Reales Geld aus dem virtuellen Netz

Die «neue» Orbit/Comdex präsentiert sich als reine Business-Veranstaltung. Geschäftsleute können sich über alle Schattierungen des E-Commerce ins Bild setzen.

Von Matthias Schüssler

Die grösste Schweizer Informatik-Fachmesse wandelt sich. Augenfälligstes Anzeichen der Veränderung ist der neue Name Orbit/Comdex. Zum ersten Mal wird die Veranstaltung nicht mehr von der Messe Basel allein, sondern in Zusammenarbeit mit der Key3Media Group (vormals ZD Events) organisiert. Letztere ist eine Tochter des amerikanischen Medien- und Marketingunternehmens Ziff-Davis und geniesst weltweites Renommee als Veranstalterin von Ausstellungen im Informatikbereich. Die jeweils im Herbst in Las Vegas stattfindende Comdex gilt als bedeutendste Business-to-Business-Messe. Von diesem Gütesiegel soll die Basler Fachveranstaltung profitieren und einen internationalen Zuschnitt erhalten. Erklärtes Ziel der Veranstalter ist, die Nummer eins in Europa zu werden. Jürg Böhni, der Chef der Messe Basel, kommentiert die Partnerschaft mit den Amerikanern wie folgt: «Diese Allianz erlaubt es uns, zum grössten B2B-Event Europas zu werden, und sie stärkt den Messeplatz Basel entscheidend.»

Strictly Business

Die konsequente Ausrichtung auf die IT- und marketingverantwortlichen Kader in Unternehmen und Behörden bringt es mit sich, dass Privatbesucher an der Orbit/Comdex nicht mehr gern gesehen sind. Um Katalogsammler, Gadget-Jäger und Wettbewerbsteilnehmer abzuschrecken, haben die Veranstalter den Eintrittspreis von 21 auf 50 Franken erhöht. Wer sich in seiner Freizeit für Computer und das Internet interessiert, kann seinen Wissensdurst an der neuen Orbit Home stillen. Diese Messe, welche sich an alle TABs (Technically Advanced Persons) richtet, wird vom 5. bis 8. April 2001 in Zürich stattfinden. Trotz der Entflechtung wird das Gedränge in den Gassen zwischen den Messeständen voraussichtlich nicht abnehmen. Bernd Schuster, Kommunikationsleiter der Messe, weist darauf hin, dass die Aussteller mehr Gutscheine für Kunden-Eintrittskarten vorbestellt hätten als im letzten Jahr. Er erwartet mindestens 80 000 Besucher. Im Vorjahr waren es 110 000 gewesen. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass 1999 die Messe einen Tag länger dauerte; heuer ist der Samstag Orbit-frei. Auch bei den Ausstellern ist die Messe noch beliebter als im Vorjahr: Die Nettoausstellungsfläche wurde um 15 Prozent vergrössert. Neu steht auch die Halle 5 dem Publikum offen.

Der Messebesuch soll sich lohnen

Dennoch wird sich die Qualität der Messe verbessern, ist Schuster überzeugt: «Geschäftsbesucher werden gezielter nach den gewünschten Informationen suchen.» Auf diese Weise kann die Messe ihren grossen Vorteil gegenüber der Informationsbeschaffung per Internet ausspielen: die Möglichkeit, einen kompetenten Gesprächspartner von Angesicht zu Angesicht mit Fragen zu löchern.

Die diesjährige Orbit hat sich ganz dem Thema «e-conomy» verschrieben. Parallel zur Messe findet zum ersten Mal ein dreitägiger E-Business-Kongress statt. An diesem Forum werden Experten den Schlagworten aus dem E-Commerce-Bereich Leben einhauchen und Erhellendes zu den im Kasten erwähnten Themenschwerpunkten berichten.

Quelle: Tages-Anzeiger, Montag, 25. September 2000

Rubrik und Tags:

Faksimile

Metadaten
Thema: Orbit/Comdex
Nr: 595
Ausgabe: 00-925
Anzahl Subthemen: 0

Obsolete Datenfelder
Bilder: 1
Textlänge: 675
Ort:
Tabb: FALSCH