Darum wird das iPhone immer langsamer

Apple bremst Smartphones mit altersschwachem Akku – aus guten Gründen, aber ohne Aufklärung der betroffenen Nutzer.

Matthias Schüssler

Die jüngste Debatte um Apple hatte ihren Anfang in einem Beitrag auf der Social-Media-Plattform Reddit.com. Dort hat ein Nutzer festgestellt, dass ältere iPhones zum Teil langsamer arbeiten, als sie das im fabrikneuen Zustand getan hatten. Der Unterschied liess sich mittels Testsoftware erhärten. Und das Problem war auch durch einen Austausch der Batterie lösbar. Ein Blogger hat die Erkenntnisse in einem ausführlichen Beitrag zusammengefasst.

Der Sturm der Entrüstung war gross, auch, weil er alte Vermutungen zu bestätigen schien: Die Hersteller verlangsamen ältere Geräte absichtlich, um die Bereitschaft der Nutzer zu vergrössern, sich ein neues Gerät zu besorgen.

Aber es gibt auch einen zweiten und absolut schlüssigen Grund, die älteren Geräte zu verlangsamen: die Verlängerung der Batterielaufzeit. Wenn das iPhone einen Gang zurückschaltet, wenn der Akku schwächelt, dann kommt es dennoch über den Tag. Wenn das Gerät hingegen weiterhin voll beansprucht wird, dann wird die Laufzeit unter Umständen so kurz, dass der Nutzer unterwegs plötzlich mit einem toten Telefon dasteht. Es besteht auch die Gefahr, dass ein Telefon bei Kälte unerwartet abschaltet und sich nicht mehr einschalten lässt.

Dieses Problem ist beim iPhone seit längerem bekannt, und Apple hat deswegen beim iPhone 6s ein Austauschprogramm gestartet.

Eine eigentlich sinnvolle Massnahme

Nun hat Apple eine Erklärung zu dem Verhalten der iPhones veröffentlicht: Das Unternehmen will tatsächlich vermeiden, dass sich die Lithium-Ionen-Batterien bei kaltem Wetter, niedrigem Ladestand oder «mit der Zeit» plötzlich abschalten, um die Elektronik zu schützen. «Unser Ziel ist es, unseren Kunden das beste Erlebnis zu bieten, was auch die Gesamtleistung und die Lebensdauer einschliesst», wird Apple zitiert.

Die Alterung bei den Akkus mit abnehmender Leistungskapazität ist unvermeidlich. Die Leistungsbremse ist eine sinnvolle Massnahme – die Apple nicht treffen würde, wenn es tatsächlich darum ginge, mehr neue Telefone zu verkaufen. Ein langsamer laufendes iPhone ist nämlich ein weniger grosser Anreiz für einen Neukauf als eines, das plötzlich abschaltet oder schon am Mittag leer ist.

Nichts soll die magische «user experience» beeinträchtigen.

Der Fehler war, dass Apple bislang nicht darauf hinweist, wenn die Leistungsbremse aktiviert wird. Das Mac-Betriebssystem zeigt in der gleichen Situation einen Statusbericht zum Akku an und empfiehlt einen neuen Akku. Das wäre auch beim iPhone problemlos möglich.

Und Transparenz würde auch hier effektiv vermeiden, dass die betroffenen Nutzer eine Verschwörung wittern und Apple eigennützige Motive unterstellen. Das dürfte mit der notorischen Geheimniskrämerei beim Konzern aus Cupertino zu tun haben – und mit dem Hang, die Nutzer möglichst nicht mit technischen Details zu belästigen, die die magische «user experience» beeinträchtigen könnten.

So schnell wird es nie mehr sein: Apple-Mitgründer Steve Wozniak zeigt im Oktober 2011 ein neues iPhone 4S, für das er 20 Stunden Schlange gestanden ist. Foto: Paul Sakuma (Keystone)

Quelle: Newsnetz, Freitag, 22. Dezember 2017

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