Cyberpapier für Web und CDs

Wenn HTML als plattformübergreifendes Format nicht ausreicht, hilft Acrobat PDF weiter.

Von Matthias Schüssler

Das HTML-Format erweckt die allermeisten Webseiten zu virtuellem Leben. In ihren Möglichkeiten ist die «Hypertext Markup Language» aber beschränkt. In der Kummerbox der letzten Woche haben wir das PDF-Format als Alternative vorgeschlagen, die es beispielsweise ermöglicht, Seiten vor unbefugtem Kopieren zu schützen. Auf Grund etlicher Anfragen stellen wir das «Portable Document Format» genauer vor.

Virtuelles Papier mit Zusatznutzen

PDF basiert auf der Seitenbeschreibungssprache Postscript, dem unangefochtenen Standard der grafischen Industrie. Dank dieser Herkunft ist das Format in der Lage, auch komplex gestaltete Seiten abzubilden. Es eignet sich sehr gut für die Archivierung: Viele Zeitschriften werden im PDF-Format digital abgelegt. HTML, das Webformat, verfügt hingegen nur über rudimentäre Möglichkeiten zur grafischen Gestaltung.

Doch PDF lässt sich nicht nur als virtuelles Papier einsetzen: Das Format unterstützt auch Hyperlinks, Volltextsuche, Verschlüsselung, Scripting und Formulare. Für interaktive PDF-Anwendungen stehen programmierbare Schaltflächen zur Verfügung, bei Bedarf können Sounds oder Videos integriert werden. Anders als bei HTML kann ein PDF mehrere Seiten enthalten. Die Grafikdateien und die Schriften werden in eine einzige Datei eingebettet. Dadurch ist PDF prädestiniert für den Datenaustausch, zum Beispiel per E-Mail. Ist das PDF einmal wunschgemäss gespeichert, besteht keine Gefahr, dass die Verknüpfung zu den Bildern oder Schriften verloren geht.

Acrobat Reader, ein Viewerprogramm, mit dem sich PDF-Dateien anzeigen und drucken lassen, steht gratis für alle wichtigen Computerplattformen (Windows, Mac, Linux, Unix, DOS) zur Verfügung. Sie können Adobe Acrobat Reader gratis unter http://www.adobe.com/ herunterladen. Mit dem Browser-Plugin von Acrobat Reader können PDF-Dateien im Internet genau wie HTML-Seiten verwendet und im Surfprogramm dargestellt werden.

PDF-Dateien lassen sich aus jedem Programm erstellen, mit dem gedruckt werden kann: Dafür wird ein spezieller Druckertreiber im Betriebssystem installiert. Schickt ein Programm Daten an diesen Druckertreiber, werden diese nicht an ein Ausgabegerät weitergeleitet, sondern in einen virtuellen Ausdruck in Form einer PDF-Datei umgewandelt. Die Datei lässt sich weiterbearbeiten: Man kann Seiten löschen, hinzufügen oder umstellen, Hyperlinks definieren, die Datei durch Verschlüsselung schützen und mehr. Auch lassen sich Seiten unterschiedlicher Herkunft zu einer Datei kombinieren.

Wer PDFs selber erstellen möchte, kann das mit Adobes Programm Acrobat 4 tun. Dieses ist für 485 Franken unter http://eurostore.adobe.com/ erhältlich. Es geht aber auch billiger: Da Adobe das Format offen gelegt hat, gibt es günstige Shareware-Programme (die aber auch nicht alle Funktionen unterstützen):

win2pdf ist für 35 US-Dollar unter http://www.daneprairie.com/ erhältlich.

PDF Driver 4.0 bietet mehr Funktionen und kann bei http://www.zeon.com.tw/ heruntergeladen werden. Dieses Tool ist für 49.95 US-Dollar zu registrieren.

Gratis mit Ghostscript

Noch günstiger fährt, wer Ghostscript zum Erstellen eigener «portabler Dokumente» einsetzt – denn mit dieser freien Software bekommt man PDFs zum Nulltarif. Ghostscript kann Postscript am Bildschirm interpretieren. Damit lassen sich Daten, die für die Ausgabe auf einer Druckmaschine vorgesehen sind, auch auf einem «normalen» Laserprinter oder Inkjet drucken. In der aktuellen Version 6.01 ist Ghostscript in der Lage, PDF zu speichern. Allerdings brauchts für Ghostscript deutlich mehr Fachwissen als für die anderen Programme. Ghostscript tritt nicht automatisch in Aktion, sondern will mit dem richtigen Dateiformat gefüttert werden. Dazu muss man die Druckausgabe aus seinen Programmen in eine Postscript-Druckdatei umleiten, wofür ein entsprechender Druckertreiber im System zu installieren ist. Downloaden kann man sich Ghostscript unter http://www.aladdin.com/.

Adobe bietet zusätzlich einen webbasierten Service zum Umwandeln von verschiedenen Dokumentenarten, darunter Office-Dateien. Sie können diesen unter http://createpdf.adobe.com/ testen.

Am einfachsten werden es die Benützer eines Macintosh haben: Die kommende Version des Apple-Betriebssystems, MacOS X, wird standardmässig PDFs anzeigen und erstellen können.

Umgewandelt in eine PDF-Datei, kann diese Tabelle auch auf Computern ohne Excel eingesehen werden.

Quelle: Tages-Anzeiger, Montag, 19. Juni 2000

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