Verschlüsseln und verstecken

Mit der Steganografie lassen sich PC-Daten schützen: Der Trick ist Tarnung.

Von Matthias Schüssler

Die Steganografie ist die Wissenschaft der versteckten Kommunikation: Informationsübermittlung, die möglichst unentdeckt bleibt. Der Trick der Steganografen ist die Tarnung. Eine brisante Botschaft wird in einer harmlosen versteckt, sodass ein mitlauschender Feind nicht einmal merkt, welch hoch explosive Nachrichten an ihm vorbeiziehen.

Die Methoden der Tarnung sind überaus vielfältig. Längst nicht nur digitale Botschaften lassen sich mit der Steganografie verstecken. Ganz im Gegenteil – die Geschichte des «verborgenen Schreibens» ist mehrere Tausend Jahre alt, und seither haben findige Kriegsherren und Spione ebenso wie listige Thriller-Autoren unzählige Tricks ausgedacht. Der griechische Geschichtsschreiber Herodot erwähnt bereits im Jahr vierhundert vor Christus die verblüffende Idee, die Botschaft dem Boten auf den kahlen Schädel zu tätowieren und sie dann von den spriessenden Haaren kaschieren zu lassen. Den Römern dauerte diese Methode vermutlich zu lange, deshalb benutzten sie unsichtbare Tinte, beispielsweise Essig oder Fruchtsäfte: Der Text erscheint, wenn das Papier erhitzt wird.

Geimpfte Klänge und Bilder

Im Zeitalter der elektronisch übertragenen Botschaften ist Zaubertinte nicht hilfreich. Doch auch E-Mails lassen sich mit geheimen Infos impfen – beispielsweise indem ein harmloser Text so formuliert wird, dass die Anfangsbuchstaben jedes einzelnen Worts die eigentliche Botschaft ergeben. Weniger Zeit raubend als solch manuelles Codieren ist der Einsatz von Software, wie sie zum Beispiel in der Stegano Security Suite enthalten ist. Der Stegano-Dateimanager verpackt beliebige Dateien in ein digitales Bild oder auch in eine Klangdatei. Diese Trägerdatei lässt sich per Internet verschicken oder auf eine Website laden, ohne dass ein uneingeweihter Betrachter Verdacht schöpft. Die «Impfsoftware» verändert Bilddateien normalerweise auf eine für das menschliche Auge nicht erkennbare Weise — die eingebettete Datei haben wir für die kleine Abbildung mit einem Trick sichtbar gemacht.

Die Stegano Security Suite enthält verschiedene Mechanismen, um sensible Daten vor dem Zugriff Unbefugter zu schützen. Die versteckten Dateien werden zusätzlich verschlüsselt, sodass auch nach der Enttarnung einer Trägerdatei der Inhalt ohne Passwort nicht eingesehen werden kann. Neben dem Dateimanager enthält die Security Suite auch einen Datei-Shredder, ein (unpraktisches) E-Mail-Verschlüsselungsmodul und einen Passwortmanager.

Meine Bilder gehören mir

Eine zweite Steganografie-Anwendung ist der Schutz von Bilddateien vor unberechtigtem Kopieren. Statt einer geheimen Botschaft wird eine Urheberidentifizierung in das Bild eingewoben. Dieses digitale Wasserzeichen ist so robust, dass es viele Bearbeitungsschritte übersteht und auch in einem ausgedruckten und wieder eingescannten Bild nachgewiesen werden kann. Entsprechende Produkte sind u. a. von Digimarc (www.digimarc.com) erhältlich; deren Software ist im Profi-Bildbearbeitungsprogramm Adobe Photoshop bereits eingebaut.

Ein grosses Manko hat das Konzept der Security Suite allerdings – ist sie auf einem PC installiert, liegt der Gedanke nahe, dass auf der Festplatte versteckte Informationen vorhanden sind. Um das Konzept wasserdicht zu machen, müsste sich die Software selbst ebenfalls tarnen: Beispielsweise als süchtig machendes Solitär- oder Tetrisspiel.

Demcom Steganos Security Suite 3, 78 Franken, Trade Up, 6030 Ebikon, 041 445 70 20

BILDER TA

Geheimniskrämer sagen es durch die Blume: In diesem Bild ist unsichtbar eine Datei eingebettet. Das kleine Bild zeigt, künstlich hervorgehoben, die geheime Fracht.

Quelle: Tages-Anzeiger, Montag, 12. März 2001

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Nr: 3636
Ausgabe: 01-312
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