Max Frisch multimedial…

(msc) Max Frischs «Homo Faber» auf CD-ROM? Erst mal fällt einem zu der Scheibe, die beim Hersteller «terzio» unter dem Oberbegriff «LiteraMedia» läuft, bloss ein gewichtiger Nachteil ein: Eine CD-ROM kann man nicht in der Badi benützen wie ein Taschenbuch, denn sie fesselt den Frisch-Fan an den Computer. Steckt die CD erst mal im Rechner, offenbart sich ein schöner Vorteil: Man kann zurücklehnen und horchen. Einen Teil des Textes liest Max Frisch selbst, die übrigen Passagen der Schauspieler Charles Brauer. Leider merkt sich das Programm nicht, wo man die Aufzeichnung unterbrochen hat, so dass die Lesung immer jeweils wieder am Anfang einer Seite beginnt.

Neben Volltextsuche bietet die CD auch eine Reihe an Zusatzinformationen zu dem Roman über den identitätssuchenden Maschineningenieur, Zufall und Unberechenbarkeit des Lebens und Inzest. Am virtuellen «Seitenrand» finden sich kurze Erklärungen zum Text; wobei einzelne Worte als Hyperlinks angelegt sind, welche direkt zu den Wort- und Sacherläuterungen führen. Die Entstehungsgeschichte des Romans wird aufgerollt, und weiter beschäftigt sich die CD-ROM auch mit dem Leben und Gesamtwerk des 1991 verstorbenen Schriftstellers. Tondokumente aus Reden Frischs sind ebenso abrufbar wie Interviewausschnitte. Germanistikstudenten finden eine literaturwissenschaftliche Textbesprechung und werden mit Hilfe der CD bei der Suche nach weiterer Sekundärliteratur fündig. Schliesslich erhalten auch die Literaturkritiker das Wort, die sich teilweise recht ablehnend äussern. Eine interessante CD und ein neuer Weg, sich diesem Werk Frischs zu nähern. Die technische Umsetzung orientiert sich allerdings sehr an der Linearität des Buches und weniger an den Möglichkeiten des Mediums CD-ROM.

Frisch: Homo Faber, ISBN 3-9329992-42-3, Terzio, bei Trade-Up, www.tradeup.ch, Fr. 32.–.

Quelle: M+K Computer-Markt, Montag, 9. August 1999

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Metadaten
Thema: CD-ROMs
Nr: 311
Ausgabe: 99-8
Anzahl Subthemen: 1

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Tabb: FALSCH