Ein Outlook-Rivale tritt auf den Plan

Microsoft erhält Konkurrenz: Evolution verwaltet Mails und Termine und ist gratis. Für den Umstieg braucht es aber eine gute Portion Kaltblütigkeit.

Von Matthias Schüssler

Wer sein Leben digital organisiert, tut das häufig mit Outlook. Microsofts persönlicher Informations-Manager (kurz PIM) wird auf breiter Front, in Unternehmen, KMUs oder privat, eingesetzt. Dabei kann man Outlook viele Mängel ankreiden. Nebst den Sicherheitsbedenken gehört die schwer durchschaubare Bedienung zu den Kritikpunkten. Und die nur unzulängliche Respektierung von Webstandards.

Viele Anwender bleiben bei Outlook, weil Alternativen dünn gesät sind. Zwar gibt es mit Thunderbird (www.mozilla-europe.org) ein exzellentes Mailprogramm und mit Sunbird einen brauchbaren elektronischen Kalender (www.sunbird-kalender.de). Doch sie kümmern sich nur um einen Teil der Daten, die ein Homo informaticus im Griff haben muss.

Alle Daten unter einem Dach

Evolution dagegen verwaltet Mails, Termine, Kontakte, Aufgaben und Notizen unter einem Dach. Die Oberfläche ist wie bei Outlook dreigeteilt, aber übersichtlicher als beim Vorbild. Das Programm kennt sich mit den wichtigen Standards aus – die technischen Stichworte sind Pop3, Imap, Novell Groupwise und Microsoft Exchange. Die einzelnen Module sind simpler gestrickt als in Outlook, aber durchs Band alltagstauglich. Die Suchordner filtern die Mailboxen nach vorgegebenen Kriterien, sodass man wichtige Nachrichten griffbereit hat. Mails können verschlüsselt oder digital signiert verschickt werden. Der Kalender nimmt einmalige oder wiederkehrende Termine auf. Und das Programm läuft in Deutsch.

Evolution wird als quelloffene Software entwickelt, gratis für jedermann. Das Programm stammt vom freien Betriebssystem Linux und läuft dort unter dem Gnome-Desktop. Inzwischen gibt es Versionen für Windows und für Mac OS X. Die Herkunft ist – aus Sicht eines Windows- oder Mac-Anwenders – trotzdem ein dicker Pferdefuss. Das Portieren, die Übertragung auf die fremden Betriebssysteme, ist nicht optimiert. Evolution ist recht langsam und macht bisweilen Ärger beim Drucken. Unter Windows fehlen viele Erweiterungen, etwa für den Datenabgleich mit Palm-Handhelds. Evolution ist in der aktuellen Windows-Version brauchbar – aber man muss sich im Problemfall zu helfen wissen.

Evolution lässt sich für die gemeinsame Datennutzung im Team zur Gruppen-Software (englisch Groupware) aufrüsten und an eine freie Serversoftware anbinden: www.opengroupware.org

Wer nicht auf Evolution setzen will, findet in eGroupWare eine kostenlose offene Groupware-Lösung für die Teamarbeit. Sie läuft nicht als Programm auf dem Computer, sondern wird über den Browser benutzt. Das Funktionsangebot ist vielfältig und flexibel erweiterbar, die Nutzung meistens unkompliziert. Die Hürde hier ist die Installation auf dem Webserver – mit den gesparten Outlook-Lizenzgebühren kann man dafür aber einen Profi anheuern.
www.egroupware.org

Evolution-Projekt: www.gnome.org/projects/evolution, Windows-Version:
http://shellter.sourceforge.net/evolution

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Evolution führt zu einer akkuraten Zeitplanung und Organisation.

Quelle: Tages-Anzeiger, Montag, 2. April 2007

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