Rickenbach: Neue Dorfbibliothek in der alten Metzg mit Apéro eingeweiht.

«S Büecherwürmli het e neui Heimet»

Die dreissigjährige Odyssee der Rickenbacher Schul- und Gemeindebibliothek hat ein Ende: Am letzten Samstag wurde sie mit einem Apéro offiziell an ihrem neuen Standort wiedereröffnet. Die Räumlichkeiten in der Gemeindeliegenschaft «alte Metzg» stiessen bei den Rickenbacher Bücherwürmern auf einhellige Begeisterung.

(msc) Die Rickenbacher Gemeindebibliothek war bis anhin bloss geduldet gewesen, konstatierte Ruth Bühlmann von der Bibliothekskommission. Vor dreissig Jahren hatte die Büchersammlung ihren ersten Standort im Pfarrhaus in Rickenbach gehabt, um dann in einer Odyssee alle paar Jahre umziehen zu müssen, sobald die eigentlichen Eigentümer Eigenbedarf anmeldeten. Zuletzt war sie in einem Schulzimmer in Sulz untergebracht gewesen – «klein, eng und versteckt», wie Bühlmann fand.

Die Zeit der «Wanderbibliothek» ist vorbei, nun haben die Rickenbacher Leseratten ihren eigenen Raum – und der gefällt ihnen ausgezeichnet. Am Apéro zur Eröffnung von letztem Samstag waren sie des Lobes voll über den grossen, hellen, freundlichen Raum. Häufige Biblibenutzer meinten, das Schmökern mache nun noch mehr Spass und seltene Buchausleiher äusserten den Vorsatz, nun häufiger nach Lektüre Ausschau zu halten. Auch die Kinderecke mit den Bilderbüchern, Spielen und Kassetten fand Lob – die Kissen auf den Sitzstufen laden schliesslich geradezu zum Verweilen und Im-Bücher-Blättern ein.

Zentrumswirkung

Gemeindepräsident Werner Schaffitz betonte die Zentrumswirkung, die die neue Bibliothek zusammen mit Gemeindehaus, Bank und Post ausüben werde. Schulpflegepräsident Thomas von Meienburg dankte in seiner kurzen Ansprache im Rahmen des «offiziellen Teils» allen Beteiligten und wies darauf hin, dass mit dem neuen Raum auch der Computer Einzug in die Bibliothek gehalten habe. Alle 4500 Medien sind in einer Datenbank erfasst und können am Bildschirm abgefragt werden. Rund sechs Monate hatte die Erfassung gedauert, für die Benutzer macht sich der Aufwand aber bezahlt, denn die Recherche wird bedeutend einfacher und schneller. Lediglich ob ein Buch ausgeliehen ist, sieht der Benutzer nicht, denn der öffentliche Rechner ist nicht mit dem Hauptcomputer vernetzt. «Aber das kann ja noch kommen», meinte der Gemeindepräsident auf einen entsprechenden Einwand der Hettlinger Bibliotheksbeauftragten, die dem Apéro beigewohnt hatte.

Doch nicht nur die Bücher, auch die Benutzer sind im Computer erfasst und werden über einen Strichcode identifiziert. Damit konnte sich der Schulpräsident nur schwer anfreunden: «Ich bin aber davon überzeugt, dass man die Bibliotheksbenützer auch weiterhin als Kunden und nicht als anonyme Nummern sehen wird». Sein Geschenk an die Bibliothekskommission für die geleistete Arbeit sollte diesem Wunsch Ausdruck verleihen: Der überreichte Gutschein war ebenfalls als für Menschen unverständlichen Strichcode chiffriert, doch von Meienburg entschlüsselte das Geheimnis: Der Gutschein war eine Einlandung zum gemeinsamen Nachtessen für die Bibliothekskommission.

Einzug der Bücherwürmer

Trotz der Computer ist die Rickenbacher Bibliothek «heimelig» genug, dass die Bücherwürmer bereits Einzug hielten: 23 von ihnen rankten sich auf den Gestellen und Fenstersimsen. Rickenbacher hatten die Bibliotheksbewohner aus Stoff, Filz, Kork, Holzperlen und Pelz für die neue Bibliothek gebastelt, nachdem der «Rickenbacher» dazu aufgerufen hatte. In der nächsten Nummer des Gemeindeblatts wird der Sieger gekürt.

Quelle: Der Landbote, Dienstag, 9. Dezember 1997

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Thema: Schul- und Gemeindebibliothek eingeweiht
Nr: 165
Ausgabe: 97-285
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