Gelenkig, schlank und ausdauernd

Bei den Kombigeräten aus Laptop und Tablet ist das Lenovo Yoga 910 eine ausgezeichnete Wahl: Nur wenige Negativpunkte trüben das Bild.

Von Matthias Schüssler

Die Kategorie der Convertible Computer wird diesen Sommer fünf Jahre alt – zumindest, wenn man den Begriff im modernen Sinn als Kombigeräte aus Tablet und Laptop verwendet. IBM hat den Begriff schon 1984 verwendet. Der IBM PC Convertible war ein tragbares Gerät (von rund 5,8 Kilogramm), bei dem man den Bildschirm abnehmen konnte, wenn man es stationär verwenden wollte.

Heutige Convertibles, die auch 2:1-Geräte oder Hybride genannt werden, wurden mit Windows 8 bzw. der inzwischen eingestellten, abgespeckten Version namens Windows RT möglich: Das System führte eine für die Multitouch-Steuerung optimierte Benutzeroberfläche ein und kam auch beim ersten Yoga Modell von Lenovo zum Einsatz. Der Start war harzig, sowohl für Windows als auch für das IdeaPad Yoga 11: Letzteres wurde nach knapp einem Jahr aus dem Verkauf genommen, weil Windows-RT-Geräte generell auf sehr wenig Resonanz gestossen sind.

Auch als Tablet perfekt – bis aufs Gewicht

Seitdem ist viel passiert, wie das Lenovo Yoga 910 eindrücklich vor Augen führt. Dieses Gerät erfüllt die Doppelrolle von Laptop und Tablet fast perfekt. Die grösste Einschränkung ist das Gewicht: Mit 1,4 Kilo ist das Gerät für ein Laptop relativ leicht, für ein Tablet hingegen sehr schwer. Das iPad Pro (12,9 Zoll) wiegt mit 723 Gramm knapp die Hälfte. Natürlich – das ist nur ein Tablet ohne Tastatur, ohne die Möglichkeit, Desktop-Apps auszuführen, und ohne die Leistungsreserven des Intel Core i7-Prozessors. Trotzdem: Wer von einem Tablet gute Eigenschaften zum Lesen und Filmesehen erwartet, ist mit einem separaten Modell besser bedient.

Wenn man das Yoga als Tablet in der Hand hält, ist etwas störend, dass man die Finger auf die Tasten der umgeklappten Tastatur legt – die glatte Rückseite eines Tablets ist angenehmer beim Halten. Es passiert jedoch nicht, dass man unabsichtlich tippt. Windows 10 deaktiviert in diesem Modus die Texteingabe.

Höchstauflösender Bildschirm

Als Laptop geht das Yoga keine Kompromisse ein: ein solide verarbeitetes Aluminiumgehäuse, dezentes Design mit den auffälligen Gliederscharnieren als Blickfang, die das Display obendrein in jeder Position fixieren. Auch kopfüber im sogenannten Zeltmodus, in dem man es für Präsentationen oder Medienkonsum vor sich hinstellt. Der Bildschirm bietet bei einer Diagonalen von 13,9 Zoll volle 4K-Auflösung (3840 auf 2160 Pixel) – das ist grossartig zum Arbeiten und zum Filmeschauen. Auch auffällig: Es gibt fast keinen Rand oben, rechts und links. Dafür ist der Rand unten sehr breit, was ungewohnt aussieht. Im Tabletmodus kann man das Yoga an dieser Stelle jedoch gut halten, ohne dass man mit seinen Fingern die Anzeige verdecken würde.

In diesem Rand steckt auch die eingebaute Kamera. Entsprechend sitzt knapp über der Tastatur, was bei Videotelefonie eine unvorteilhafte Perspektive ergibt. Wenn man seinen Gesprächspartnern nicht vor allem sein Kinn und die Nasenlöcher präsentieren will, klappt man das Display besser um. In der Kopfüber-Position schaut man nämlich relativ gerade in die Linse.

Das Touchpad ist der Schwachpunkt

Die Tastatur ist hintergrundbeleuchtet, und es schreibt sich angenehm auf ihr. Das Touchpad hingegen habe ich im Test als (im Vergleich zum neuen Macbook Pro) ungenau erlebt – zum Beispiel klickt man bei eng beieinanderstehenden Menüs gelegentlich den falschen Menüpunkt an. Es hat auch die Tendenz, Rechtsklicks anstelle des normalen linken Klicks auszuführen. Das ist allerdings auch eine Frage der Gewöhnung. Beim Mac werden Rechtsklicks nicht im rechten Bereich des Steuerungsfelds ausgeführt, sondern durch Tippen mit zwei Fingern. Diese Option gibt es in den Windows-Einstellungen auch, sodass man sich das Touchpad etwas angenehmer konfigurieren kann. Dennoch: Bezüglich Touchpad ist der Mac überlegen.

Das Yoga ist, wie das neue Macbook übrigens auch, mit einem Fingerabdrucksensor ausgerüstet. Der funktioniert zuverlässig, wenngleich nicht ganz so schnell wie beim Mac. Wie beim Mac gibt es USB-C-Anschlüsse, was den Vorteil hat, dass sich beide Geräte mit Universal-Ladegeräten mit Strom versorgen lassen. Das Yoga hat zwei USB-C-Anschlüsse und eine herkömmliche USB-3-Buchse, aber kein Thunderbolt.

Zwei letzte kleine Negativpunkte sind der Lüfter, der manchmal auch aus unerfindlichen Gründen anspringt (was bei Windows allerdings nicht ungewöhnlich ist), und die Lautsprecher, die nicht an die des HP Spectre herankommen.

Fazit: Ein sehr schönes Gerät, das auch mit einer langen Batterielaufzeit punkten kann. Laut Lenovo sind es 10,5 bis 15 Stunden, die in unserem Test etwas hochgegriffen, aber nicht komplett unrealistisch sind. Es ist mit einem Startpreis von 1799 Franken alles andere als ein Schnäppchen – aber man findet es im Netz schon für deutlich weniger Geld, als Lenovo offiziell verlangt. Und wenn man mit den Einschränkungen bei der Tablet-Nutzung leben kann, dann spart man sich die Anschaffung eines separaten Tablets.

Quelle: Newsnetz, Donnerstag, 2. Februar 2017

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