Windows 98 mit neuer Backup-Lösung

Während Windows 3.1 eine passable Backup-Lösung mitbrachte, hat Windows 95 in Sachen Sicherungs-Funktionalität ein unübersehbares Manko. Windows 98 wird mit einem neuen Datensicherungsprogramm ausgeliefert. Ein Grund, sich das neue Betriebssystem zu besorgen?

Von Matthias Schüssler. Microsoft hat das Backup-Programm nicht selber entwickelt, sondern von Seagate lizenziert. Das Programm, das Windows 98 beiliegt, ist eine angepasste Version von «Backup Exec». Letzteres liegt z.B. Seagates Travan-4-Streamern bei.

Die Oberfläche des Programms überzeugt durch ein aufgeräumtes Design. Das Fenster ist mit zwei Reitern ausgerüstet, einem fürs Backup und einem zweiten fürs Restore. Das Fenster ist für beide Aufgaben jeweils dreigeteilt. Im Backup-Reiter wählt man zuoberst den auszuführenden Backup-Job, in der Mitte die zu sichernden Dateien, und zuunterst das Backup-Medium und weitere Optionen. Im Restore-Reiter bestimmt man die Quelle der Dateien, dann die Dateien, und schliesslich den Ort, an dem die Dateien plaziert werden sollen. Dies ist intuitiv und leicht verständlich, so dass die beiden Wizards für Backup und Restore als überflüssig bezeichnet werden können. Aber bei Microsoft steht man halt auf die Wizards und schaden tun sie ja nicht.

Streamer: Endlich einsetzbar!

Die Windows 98-Version des Backups sichert auf beliebige Medien. Disketten, Festplatten und Wechselmedien können beschrieben werden, indem man das Backup in eine Datei schreiben lässt. Besitzer von Streamern bleiben mit den Bordmitteln des neuen Windows nun endlich nicht mehr auf dem Trockenen sitzen: Das Programm kann auf Band sichern (auch SCSI). Benützt Ihr Streamer die standardisierten «Quarter-Inch Cartridges» (QIC), (QIC-40-, QIC-80- und QIC-117-Standard), dann können Sie das Programm benützen. Im Menü «Tools» stehen sämtliche Befehle zur Verfügung, um ein Band fürs Backup vorzubereiten: Formatieren, Löschen, Initialisieren etc.Das Programm beherrscht alle Funktionen, die der sicherungswillige Benützer erwartet: Eine komfortable Möglichkeit, zu sichernde Dateien auszuwählen. Im Seagate-Programm ist dies über eine Explorer-Ansicht gelöst, bei der man Laufwerke, Ordner und Dateien durch Setzen von Häkchen wählen kann. Auch Daten auf Netzwerkservern können in die Sicherung einbezogen werden. Allerdings: Die Auswahl nach Erweiterung oder via Definieren eines Datumsbereichs zu wählen, gibt es nicht. Es können lediglich bestimmte Erweiterungen von der Sicherung ausgeschlossen werden. Das konnte das Windows 3.1-Sicherungsprogramm besser!

Sie können folgende Backup-Modi fahren: Vollständige, inkrementelle (Dateien mit gesetztem Archiv-Bit werden gesichert, Bit bleibt gesetzt) oder differentielle (Dateien mit gesetztem Archiv-Bit werden gesichert, Bit wird anschliessend gelöscht). Backups können komprimiert, und auf Wunsch mit einem Passwort geschützt werden. Die unverzichtbare Verify-Funtion ist ebenso vorhanden – mit ihr kann nach erfolgter Sicherung das Backup auf Fehlerlosigkeit hin überprüft werden. Das Programm beherrscht weiter die Möglichkeit, entweder die neuen Daten an ein bestehendes Backup anzuhängen, oder die alte Sicherung zu überschreiben.

Sie können häufig verwendete Einstellungen in «Backup-Jobs» speichern – praxisnah! Das Programm merkt sich die durchgeführten Backups in einem Katalog. Somit können Sie ein Restore ablaufen lassen, ohne sich überlegen zu müssen, welche Bänder oder sonstige Medien dafür nötig sind – das Seagate promptet automatisch nach dem nötigen Medium. Das ist praktisch, denn speziell bei inkrementellen Backups verliert man leicht die Übersicht. Falls die Kataloge auf der Festplatte nicht mehr vorhanden sind, können Sie sie von den Medien zurücklesen lassen. Bei Bändern dauert das allerdings sehr lange.

Verschleierungstaktik

Bei den weiteren Sicherungs-Knackpunkten ist Microsoft Backup allerdings nicht sehr überzeugend: Gewisse Dateien kann es nicht mitsichern. So die Auslagerungsdatei. Doch dem Benutzer wird dieser Sachverhalt nicht mitgeteilt. Entsprechende Dateien erscheinen erst gar nicht in den Dateilisten. Diese Verschleierungstaktik ist nicht gutzuheissen; klare Infos à la «Swap-Datei wird nicht gesichert» o.ä. wären allemal besser.

Geheimnis um Emergency recovery

Weiter ist nicht klar, ob «Microsoft Backup» Notfalldisketten für ein «Emergency Recovery» erzeugen können wird. Mit solchen Disketten liesse sich ein zerstörtes Windows am DOS-Prompt wiederherstellen. Die zwei getesteten Versionen von der Win98-Beta 3 und vom «Release Candidate 2» verfügten beide nicht über entsprechende Funktionalität. In der Hilfe des RC2 ist allerdings das entsprechende Vorgehen beschrieben, während die ältere Hilfedatei kurz und sec sagt, diese Funktion gäbe es nicht. Endgültiges wird sich erst beim Erscheinen der definitiven Version sagen lassen.

Sind die ER-Funktionen mit dabei, ist «Microsoft Backup» endlich eine gute Lösung zum Sichern des PCs und ein guter Grund, auf Windows 98 umzusteigen. Verzichtet Microsoft auf diese Funktion , worauf alles hindeutet, wäre dies äusserst bedauerlich. Ohne können wir das Programm für professionellen Einsatz beim besten Willen nicht empfehlen.

Quelle: M+K Computer-Markt, Montag, 1. Juni 1998

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Thema: Windows 98-Backup-Programm
Nr: 214
Ausgabe: 98-7
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