FontLab 4.0

Schriften im Laborexperiment

Nicht jeder hat das Zeug zum Schriftendesigner. Dennoch gibt es gute Gründe, sich ein Font-Bearbeitungsprogramm anzuschaffen. Sei es, um die wichtigsten Fonts auf den Euro zu trimmen oder um andere Sonderzeichen bereitzustellen.

MATTHIAS SCHÜSSLER Auch mit so einem tollen Tool wie FontLab sollte man sich nicht der Illusion hingeben, nun Schriften gestalten zu können, die der Frutiger oder Univers den Rang ablaufen. Dies bleibt auch mit dem besten Tool den Künstlern mit dem dafür unabdingbaren Talent vorbehalten.

Doch auch ohne überrissene Ambitionen ist eine Schriftbearbeitungssoftware immer mal wieder hilfreich. Aktuelles Beispiel ist die Euro-Ein­füh­rung: Nur die neuesten Schriften enthalten das runde E mit dem doppelten Querstrich, die Lieblings- und Hausschriften hingegen können nicht mit diesem Symbol aufwarten. Wer häufig Preise in der neuen europäischen Wäh­rung setzt, vergeudet jedes Mal Zeit damit, das Währungszeichen in einer anderen, entsprechend ausgerüsteten Schrift zu setzen. Glücklich, wer in diesem Fall einen Fonteditor sein Eigen nennt: mit diesem Programm lässt sich das Zeichen mit recht wenig Aufwand in bestehende Schriften integrieren.

In FontLab würde man wie folgt vorgehen; die Prozedur in anderen Schrifteditoren ist analog: In einem ersten Schritt wird die «anzureichernde» Schrift geöffnet. Als Nächstes gilt es, aus einer anderen Schrift das Euro-Zeichen einzukopieren. Gegebenenfalls lässt es sich auch als Vektor-Outline via Zwischenablage übernehmen, indem in Illustrator das Symbol aus einer passenden Schrift gewählt und in Konturen umgewandelt wird. Wichtig: Das Euro-Symbol hat den ANSI-Zeichencode 128 und muss an dieser Stelle abgelegt werden, damit (unter Windows) der Tastaturbefehl «Alt Gr–E» funktioniert.

Über die Funktionen Transformieren kann FontLab das Aussehen eines Standard-Eurozeichens dem Schriftschnitt angleichen, etwa, indem der Befehl «Fett» oder «Kursiviere» angewendet wird.

Euro-E im Akkord

Wem diese Arbeit zu aufwändig erscheint oder wenn kein Fonteditor zur Verfügung steht, der kann auch ein eigens für die «Euroisierung» geschaffenes Programm eingesetzt werden: EuroFonter (siehe Kasten rechts).

Nicht nur das liebe Geld kann ein Motiv darstellen, Hand an eine Schrift zu legen. Manch einer mag einen Sinn darin sehen, Firmenlogos in eine Schrift abzulegen oder eigens generierte Sinnbilder in Standardschriften einzubauen oder eigene Ikönchen-Fonts anzulegen – denn wenn es darum geht, solche Sinnbilder in einem Lauftext unterzubringen, ist ein richtiges Schriftzeichen viel leichter zu handhaben als eine eingebettete Grafik. Ein Beispiel ist etwa der Mondphasen-Font, welcher in einem Kalender zum Einsatz kommt und je ein eigenes Schriftzeichen für Voll-, Halb- und Leermond bereithält.

Wer im Bereich Typografie keine Berührungsängste hat und sich für unkonventionelle Projekte auch im unendlichen Fundus der Internetschriftsammlungen bedient, kann mit dem Fonteditor die oft fehlenden Umlaute und Sonder­zeichen nachrüsten – denn ausgerechnet den schönsten und ausgeflipptesten Star-Trek-Fonts fehlen immer die Umlaute oder Akzentzeichen, welche die deutsche oder französische Sprache nun mal benötigt. Doch mit dem Fonteditor sind a, e, o und u schnell kopiert und mit Pünktchen und oder Aigu verziert.

Mit den leistungsfähigen Transformationswerkzeugen, wie sie in FontLab enthalten sind, können auch unbegabte Schriftendesigner ein Euro-Symbol erstellen, das sich recht gut in eine bestehende Schrift einfügt.

Quelle: Publisher, Dienstag, 12. März 2002

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Thema: Fonts
Nr: 4260
Ausgabe: 02-2
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