Computer-Games von den Nachwuchstalenten

An der weltgrössten Spielemesse werden Games unabhängiger Entwickler gekürt. Einige der Top-Titel können vorab gratis getestet werden.

Von Matthias Schüssler

Die Spielindustrie ist ein Milliardengeschäft. Die Grossen der Branche, Sony, Konami, Electronic Arts, Activision oder Microsoft, stampfen ihre Titel mit viel Geld und grossen Entwicklungsabteilungen aus dem Boden. So entstehen technisch perfekte, aber nicht unbedingt innovative Games.

Wie beim Film oder in der Musikindustrie kommen belebende Impulse häufig von ausserhalb. Unabhängige Produzenten realisieren mit wenig Geld innovative Konzepte und trauen sich, Ideen abseits des Mainstream umzusetzen. Nebst den kleinen, gewinnorientierten Softwareherstellern sind es auch Studenten oder Schüler, die mit eigenen Gratisspielen frischen Wind in die Game-Landschaft bringen.

Das «Independent Games Festival» ist die Leistungsschau der unabhängigen Spielentwickler. Sie findet seit zehn Jahren als Teil der weltgrössten Spielemesse an der Game Developers Conference in San Francisco statt. Zentral sind die Preise, die in sechs Kategorien vergeben werden, u. a. für technische Ausgereiftheit, Grafik, Sound und Game-Design. Der Hauptpreis ist mit 20 000 US-Dollar dotiert. Wer 2008 einen Preis erhält, entscheidet sich im Februar dieses Jahres. Die Nominationen sind aber bereits bekannt und auf der Homepage des Festivals, auf www.igf.com bei «Finalists & Winners» aufgeführt.

Kreatives Panoptikum

An dieser Stelle können Spielfans das kreative Schaffen der Unabhängigen in Augenschein nehmen. Einige der Anwärter-Titel (leider nicht alle) stehen als kostenlose Testversionen zur Verfügung. Unter «Entrants» sind alle Titel zu finden, die für die Ausmarchung angemeldet wurden – 173 Spiele sind es, in einem bunten Panoptikum abseits der Blockbuster wie «Halo 3», «Fifa 08» oder «Need for Speed». Ein Vertreter aus der Schweiz ist «Battle For Independence» von Jeremy Chatelaine aus Zug.

«Battleships Forever» bietet eine Mischung aus Strategie- und Weltraum-Ballerspiel – nur für Leute, die jederzeit die Übersicht bewahren (www.wyrdysm.com).

«Clean Asia!» heisst ein schräges Spiel mit Vektorgrafik, das sich am Arcade-Klassiker «Asteroids» orientiert (www.cactus-soft.co.nr).

«Globulos.com» ist ein Multiplayer-Sportspiel für den Browser. Es gilt, mit Gummibällen Tore zu schiessen, sich bei «Tic Tac Toe» zu bewähren oder eine Partie Curling oder Volleyball der anderen Art auszutragen (www.globulos.com).

«Synaesthete» (www.synaesthetegame.com) lädt man gratis. Das Spiel ist für die beste Grafik nominiert. Der Clou ist die Wechselwirkung zwischen Musik und Spielfigur.

«Empyreal Nocturne» gehört zu den von Studenten entwickelten Spielen. Es gilt, fliegende Monster mit einer Vogellegion zu bekämpfen (www.empyrealnocturne.com).

«Tri-achnid» präsentiert ein dreibeiniges Wesen, dem man bei der Bewegung, beim Spinnen von Netzen und beim Jagen hilft (www.triachnid.com).

«Rückblende», die Arbeit eines deutschen Uni-Absolventen, ist eher interaktiver Animationsfilm als Spiel. Sie kombiniert eine reale Modell-Landschaft mit Kreide-Animationen.

Es lohnt sich auch, in die Rubriken der Vorjahre zu schauen: «Samorost 2» ist ein bezaubernd schönes Adventure, das 2007 den Preis für das beste Browser-Spiel abgeräumt hat. Es ist für 6.90 US-Dollar unter www.amanita-design.net zu erwerben (der erste Level ist gratis). «Aquaria» ist der Gewinner des Hauptpreises 2007 und ein märchenhaftes Unterwasser-Abenteuer, zu kaufen für 30 Dollar unter www.bit-blot.com/aquaria.

Das Spiel «De Blob» von holländischen Studenten aus Utrecht war 2007 nominiert – und wird heute vom Spielstudio THQ für die Nintendo-Konsole Wii produziert.

SCREEN TA

«Samorost 2»: Bezaubernd-surreales Weltraumabenteuer.

Quelle: Tages-Anzeiger, Montag, 7. Januar 2008

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