Aufnahmetaste für Webradios

Im Internet spielt die Musik. Und mit der passenden Aufnahmesoftware findet sie den Weg auf die Festplatte.

Von Matthias Schüssler

Während auf UKW-Frequenzen hauptsächlich Pop-Gedudel mit Klingelton-Niveau zu hören ist, gibt es im Internet Radiostationen für jeden Geschmack. Auch Hörspiele, Dokumentationen oder Diskussionen von nah und fern kommen per Web in die gute Stube. Die Sendungen lassen sich live konsumieren oder aufzeichnen – sodass man sie sich später via iPod zu Gemüte führen oder in die Sammlung akustischer Fundstücke ablegen kann.

Bei UKW-Sendungen braucht es eine leere Kassette im Radiorekorder und rechtzeitiges Betätigen der Aufnahmetaste. Um Webradios zeitversetzt anzuhören, gibt es folgende Möglichkeiten:

Der Podcast: Viele Radiostationen bieten Sendungen als Download an. Per Mausklick lädt man diese herunter oder abonniert sie in iTunes (www.apple.com/de/itunes) oder Juice (http://juicereceiver.sourceforge.net). Der Nachteil: Nicht alle Sendungen gibt es als Podcast. Bei Radio DRS finden sich unter www.drs.ch/podcasting.html hauptsächlich Informationssendungen, kaum Musik.

Die Aufnahme: Eine Software zeichnet das Klangsignal ab Soundkarte auf und funktioniert so mit jedem Internetradio, egal, ob es per Windows Media Player, Real oder WinAmp übertragen wird. Der Anwender wählt gleich das passende Aufnahmeformat und schneidet als MP3 mit. Der Nachteil: Die Software nimmt auch Systemklänge wie zum Beispiel die E-Mail-Benachrichtigung auf. Daher ist es besser, den Computer während der Aufnahme nicht anderweitig zu verwenden.

Streamripper: Ein solches Programm speichert den digitalen Datenstrom auf der Festplatte (Streamripper bedeutet «Datenstromräuber»). Das liefert die bestmögliche Qualität, weil der Umweg über die Soundkarte entfällt. Manche Streamripper nehmen sogar mehrere Programme parallel auf. Der Nachteil: Das Rippen klappt nicht bei allen Stationen. Wenn nicht im MP3-Format gesendet, ist das Rippen schwierig bis unmöglich.

Eine gute Wahl zur Aufnahme ab Soundkarte ist Phonostar. Die Software ist gratis (mit Werbung), gibt Programmtipps und kennt von Haus aus viele Stationen. Die Sender von Radio DRS oder Radio 24 findet man in der Senderliste und startet sie per Mausklick. Es gibt einen Timer für zeitgesteuerte Aufnahmen. Für das MP3-Format muss man sich vorab im Internet mit dem Lame-Encoder eindecken. Wie das genau geht, ist unter «Support-FAQ» auf der Homepage beschrieben:
www.phonostar.de

Eine Alternative ist JetAudio. Das in der Basisversion kostenlose Programm schneidet auch im lizenzfreien Ogg-Format oder als WMA (Windows Media Audio) mit:
www.jetaudio.com

Ohne Aufwand zur MP3-Sammlung

Rippen oder grabben lässt es sich mit dem Open-Source-Programm Streamripper, das es separat für Windows und Mac OS X und als Plug-in für den WinAmp-Player gibt (http://streamripper.sourceforge.net, www.winamp.com). Per WinAmp kommt man so ohne viel Aufwand zu einer imposanten Musiksammlung: Man startet sein Radioprogramm (zum Beispiel über www.shoutcast.com) und klickt im Fenster des Streamripper-Plug-in auf «Start». Da die Radiostationen Titelinformationen mitsenden, wird jedes Musikstück als separate MP3-Datei abgelegt und fein säuberlich mit Interpret und Titelnamen angeschrieben. Der einzige Wermutstropfen liegt darin, dass viele Stationen Stücke ein-, aus und überblenden, sodass am Anfang und Ende einige Sekunden fehlen. Ansonsten ist die Qualität einwandfrei. Bei Stationen, die mit einer Bitrade von 128 oder 192 kbps senden, entspricht die Qualität der einer Audio-CD.

Wer rippen will, was die Internetleitung hergibt, tut das mit DSLRadio-Recorder aus dem Hause Data Becker – er zeichnet parallel bis zu fünf Radiostationen auf. Das Programm ist für 29.90 Franken bei Thali.ch zu haben. Mac-Anwender grabben digitales Radio mit dem iNet Stream Archiver. Ihn gibt es für 15 US-Dollar von www.xample.ch.

Übrigens: Das Aufzeichnen von Internetsendungen ist legal: Wer für sich aufnimmt und die Aufnahmen nur dem engsten Bekanntenkreis zugänglich macht, begeht keine Urheberrechtsverletzung.

SCREEN TA

Phonostar leitet Audio-Datenströme auf die Festplatte und den iPod um.

Quelle: Tages-Anzeiger, Montag, 25. September 2006

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