Geistreiches Software-RIP

Die Vorteile von PostScript liegen auf der Hand und haben dieser Seitenbeschreibungssprache im Profi-Bereich zum Durchbruch verholfen. Ganz anders bei den Laien – sie machen meist einen Bogen um PostScript und behelfen sich mit anderen Grafikformaten. Verständlich, denn das Handling von PostScript-Dateien ist ziemlich komplex. Kein Betriebssystem ausser das kaum verbreitete NeXT kann PostScript direkt anzeigen. Für die Bildschirmdarstellung gelangt in den Programmen daher eine niedrigauflösende Bildschirmdarstellung oder gar nur ein grauer Kasten zum Einsatz. Erst bei der Ausgabe mit hochwertigen Laserdruckern, entsprechend aufgerüsteten Ink-Jets oder Belichtern kommt die PS-Qualität zum Tragen.

Für ambitionierte Laien, die nicht auf die Vorteile von PostScript verzichten wollen, steht ein Hintertürchen offen: Mit «Ghostscript» steht ein kostenloser PostScript-Interpreter zur Verfügung, der PostScript-Code professionell rippt. Ganz UNIX-like ist Ghostscript befehlszeilenorientiert und verfügt über eine reichlich kryptische Syntax (kann dafür aber via Batch-Dateien o.ä. benutzt werden!). Der folgende Aufruf würde beispielsweise die Datei Test.PS auf einem HP Laserjet 4 ausgeben:

gs386 -q -dNOPAUSE -sDEVICE=ljet4 Test.ps -c quit

Falls Sie nicht auf solche Aufrufe stehen: Es gibt mittlerweile das Programm GSView, das die Funktionalität über eine grafische Benutzeroberfläche bereitstellt.

Wärmstens zu empfehlen

Ghostscript kann PostScript und PDF-Dateien am Bildschirm darstellen – eine auch für Profis enorm interessante Funktion, die unter Umständen teure Fehlbelichtungen verhindert. Die zweite Fähigkeit von Ghostscript ist die Umsetzung von PostScript-Dateien für nichtpostscriptfähige Drucker. Das Ghostscript-Paket enthält eine Vielzahl von Treibern zur Ansteuerung verschiedener Druckermodelle. Doch sogar bei einem vorhandenen PostScript-Gerät kann Ghostscript die Druckausgabe optimieren: Falls der Computer einen wesentlich schnelleren Prozessor oder einen besseren Speicherausbau verfügt, lässt sich die PostScript-Ausgabe in vielen Fällen durch den Einsatz von Ghostscript beschleunigen.

Auch für die Bearbeitung von EPS-Dateien bringt Ghostscript nützliche Funktionen mit: So können Prieviews in verschiedenen Formaten erzeugt (oder auch wieder gelöscht) werden.

Seit Version 3.33 unterstützt Ghostscript auch Adobe Acrobat und enthält einen Interpreter für das Portable Document Format. Ghostscript zeigt PDF-Dateien an, druckt sie aus oder verwandelt sie wieder in Post-Script zurück; Hypertext-Verweise oder Anmerkungen werden allerdings nicht berücksichtigt. Seit Version 4.0 konvertiert Ghostscript auch PostScript-Dateien nach PDF, fungiert also als Ersatz für den Distiller.

Unix, Mac und Windows

Ghostscript erweist sich in der Praxis als äusserst robuster und zuverlässiger PostScript-RIP, und ist für alle gängigen Betriebssysteme erhältlich. Sie können die aktuelle Version 5.03 aus unserem Download-Bereich herunterladen. msc

Überzeugende RIP-Fähigkeit: Ghostscript mit dem Windows 95-Frontend GSview zeigt die Original-Druckdatei an, die auch für die Belichtung verwendet wurde.

Als Besitzer eines aktuellen Adobe-Programms finden Sie den «Adobe-PS-Driver 4.11» auf der Programm-CD. Zudem können Sie über uns die Swip S.I.S.-CD beziehen mit der aktuellen Vollversion des Treibers. Mehr Infos dazu im PUBLISHER-Shop (S. 7).

Quelle: Publisher, Montag, 1. Dezember 1997

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Metadaten
Thema: Profi-Tips für mehr Produktivität
Nr: 175
Ausgabe: 97-4
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