Monitor-Kalibrierung mit Eye-One Display 2

In Sachen Farbe hilft Eye-One dem Monitor auf die Sprünge

Die Profilierungslösung von GretagMacbeth berechnet mit Hilfe eines Messgeräts für jeden Bildschirm ein massgeschneidertes Farbprofil. Zum Ziel kommt auch, wer kein tiefgründiges Wissen über Farbmanagement mitbringt.

MATTHIAS SCHÜSSLER Es ist ein offenes Geheimnis, dass nur ein kalibrierter Monitor Farben verlässlich anzeigt. Trotzdem gehört das Thema Farbmanagement zu den Dingen, um die man sich lieber drückt. In der Wahrnehmung vieler Anwender erscheint Farbmanagement als undurchsichtiger und komplizierter Vorgang, bei dem das Resultat die Anstrengungen nicht wert ist.

Unkompliziert kalibrieren

Diese Einschätzung ist begründet und der daraus resultierende Widerwille gegen das Farbmanagement nachvollziehbar: Es braucht einen grossen Aufwand und komplizierte mathematische Modelle, um die Farbdarstellung auf verschiedenen Ein- und Ausgabegeräten konstant zu halten. Trotzdem sollte man sich dem Thema nicht verschliessen. Die Profilierungslösungen werden zunehmend bedienerfreundlich – technisches Hintergrundwissen ist für die Benutzung nicht vonnöten. Das Produkt von GretagMacbeth stattet den Monitor mit einem abgestimmten Farbprofil aus, ohne dass der Benutzer tiefer in die Materie eintauchen muss, als ihm lieb ist.

Eye-One Display 2 besteht aus einem Farbmessgerät, das das vom Monitor abgestrahlte Licht analysiert, und einer Software, die aufgrund der Messwerte ein individuelles Profil berechnet. Eye-One Display 2 ist das Nachfolgeprodukt der seit einem Jahr im Publisher-Shop erhältlichen Monitor-Kalibrierungslösung. Es berücksichtigt neu das Umgebungslicht, d.h. die Lichtverhältnisse am Arbeitsplatz, bietet nun einen separaten Berechnungsmodus für Laptop-Bildschirme und misst schneller als das Vorgängermodell.

Um einen Monitor zu profilieren, schliesst man das Messgerät per USB an den Rechner an (kompatible Betriebssysteme sind Mac OS X ab Version 10.1, Windows 98, 2000, ME und XP) und startet die Software Eye-one Match. Für das Kalibrieren von Bildschirmen stehen der Basismodus und der erweiterte Modus zur Wahl. Mit dem Basismodus muss sich der Benutzer nicht am Messvorgang beteiligen – ausser, dass er ganz zu Beginn den Typ des Bildschirms angeben muss. Zur Auswahl stehen LCD (Flachbildschirm), CRT (Röhrenmonitor) und Laptop.

Im erweiterten Modus muss der Benutzer gemäss Vorgabe der Software am Bildschirm Einstellungen vornehmen. Ob der Basismodus genügend gute Resultate liefert, hängt vom Monitor und den Qualitätsansprüchen ab – da aber nur beim erweiterten Modus das Umgebungslicht mitberücksichtigt wird, empfiehlt es sich, den etwas aufwändigeren Weg zu gehen.

Im ersten Schritt definiert der Benutzer die so genannten Zielvorgaben. Bei «Weisspunkt» gibt man die gewünschte Farbtemperatur an. Für Desktop Publishing eignet sich «Mittelweiss», d.h. eine Farbtemperatur von 6500 Kelvin.

Hintergründe zu der Farbtemperatur: Siehe www.filmscanner.info/Farbtemperatur.html

Endstation für den Sonderzug

Bei «Gamma» wird die entsprechende Korrektur der Grauverteilung vorgenommen – GretagMacbeth empfiehlt hier als Wert 2,2, und zwar auch für Macintosh-Systeme. Auf dem Mac wird traditionellerweise ein Gamma-Wert von 1,8 verwendet, doch laut Mario Offermann, dem Product Manager von Eye-One, ist es nicht notwendig, dieses Sonderzüglein weiter zu führen. Bei der Luminanz gibt man die gewünschte Helligkeit vor. Für Flachbildschirme lautet die Empfehlung 140 cd/m². Cd ist die fotometrische Masseinheit für Lichtstärke. Die Abkürzung steht für Candela (lateinisch Kerze) und entspricht ungefähr dem Licht, das eine Kerze aus einem Meter Entfernung abgibt.

Vorgaben treffen, die der Monitor auch erfüllen kann

Röhrenmonitore sind weniger leuchtstark, daher ist hier ein sinnvoller Vorgabewert 100 cd/m². Monitore verlieren mit dem Alter an Leuchtkraft; daher ist es möglich, dass ein älterer Röhrenmonitor nicht mehr auf 100 cd/m² kommt. Das zeigt sich während der Erstellung des Profils – in diesem Fall muss die Zielvorgabe bei der Helligkeit nach unten korrigiert werden.

Danach wird das Messgerät in Betrieb genommen und zuerst das Umgebungslicht analysiert. Danach wird in mehreren Schritten der Monitor ausgemessen, wobei der Benutzer gemäss den Vorgaben der Software am Monitor die Helligkeit und dann die Farbtemperatur einstellen muss. Da man dies über das On-Screen-Menü (OSD) des Bildschirms macht, ist es kein Fehler, das Handbuch zum Bildschirm bereit zu halten.

Doch auch mit Manual gelingt es nicht immer, die von der Software vorgegebenen Einstellungen am Monitor zu treffen. In unserem Test mit einem angejahrten Samsung-Bildschirm des Typs SyncMaster 20GLs lässt sich die Farbtemperatur nicht einmal annähernd in ausreichender Präzision einstellen. Das ist aber kein Beinbruch; die Mängel bei den Monitor-Einstellungen führen zu einer stärkeren Korrektur im Profil (das Profil kompensiert die kalte Farbdarstellung des Monitors durch eine Gradationskurve mit Rot-Betonung). Würde es der Monitor zulassen, wäre es sinnvoll, die Farbtemperatur möglichst präzis über das OSD zu regeln – da das Hardware-Menü des SyncMaster kein sonderlich feinfühliges Instrument und darüber hinaus extrem bediener-unfreundlich ist, kann man diesen Monitor guten Gewissens mittels Basismodus profilieren.

Laut Mario Offermann von GretagMacbeth sollte das Profil bei Einsatz eines Röhrenmonitors alle vierzehn Tage erneuert werden. Da Flachbildschirme weniger stark auf Temperaturschwankungen reagieren, reicht es bei Anzeigegeräten dieser Bauart, das Profil ein mal pro Monat zu erneuern – die Eye-One-Software in der aktuellen Version 3 enthält eine Erinnerungsfunktion, die sich meldet, wenn eine neue Messung ansteht.

Eye One in der neuen Version zeigt in der Zusammenfassung alles Wissenswerte über das neu erstellte Profil an.

Quelle: Publisher, Mittwoch, 8. Dezember 2004

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Nr: 5694
Ausgabe: 04-6
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