Ein Spaziergang durchs Weltall

Celestia zeigt Sterne und Planeten in dreidimensionaler Ansicht und arrangiert virtuelle Flüge durch das Universum.

Von Matthias Schüssler

Google Earth hat in den letzten Monaten für Furore gesorgt. Manche Zeitgenossen verbringen Stunden um Stunden mit virtuellen Weltreisen und erkunden anhand der hoch auflösenden Satellitenfotos den mittleren Westen der USA, die Wüste Gobi oder das Zürcher Weinland. Auch mit Celestia unternimmt man virtuelle Ausflüge. Die Gratissoftware führt allerdings nicht in nahe oder ferne Gefilde unserer Erde, sondern in die Tiefen des Alls.

Celestia ist ein 3-D-Astronomieprogramm, das das Sonnensystem aus Captain Kirks Perspektive zeigt und zu Sternen führt, auf denen kein Mensch je gewesen ist. Wie bei Google Earth navigiert man per Maus im dreidimensionalen Raum und steuert seine Blickrichtung und die Position. Da die Orientierung im interstellaren Raum nicht eben leicht fällt, peilt man seine Destination über den «Sonnensystem-Browser» bzw. den «Stern-Browser» an. Drückt man die Taste «Gehe zu», reist man zu dem Himmelskörper und legt innert Sekunden Lichtjahre zurück.

Hundert Lichtjahre in einer Sekunde

Die Planeten des Sonnensystems erscheinen mit fotorealistischen Oberflächen, jedoch bei näherer Vergrösserung nicht in der Detailtreue, die man von Google Earth kennt. Dafür lassen sich auch einzelne Objekte aufstöbern, die um die Erde kreisen: beispielsweise die Internationale Raumstation (ISS) oder das Raumteleskop Hubble. Auch die russische Raumstation Mir zieht ihre Reise um die Erde – allerdings nur, wenn man über den Befehl «Zeit > Zeit einstellen» den Beobachtungszeitpunkt zurückdreht. Im März 2001 verschwindet die Mir aus dem Himmel. Dazumals wurde die altersschwache Station aus dem Verkehr gezogen.

Der Ablauf der Zeit lässt sich beschleunigen, sodass man zum Beispiel bei tausendfacher Geschwindigkeit die Drehung der Erde oder bei millionenfacher Geschwindigkeit die Rotation der Planeten um die Sonne beobachtet.

Wie sich der virtuelle Himmel präsentiert, steuert der Befehl «Darstellung > Anzeigeoptionen». Knapp 30 Parameter stellt man ein: Auf Wunsch erscheinen oder verschwinden die Bezeichnungen der Planeten, die Kennzeichnung der Sternbilder oder die Orbitlinien der Planeten.

Um per Anhalter durch die Galaxie zu düsen, kann Celestia über Scripts gesteuert werden. Und es gibt Hunderte von Erweiterungen, die es mit zusätzlichen Sternen ausstatten oder befähigen, den Himmel über der Erde mit Satelliten zu füllen oder die Flüge der amerikanischen Space-shuttles zu zeigen.

Dem Stern von Bethlehem kommt man leider nicht auf die Spur – die Zeit lässt sich nur bis zum 17. September 1752 zurückdrehen.

Celestia (gratis, 11 MB, Windows, Mac OS X und Linux):
www.shatters.net/celestia Sprachdatei für deutsche Programmtexte:
www.celestia.de.vu

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Milchstrasse und das Kreuz des Südens, davor die Erde im Halbschatten.

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Umlaufbahnen unserer Planeten.

Quelle: Tages-Anzeiger, Montag, 12. Dezember 2005

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