Smartphones: Klug zu sein, ist nicht genug

Smartphones sind Telefon und Kleincomputer in einem. Die aktuellen Modelle erfüllen diese Doppelrolle ganz passabel.

Von Matthias Schüssler

Die Smartphones der jüngsten Generation können auch langjährige PDA-Anwender zum Umstieg bewegen, beispielsweise Fredy Ott, den langjährigen Präsidenten des Psion User Club of Switzerland. Er arbeitet seit kurzem mit einem Sony Ericsson P800. Und nicht bloss, weil Psion seit zwei Jahren keine PDAs für Endanwender mehr produziert: «Eine perfekte Two-in-one-Lösung ist der P800 noch immer nicht, aber es lässt sich ganz ordentlich damit arbeiten.»

Ein Smartphone ist ein Alleskönner, der auf zwei Hochzeiten tanzend eine gute Figur macht: Es bietet alle Funktionen, die die Kundschaft von einem Mobiltelefon erwartet. Gleichzeitig beherrscht es die komfortable Verwaltung von Terminen und Adressen und gleicht diese Daten mit dem Bürocomputer ab. Obendrein weiss das Multitalent mit E-Mail und MP3 umzugehen und ist auch eine Digitalkamera.

Mehr als ein PDA mit Telefonmodul

Was nach einer Traumkombination klingt, hat in der Praxis Haken und Ösen. Wie gross darf, wie klein muss ein Smartphone sein? Die Benutzer eines Palm-PDA, Pocket-PC oder Psion-Handheld sind sich vergleichsweise grosse Displays und komfortable Eingabemöglichkeiten per Stift oder Komplett-Tastatur gewöhnt – darauf wollen sie nicht verzichten. Doch weil die meisten Leute ihr Mobiltelefon immer dabeihaben möchten, sollte das Gerät so kompakt und handlich wie irgendein Allerweltshandy sein.

Dass Smartphones sich an den Abmessungen gängiger Mobiltelefone orientieren müssen, zeigt das «Smartphone der ersten Stunde», Nokias Communicator. Gross und schwer, wie er ist, eignet ersich nur für Manager ohne Freizeit. Auch aufgepeppte PDAs wie der gefloppte WA 3050 von Sagem oder der Pocket Loox von Fujitsu-Siemens sind zu unhandlich für einen ständigen Begleiter.

Bei den «inneren Werten» setzen die Hersteller unterschiedliche Prioritäten, doch bei zwei Punkten sind sie sich einig: Ein Smartphone muss die Datensynchronisation ermöglichen (vom Computer aufs Handy und umgekehrt), und es muss ein offenes Betriebssystem haben. Offen bedeutet, dass der Benutzer eigene Anwendungen installieren kann. Die drei Handy-Betriebssysteme, das PalmOS des Treo, Symbian und auch Microsoft Pocket PC sind ausbaubar, auch wenn die Hersteller aus Sicherheitsgründen meist nur geprüfte Anwendungen zulassen.

Abgesehen vom gemeinsamen Nenner Synchronisation und Erweiterbarkeit haben die Smartphone-Hersteller unterschiedliche Vorstellungen von den Bedürfnissen ihrer Kunden. Orange als Mitentwickler des SPV will das Microsoft-Smartphone möglichst eng an Windows und Outlook koppeln. «Der Einsatz eines PDA erübrigt sich», sagt Orange-Pressesprecherin Therese Wenger: «Das SPV deckt die wichtigsten Funktionen eines PDA ab.» Petra Ullmann, Produktemanagerin bei Siemens Mobile, hingegen will Smartphone nicht allein anhand technischer Eigenschaften definiert wissen, sondern bringt den Lifestyleaspekt ins Spiel: «Wichtiger, als alle möglichen Features im Gerät zu etablieren, ist die verständliche und intuitive Bedienung.» Es bleibe der Vorliebe des Endusers überlassen, ob er ein Smartphone oder Handy und PDA einsetzt, so Petra Ullmann.

Die meisten Hersteller glauben wie Orange daran, dass reine PDAs über kurz oder lang nur geringe Chancen haben werden. Handspring will nur noch Kombigeräte wie den Treo entwickeln.

Reine PDAs werden es schwer haben

Palm als PDA-Hersteller geht davon aus, «dass in den nächsten drei bis sechs Jahren die Verschmelzung von Sprache und Datenübertragung rapide voranschreiten wird». Palm wird sein Smartphone, den bisher in den USA erhältlichen Tungsten W, auch in der Schweiz einführen, sieht aber auch künftig ein Wachstumspotenzial im PDA-Markt.

Quelle: Tages-Anzeiger, Montag, 19. Mai 2003

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