Werbepausen beim Webbrowsen

Wer surft, wird umworben. Wem das nicht schmeicheln will, kann die Botschaften der Werbewirtschaft spülen.

Von Matthias Schüssler

Auf immer mehr Web-Seiten scheint die Information des Betreibers nur mehr die zweite Geige zu spielen: Was ins Auge sticht, sind blinkende Banner. Animierte Kurztrickfilme erheischen die Aufmerksamkeit des Websurfers und wollen angeklickt werden. Marktschreierische Werbebildchen wollen zu Spontankäufen verleiten – das Bestellformular mit Kreditkartenabfrage ist stets nur einen Mausklick entfernt.

Im Gegensatz zum Werbespot-gefolterten Privatfernseh-Zuschauer kann sich der Surfer gegen die aufdringlichen Verführungsversuche zur Wehr setzen. Das Zauberprogramm heisst WebWasher: Ist dieses kleine Surfprogramm installiert, erscheinen die Webseiten plötzlich ohne die Banner. Auch besonders penetrante Werbeattacken, bei denen ein neues Browserfenster aufgeht und sich in den Vordergrund schiebt, werden abgeblockt.

Bannstrahl für Werbebanner

WebWashers Trick ist verblüffend: Das Programm schaltet sich in den Datenstrom, welcher der Webbrowser mit dem Internet austauscht. Als kleiner Schleusenwärter analysiert es, welche Bilder und Seiteninformationen der Browser anfordert und löscht alle Referenzen auf digitalen Werbeanzeigen, noch bevor sie ins weltweite Datennetz abgesetzt werden. Auf diese Weise kann das Programm das Datenvolumen markant verringern – beim Besuch von Seiten, auf denen intensiv geworben wird, macht die Werbung bis zu sechzig Prozent des Datenverkehrs aus. Wenn dank WebWasher diese Datenmengen nicht mehr geladen werden müssen, kommt der Surfer deutlich schneller zu den gesuchten Informationen.

WebWasher erkennt die Banner anhand charakteristischer Merkmale. Die Masse der kleinen Anzeigen sind genormt. (Webdesigner tun also gut daran, beim Entwerfen von Designelementen diese Standardgrössen zu meiden!) Vielfach lädt der Browser Werbung auch von speziellen Servern (z. B. Doubleclick). Ignoriert man solche Adressen generell, unterläuft man auch die Absicht der Werber, ein Profil der Surfgewohnheiten zu erhalten. Klar ist, dass die Werber keine Freude an diesem Programm haben – und auch nicht die Betreiber der Web-Seiten, die sich zu einem guten Teil aus Werbung finanzieren.

WebWasher gibts für Windows (978 kB) und Mac (913 kB) und ist für Privatanwender gratis. Download: www.webwasher.de.

Quelle: Tages-Anzeiger, Montag, 2. Oktober 2000

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