Rettung für das digitale Babylon

Handys verstehen sich nicht von allein mit PDA oder Desktop-PC. Mit List und Tücke muss ihnen die Verständigung beigebracht werden.

Von Matthias Schüssler

Die kleinen Mobilcomputer und Handys haben eines gemeinsam: Sie wollen dem Besitzer die Kommunikation erleichtern. Selbst geben sich diese Geräte aber nicht sehr kommunikativ. Nur mit Tricks ist das Natel dazu zu bewegen, mit dem Handheld oder einem PC Telefonnummern auszutauschen. Das übliche Verfahren ist nach wie vor, durch mühseliges Drücken der Handytasten die Nummern im Mobiltelefon einzuspeichern. In freier Wildbahn kann mitunter beobachtet werden, wie ein Telefon-/PDA-Besitzer das Handy in der einen, den Kleincomputer in der anderen Hand balancierend, die Nummer abtippt.

Dabei könnte es so einfach sein. Die Telefonnummern sind in aller Regel bereits in einem elektronischen Telefonbuch gespeichert. Wären die kleinen Geräte etwas flexibler, könnten sie selbstständig untereinander Informationen austauschen. Als Handybenützer würde man seine Nummern in Outlook, Act von Symantec oder Lotus Organizer verwalten und per Knopfdruck aufs Mobiltelefon übertragen. Die drahtlose Funktechnologie, wie sie uns die «Bluetooth Special Interest Group» verspricht, soll das in ein paar Jahren ermöglichen und sogar den Knopfdruck überflüssig machen: Der Datenabgleich würde eingeleitet, sobald sich die Geräte genügend nahe kommen.

Infrarotlichtmilieu

Doch jetzt schon können die Mobiltelefone ohne Fingerakrobatik mit Informationen gefüttert werden. Verhältnismässig einfach geht der Datenaustausch, wenn das Handy einen Infrarotsensor aufweist. Mit der richtigen Software können andere Geräte, sei es ein Notebook oder ein PDA, über Infrarot kommunizieren – wobei es mitunter einiges an Geschick erfordert, die Geräte so aufeinander auszurichten, dass sie erfolgreich die unsichtbaren Lichtsignale austauschen. Wer einen entsprechenden PDA besitzt, sollte sich PhoneMan (http://www.sgsoftware.co.uk/) näher anschauen. Dieses Programm ist derzeit für die Psion-Familie erhältlich, die auf dem Epoc-Betriebssystem basieren. Versionen für Palms und Windows CE sollen diesen Sommer auf den Markt kommen.

PhoneMan kann mit dem Telefon Nummern abgleichen. Selbstverständlich können die Telefonnummern in der Kontakt-Datenbank des Handheld abgelegt und auf diese Weise mit dem PC synchronisiert werden. Empfangene SMS lassen sich auf den PDA kopieren und so sichern. Noch nützlicher ist die Funktion, eine Kurznachricht auf dem PDA zu verfassen (zumal dies auf der Tastatur eines Psions sehr viel schneller geht) und dann via Natel abzusetzen. Entscheidend ist, dass dies auch mit Handys ohne Modem funktioniert, beispielsweise dem Nokia 6150. Was verspielte Naturen freuen dürfte: Mit der Software lassen sich auch Klingeltöne komponieren und Einschalt- und Betreiberlogos aufs Handy schicken. Besitzer von Palms können auf die Software MonkeyMessenger zurückgreifen (http://www.primatesys.com/). Sie erlaubt das Versenden und Empfangen von SMS mit dem PDA. Die Kommunikation mit dem Handy erfolgt über Infrarot oder eine Kabelverbindung. MonkeyMessenger kann kostenlos benutzt werden, allerdings wird dann mit jedem SMS Werbung für die Herstellerfirma betrieben. Eine recht ergiebige Quelle für günstige und kostenlose PDA-Kommunikationssoftware stellen Shareware-Archive dar wie z. B. http://www.tucows.com/.

Für Windows- oder Mac-kompatible Geräte mit Infrarotschnittstelle ist Software mit ähnlicher Funktionalität vorhanden. Die Handyhersteller selbst bieten Programme an, u. a. die Nokia PC Suite, TrueSync von Motorola oder die Mobile Office Suite von Ericsson.

Auch für Handys ohne Infrarotschnittstelle gibt es eine Lösung: Die Software FoneSync von Paragon kommt mit einem Lesegerät für die SIM-Karte, «SmartLynx» genannt.

Der SIM-Karte zu Leibe rücken

Hat man dieses an die serielle Schnittstelle des Computers angeschlossen, kann man direkt auf die Speicherkarte des Mobiltelefons zugreifen. So lässt sich jedes GSM-Handy programmieren. Allerdings lohnt sich das Prozedere nicht für einzelne Telefonnummern. Denn die SIM-Karte aus dem Handy herauszunehmen und via SmartLynx-Gerät zu bearbeiten, dauert seine Zeit. FoneSync beherrscht auch die Kommunikation per Infrarot und öffnet die Tür für das Nummern-Management per Drag und Drop: Die gewünschten Nummern werden aus dem Adressbuch gezogen und auf der SIM-Karte abgelegt. FoneSync gibts für 129 Franken bei Minick (http://www.minick.ch/).

Vermittlerrolle: FoneSync überträgt Telefonnummern aus dem PC-Adressbuch in den Handyspeicher. SCREENS TA

Schnelle SMS: PhoneMan kann Kurznachrichten lesen und versenden.

Per Infrarot ermittelt der PDA die im Handy gespeicherten Nummern.

Quelle: Tages-Anzeiger, Montag, 29. Mai 2000

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Thema: Zweitgeschichte Mobilkommunikation
Nr: 480
Ausgabe: 00-529
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