Schüssler

Es muss nicht immer nur Wikipedia sein

Wikipedia ist grossartig. In gut 20 Jahren hat sich auf dieser Website eine unfassbare Menge an Menschheitswissen angesammelt, das uns per Klick zur Verfügung steht. Kein Wunder, dass viele unserer Onlinerecherchen bei diesem Lexikon anfangen. Wichtig ist indes, dass sie nicht dort aufhören.

Denn Wikipedia ist oft zu langatmig. Es gibt Wissensquellen, die uns für einen kurzen Überblick schneller ans Ziel bringen. Falls ein einziger erklärender Satz ausreicht, dann ist Sprachnudel.de eine hervorragende Anlaufstelle: Das ist ein Wörterbuch, das viele sprachliche Informationen zu Orthografie, Silbentrennung und Wortherkunft liefert, ebenso eine kurze, knackige Definition. Da die «Sprachnudel» als Wörterbuch für Umgangssprache entstanden ist, finden sich dort auch viele Begriffe, die wir im Duden vergeblich suchen.

Klexikon.de ist das Wörterbuch für Kinder. Es erklärt Dinge in leicht verständlicher Sprache, simplifiziert aber nicht. Wir müssen uns somit auch als Erwachsene nicht schämen, es zu verwenden. Und der Brockhaus als klassisches Gegenstück zum freien, von Nutzern geschriebenen Lexikon lebt im Netz weiter: Unter Brockhaus.de ist er für eine Jahresgebühr ab 60 Euro abrufbar.

Das Web hilft, über den Wikipedia-Tellerrand hinauszublicken. Manche Themen sind in der Wikipedia nicht vertreten, weil sie nicht den Relevanzkriterien entsprechen. Diese Inhalte finden sich auf Pluspedia.org: «Jedes seriöse Wissen ist willkommen», schreiben die Macher – und stellen fest, dass sie Menschenrechte und Multikulti hochhalten und «keine AfD-Beweihräucherungs-Plattform» sind.

Die Google-Buchsuche ist eine gute Ergänzung. Unter books.google.ch recherchieren Sie im Volltext von 40 Millionen Sachbüchern und Belletristiktiteln. Der Google Ngram Viewer (books.google.com/ ngrams) zeigt auf einer Zeitleiste, wie oft ein Begriff über die Jahre in den gescannten Büchern vertreten ist. Das lässt Rückschlüsse auf Trends und den Zeitgeist zu – selbst wenn auch dieses Werkzeug mit einer kritischen Distanz genutzt werden sollte.

Mit Retrobibliothek.de blicken Sie aus zeitlicher Distanz auf ein Thema. Hier finden sich Enzyklopädien wie «Meyers Konversationslexikon» in den Ausgaben, deren Urheberrecht abgelaufen ist: Hier erfahren wir etwa, wie die Gotthardbahn im Lexikoneintrag von 1894 beschrieben wird.

Wolfram Alpha bringt Zahlen und Fakten ins Verhältnis. Wolframalpha.com ist auf Wissen spezialisiert, das sich in Zahlen fassen lässt: Die Einwohnerzahl von Zürich, die Zahl der Kellnerinnen und Kellner in den USA oder die Körpergrösse von Elon Musk. Ihre eigentliche Stärke liegt darin, Daten ins Verhältnis zu setzen: Sie verrät auf Knopfdruck den Anteil der Schweizerinnen und Schweizer, die im Kanton Zürich wohnen, oder wie weit der Jupiter gerade von der Erde entfernt ist.

Für viele Themen gibt es Spezialisten. Für Filme und Fernsehserien ist das die Internet Movie Database (IMDB.com). Music Brainz (Musicbrainz.org) hat als Verzeichnis für Musikträger begonnen und sich zu einer offenen Enzyklopädie für Musik weiterentwickelt. Dieses Angebot wird durch Songfacts.com ergänzt, wo Anekdoten zu Songs und Bands zusammengetragen werden.

Auch Google Arts & Culture lädt zum Schmökern und Entdecken ein. Mit dieser App fürs iPhone und Android lassen sich virtuelle Museumsbesuche abhalten. Das Merkmal dieser App ist der spielerische Zugang, der sich auch im Experimente-Bereich manifestiert, wo wir mit Unterstützung durch maschinelles Lernen unsere eigene Arie komponieren.

Matthias Schüssler ist Digitalredaktor der SonntagsZeitung.

Quelle: Sonntagszeitung, Sonntag, 9. Oktober 2022

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