Outlook Express Adieu sagen

Thunderbird ist ein neues Mailprogramm: Es ist gratis und wird Microsofts Vorherrschaft knacken.

Von Matthias Schüssler

Vor einem Monat lancierte die Mozilla Foundation Firefox. Seither macht der freie Browser Furore und hat viele Surfer zur Abkehr vom Internet Explorer bewogen. Letzte Woche legte die Mozilla-Entwicklergemeinschaft nach und veröffentlichte Thunderbird: ein Mailprogramm, das antritt, Outlook Express Marktanteile abzujagen. Und wie bei Firefox stehen die Erfolgschancen gut.

Microsoft macht es dem Herausforderer leicht: Outlook Express enthält nach wie vor keine Schutzmechanismen vor Spam. Thunderbird hingegen hat einen Junk-Filter mit umfangreichen Konfigurationsmöglichkeiten. Auch bei den Sicherheits-Features läuft Thunderbird der Konkurrenz den Rang ab: So lädt das neue Mailprogramm keine Grafiken von externen Webservern nach – dieser Trick wird gern von Spammern verwendet, da so nachvollziehbar ist, dass ein Mail angekommen und gelesen wurde. Nur wer das Service Pack 2 von Windows XP installiert hat oder aufwändige Konfigurationen an der Firewall vornimmt, ist mit Outlook Express ähnlich sicher.

Die Mailablage im Griff

Ein praktisches Feature von Thunderbird hilft, auch bei vielen Mails schnell die gesuchte Nachricht aufzufinden. So genannte virtuelle Ordner schaffen Übersicht: Sie enthalten Mails aus beliebigen anderen Ablagen, die bestimmte Kriterien erfüllen – beispielsweise das Etikett «Wichtig» tragen, mit einem bestimmten Betreff überschrieben oder in einer bestimmten Zeitspanne eingetroffen sind. Eingerichtet werden virtuelle Ordner über den Befehl «Bearbeiten > Suchen > Nachrichten suchen». Im Suchfenster sind die Kriterien zu definieren, die eine Nachricht erfüllen muss, um im virtuellen Ordner zu erscheinen. Nachdem die Suche ausgeführt wurde, kann sie über den Knopf «als virtuellen Ordner speichern» abgelegt und jederzeit wiederverwendet werden.

Der Umstieg auf den «Donnervogel» (das heisst «Thunderbird» auf Deutsch) gestaltet sich meist nicht allzu dornenvoll. Über den Importassistenten lassen sich die Kontoeinstellungen, E-Mails und die gespeicherten Adressen aus Outlook Express, Eudora und anderen Mailprogrammen übernehmen. Gestartet wird die Datenübernahme über den Befehl «Extras > Importieren». In unserem Test klappte das auch bei mehreren Zehntausend Mails bestens; allerdings gehen beispielsweise Markierungen verloren (die «Fähnchen», mit denen man in Outlook Express Nachrichten als wichtig kennzeichnet, gehen beim Import verloren). Auch Mailfilter und Signaturen müssen neu erstellt werden – daher sollte man sich für den Umstieg ein bis zwei Stunden reservieren.

Mit Thunderbird beweist das Opensource-Konzept, bei dem eine Gemeinschaft von freiwilligen Entwicklern ohne Gewinnstreben ein Produkt betreut, einmal mehr seine Leistungsfähigkeit.

Thunderbird (gratis für Windows, Mac OS X und Linux, ca. 6,8 MB):
www.thunderbird-mail.de

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Der Donnervogel, so der deutsche Name für Thunderbird, bringt Post.

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Spam filtert Thunderbird aus.

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Übersicht dank virtueller Ordner.

Quelle: Tages-Anzeiger, Montag, 13. Dezember 2004

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