PC mit Festplatte ein und startet auch gleich die Windows-Installation – ab da ist alles wie gehabt.

Crossover Mac: Das Projekt will Windows-Anwendungen auf den Mac bringen, ohne dass eine Windows-Installation und -Lizenz nötig ist. Dazu werden alle nötigen Programmschnittstellen nachgebildet. Mit 59.95US-Dollar ist das die billigste Lösung. Allerdings laufen längst nicht alle Programme. www.codeweavers.com

SCREEN TA

Windows und Mac OS in trauter Zweisamkeit.

Quelle: Tages-Anzeiger, Montag, 9. Juni 2008

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