Tech-Messe in Corona-Zeiten

Dieses Jahr kommt die WLAN-Revolution

Erste Geräte, die mit viel mehr Tempo und Zuverlässigkeit datenfunken, werden diese Woche an der virtuellen Tech-Messe CES vorgestellt. Wir stellen hier diesen und vier weitere der wichtigsten Trends von 2021 vor.

Aus der Publikumsveranstaltung ist eine Fernsehshow geworden.

Die CES ist die wichtigste Technikmesse der Welt, die jeweils Anfang des Jahres einen tiefen Einblick darüber gibt, welche Trends die Hersteller für wichtig erachten und mit welchen Produkten sie die Käufer anlocken wollen. Dieses Jahr findet die CES nur virtuell statt. Das verunmöglicht es, die spannendsten und skurrilsten Gadgets in Augenschein zu nehmen.

Das ist sowohl für die Veranstalter als auch fürs Publikum ein Nachteil (siehe Box). Doch allen Corona-Widrigkeiten zum Trotz gibt die CES auch dieses Jahr einen Überblick über die Tech-Trends, die uns im neuen Jahr erwarten:

Der Fernseher macht sich rund

Zu den wohlgelittenen Gästen in Las Vegas zählten die Fernsehhersteller, deren Produkte sich für den persönlichen Augenschein besonders gut eignen. Auch dieses Jahr werden die Fernseher noch heller und kontrastreicher. Mehrere Hersteller, darunter Samsung und LG, zeigen zu diesem Zweck Fernseher mit 4k- und 8k-Auflösung mit Hintergrundbeleuchtung durch Mini-LEDs. Samsung will ausserdem die Fernbedienung umweltfreundlicher machen: Zu diesem Zweck verwendet er einen gewissen Anteil an rezykliertem Plastik und baut Solarzellen in die Fernbedienung ein, um den Batterieverbrauch einzudämmen.

LGs Vision fürs Schlafzimmer. Der Fernseher lässt sich aus dem Fussende des Bettes ausfahren. Wie dieses Video demonstriert, kooperiert er mit dem an der Wand montierten Fernseher: Wenn auf dem hinteren Bildschirm ein Film läuft, zeigt der vordere die Untertitel an. Und er kann auch nur teilweise sichtbar werden, um als Informationspanel benutzt zu werden.

Transparente Bildschirme gibt es bei LG schon länger. Hier zum Beispiel in einem Hotel, wo sie gleichzeitig auch als Corona-Schutz dienen.

Und während letztes Jahr ein rollbarer Fernseher der grosse Star der Messe war, stellt LG dieses Jahr ein Modell vor, dessen Bildschirm sich auf Knopfdruck durchbiegt: Im planen Modus dient er als normaler Fernseher, durchgebogen als Monitor fürs Gamen.

Der gleiche Fernseher, nun deutlich gebogen.

Noch spektakulärer ist allerdings der durchsichtige Bildschirm von LG: Das Oled-Panel mit 55 Zoll Durchmesser erzielt eine 40-prozentige Transparenz, sodass das Bild vor dem Hintergrund zu schweben scheint. LG produziert seit einiger Zeit transparente Panels für digitale Informationstafeln in öffentlichen Räumen. Doch es gibt auch eine Variante, die im Fussende eines Betts steckt und bei Bedarf hochgefahren werden kann.

Das smarte Home im Pandemie-Modus

«Viele Hersteller springen auf den Pandemiezug auf», stellte das Fachmedium Cnet.com in Aussicht: Rund um Covid-19 ist mit unzähligen Gadgets zu rechnen, mit denen die Luft gereinigt, Keime und vor allem Viren abgetötet und berührungslos mit dem vernetzten Zuhause interagiert wird.

LG hier mit dem Cloi UV ist nur ein Hersteller, der neue Robotermodelle ankündigt, die in Eigenregie öffentliche Räume desinfizieren und im Kampf gegen Covid-19 helfen.

Auch die Unterhaltungsindustrie ist bemüht, den zu Hause festsitzenden Menschen das Leben so angenehm zu machen, wie das mit technischen Mitteln möglich ist. Zu diesem Zweck wurde eine Vielzahl an neuen Fernsehern, Unterhaltungsboxen und Soundbars angekündigt.

Die WLAN-Revolution

Wifi 6 ist der neue Standard fürs WLAN, der dieses Jahr breit eingeführt werden soll: Viele neue Smartphones, Laptops, Fernseher und Router werden damit ausgestattet sein, und einige davon sind bereits an der Messe zu sehen.

Der neue Standard soll mehr Tempo und auch mehr Zuverlässigkeit bringen, was insbesondere daran liegt, dass Geräte neu auch das 6-Gigahertz-Band verwenden können – diese werden mit der Kennung Wifi 6E bezeichnet. Der neue Frequenzbereich löst das Problem, dass die bisherigen Bänder inzwischen oft so stark benutzt sind, dass es zu Störungen kommt.

Über das Design lässt sich streiten: Nighthawk RAXE500 von Netgear ist der erste Wifi-6E-Router. Mit 600 US-Dollar ist er auch nicht gerade günstig.

Diese Grafik soll die Vorteile des neuen WLAN-Standards veranschaulichen: Wifi 6E macht aus zwei Datenlandstrassen eine Funk-Autobahn.

Die Wifi Alliance ist die Zertifizierungsstelle für Produkte, die den Drahtlosfunkstandard verwenden, und sie spricht davon, das sei die grösste Verbesserung seit 20 Jahren. Die neuen Frequenzen müssen erst noch zugelassen werden, aber gemäss Bakom wird das in der Schweiz und in Europa im Verlauf dieses Jahres geschehen.

Daneben ist an der CES 2021 auch 5G weiterhin ein grosses Thema, wobei es nebst den neuen 5G-tauglichen Geräten auch um die Einsatzgebiete geht.

All-in-One-PCs als neuer Trend

In den letzten zwei Jahren waren die Falt-Handys ein grosser Trend. Dieses Jahr erscheinen erste Prototypen der Mobiltelefone mit ausrollbarem Display. Die chinesischen Hersteller TCL und Oppo arbeiten an solchen Modellen, ebenso das südkoreanische Unternehmen LG.

Es hat in einem Video das LG Rollable demonstriert, das sich auf Tablet-Grösse ausdehnen lässt. Mehr Details gibt es nicht, sodass offen bleibt, ob das Gerät bloss eine Designstudie ist.

Der Marketingleiter von LG zeigt sich auf dem Bildschirm des Smartphone mit dem ausrollbaren Bildschirm, das sich nach oben auf Tablet-Masse vergrössert.

So dünn es auch ist – ein Einschub für die SIM-Karte passt trotzdem noch ins Gehäuse. Und auch wenn das IdeaPad 5G nicht das allererste Laptop mit 5G-Unterstützung ist, so wird es dieses Jahr auch nicht das letzte sein.

Das riesige Display des Yoga AIO 7 lässt sich bei Bedarf ins Hochformat drehen.

Bei den ganz klassischen digitalen Gadgets, den Computern, wartet Lenovo mit einigen nützlichen und ganz konkreten Produktankündigungen auf: Das IdeaPad 5G ist ein 14-Zoll-Notebook, das per Mobilfunknetz mit dem Internet verbunden werden kann, auch 5G unterstützt und bereits bestellbar ist.

Mit dem Yoga AIO 7 lanciert der Hersteller aus Honkong ausserdem einen All-in-One-PC mit 27-Zoll-Bildschirm und 4K-Auflösung, der sich von der waagrechten Position in die Vertikale drehen lässt.

Die Autohersteller und ihre riesigen Armaturen-Displays

Seit einigen Jahren sind auch die Autohersteller an der CES präsent. Sie zeigen ihre Unterhaltungs- und Bediensysteme und ihre Zukunftskonzepte. Der Trend sind dieses Jahr riesige Bildschirme, die die klassischen Instrumente im Fahrzeuginnern ablösen sollen.

Das Elektroluxusauto EQS von Mercedes wird mit diesem riesigen Armaturen-Display ausgestattet sein, das eine Breite von 1,4 Metern aufweist und unter dem gebogenen Glas aus drei OLED-Displays besteht.

Ein solches Beispiel ist der MBUX Hyperscreen von Mercedes, der das ganze Armaturenbrett abdeckt und dem Umstand Rechnung trägt, dass Kunden ihre Autos immer weniger nach den Leistungsdaten, sondern immer häufiger aufgrund der digitalen Funktionen auswählen.

«Stürzt euch in die Trainingshose, die Messe fängt an!»

>Die CES hat sich in mehr als 50 Jahren zu einer Tech-Show der Superlative gemausert. Während 1967, damals noch in New York, um die 17’500 Besucher anwesend waren, fanden sich im letzten Jahr mehr als 170’000 Teilnehmer, darunter 6500 Journalisten, in Las Vegas ein, um die Produkte und Trends zu begutachten, die von 4400 Ausstellern auf 270’000 Quadratmetern gezeigt wurden.

Dieses Jahr ist pandemiebedingt alles anders: Die Messehallen bleiben leer. Stattdessen findet die Veranstaltung vom 11. bis 14. Januar rein virtuell statt. Was das Gadget-Portal «Engadget» zum lakonischen Kommentar verleitete: «Stürzt euch in eure Trainingshose, die virtuelle CES fängt gleich an!»

Und ja: Gestreamte Veranstaltungen sind ein schaler Ersatz eines Besuchs vor Ort. Die CES zeichnete sich dadurch aus, dass es vor Ort Prototypen zu sehen und erleben gab, die es entgegen den Ankündigungen der Hersteller nur mit grosser Verzögerung oder überhaupt nie in den Handel schafften.

Und für den Veranstalter ergibt sich eine weitere Gefahr: Wenn die Hersteller mit ihren virtuellen Auftritten zufrieden sind, werden sie sich künftig ihre Teilnahme vor Ort zweimal überlegen, zumal die Kosten dafür horrend sind. Für 2022 kündigte der Messechef Gary Shapiro bereits einen hybriden Event an: Nebst den Veranstaltungen vor Ort sollen die besten virtuellen Elemente beibehalten werden, erklärte er in einem Interview. (schü.)

Quelle: Newsnetz, Dienstag, 12. Januar 2021

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