Glosse Microsoft benennt seine Produkte so oft um, bis keiner mehr durchblickt.

Warum heisst Microsoft noch Microsoft?

Von Matthias Schüssler

Microsoft trägt sich offenbar mit dem Gedanken, seinen Musikdienst umzubenennen. Er heisst bis dato Xbox Music und wird, falls die Gerüchte im Internet zutreffend sind, demnächst Groove heissen.

Groove wäre ein guter Name, besser als Xbox. Man kann Microsofts Streamingdienst nämlich nicht nur an der Spielkonsole, sondern auch am Computer, Tablet und Telefon verwenden. Nur: Microsoft hat schon ein Produkt, das manche noch unter dem Namen Groove kennen. Das ist eine Anwendung, mit der Teammitglieder gemeinsam an Dokumenten arbeiten konnten. Gut, auch Groove hat einen neuen Namen – der SharePoint Workspace lautet. Und überhaupt: Das Produkt ist eingestellt. Als Ersatz hatte Microsoft Skydrive vorgesehen.

Skydrive? Auch dieser Name ist längst passé. Stattdessen muss man sich die Bezeichnung OneDrive merken. Diese Namensänderung ist der British Sky Broadcasting Group geschuldet. Der grösste Pay-TV-Betreiber hatte sich nämlich die Rechte am Wort Sky gesichert, weswegen Microsoft sich von dem Wort trennen musste. Markenrechtliche Gründe haben auch dazu geführt, dass die Kacheln von Windows 8 nicht mehr Metro heissen dürfen. Offenbar hatte die deutsche Mutter von Media-Markt und Saturn, die Metro AG, etwas gegen diese Bezeichnung. Seitdem ist diese «Metro-Umgebung» offiziell namenlos.

Der nächste Namensänderungskandidat ist der Telefondienst Skype. Die British Sky Broadcasting Group hatte vor einem EU-Gericht gegen den Namen geklagt. Das Gericht sah im Mai eine Verwechslungsgefahr zwischen dem Pay-TV-Sender Sky und Skype gegeben. Ein neuer Name ist noch nicht bekannt. Nahe liegend wäre Lync. Das ist der Name eines Produkts, das als Office Communicator aus der Taufe gehoben wurde. Und – eventuell nicht geschickt – vor kurzem als Skype for Business einen Neustart erfuhr.

Doch Microsoft schafft es auch ohne richterliche Eingriffe, die Anwender mit neuen Namen für alte Produkte zu verwirren. Der Maildienst Hotmail musste sterben, um als Outlook.com wiedergeboren zu werden. Der Internet Explorer kriegt mit Windows 10 ein Browser-Brüderchen namens Edge.

Das mutmasslich grösste Markenwirrwarr hat Microsoft aber mit MSN angerichtet. Das «Microsoft Network» ist das aus den 90ern stammende Newsportal, zu dem auch der (damals beliebte und heute in Skype aufgegangene) MSN Messenger gehörte. Es wurde 2005 in Windows Live umbenannt – und unter diesem Namen 2013 eingestellt. Währenddessen feiert MSN fröhlich Urständ: So heissen Microsofts neue Apps für Android.

Quelle: Tages-Anzeiger, Mittwoch, 8. Juli 2015

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