Der Tüftel-Saga dritter Teil ist da

Wer sich an den vertrackten Rätseln von «Myst» und «Riven» die Zähne ausbiss, darf jetzt an «Exile» verzweifeln.

Von Matthias Schüssler

«Myst» erschien 1993 und gilt heute als meistverkauftes Computerspiel der Welt. Mehr als zehn Millionen Tüftler liessen sich in die Welt von «Myst» und die des Nachfolgers «Riven» entführen.

Doch nicht nur die Verkaufszahlen machen «Myst» zu einem Meilenstein der Spielgeschichte. Der Titel hat ein eigenes Genre geschaffen, das nicht von Spektakel und Action lebt, sondern von einer einlullend surrealen Atmosphäre. In einem technoiden Universum gilt es, einem Mysterium auf die Schliche zu kommen. Das Geheimnis lüftet sich, je mehr der rätselhaften Maschinen und Mechanismen der Spieler in Gang setzt.

Bewährtes Spieleprinzip . . .

An diesem Prinzip hat sich in «Myst III: Exile» nichts geändert. Die Geschichte schliesst an die beiden Vorgänger an und konfrontiert den Spieler mit einem von Rachegedanken erfüllten Antagonisten Saavedro. Er wird in den Filmsequenzen von Brad Dourif verkörpert. Der Schauspieler, der es 1975 mit dem Streifen «Einer flog über das Kuckucksnest» zu einer Oscar-Nominierung gebracht hat, ist nach eigenem Bekunden ein «Mystery Man» der ersten Stunde und hat Teil 1 der Saga erfolgreich enträtselt.

Auf den Spuren von Saavedro sind fünf Welten zu entdecken, von der jede eigene Eigenarten hat: Tomahna zum Beispiel ist eine blühende Oase am Wüstenrand, J’nanin dagegen eine Einöde aus schroffen Granitklippen.

. . . neue Technik

Für «Myst III» hat der Hersteller, das Presto-Studio, eine neue Engine entwickelt. Dieser «Spielemotor» soll wiederum Massstäbe setzen, indem er es dem Spieler zum ersten Mal erlaubt, sich frei um seine eigene Achse zu drehen und nach oben und unten zu schauen. Denn nach wie vor arbeitet «Myst» nicht mit «echter» 3-D-Grafik, d. h. berechnet die dreidimensionalen Bilder nicht während der Ausführung, sondern präsentiert vorgefertigte Grafiken. Dies macht den Ablauf weniger hektisch und gibt auch älteren Computern eine Chance (Windows: PII mit 233 MHz; Mac 233 G3 mit MacOS 8.1). Schön gelungen ist die Integration der Filmsequenzen in die 3-D-Ansichten.

Wer mit den ersten Folgen ungezählte Stunden verbrachte, wird «Myst III: Exile» ohne Bedauern Wochenenden und Feierabende opfern. Die Rätsel sind, subjektiv betrachtet, einen Tick leichter geworden.

Infos: ABC Software, 9466 Sennwald, (081) 758 14 00
Hilfestellung für Steckengebliebene: http://gamespot.com/gamespot/guides/pc/myst_3

SCREEN WWW.MYST3.COM

J’nanin: Eine «Myst»-Welt, wie sie im Buch steht – nun sogar mit Rundum-Blick zu bewundern.

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Die Edanna-Welt im Entwurf des Künstlers

Quelle: Tages-Anzeiger, Montag, 10. September 2001

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Thema: B&C
Nr: 3543
Ausgabe: 01-910
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