Acrobat als Schlüsseltechnologie des digitalen Workflow

Adobe Acrobat als universelles Dateiformat: PDF-Importfilter für PageMaker

Noch im Verlaufe des Dezember soll ein Acrobat-PDF-Importfilter für PageMaker 6.52 im Internet verfügbar sein. Damit untermauert Adobe die Strategie, das PDF-Format langfristig zum universellen Standard in der grafischen Industrie zu machen. Dabei kann Adobe auf die Unterstützung sämtlicher Branchen-Grössen zählen: Nach zähem Ringen hat jetzt auch Quark angekündigt, baldmöglichst PDF-Filter für das neue XPress 4.0 nachzuliefern.

Die diesjährige Seybold-Konferenz von Ende September in San Francisco stand ganz im Zeichen des digitalen Workflows auf der Basis von Acrobat-PDF. Eine der wichtigsten Neuankündigungen seitens Adobe galt dabei PageMaker 6.5: Mit einem neuen Importfilter sollen sich PDF-Dateien direkt in PageMaker-Dokumente integrieren lassen.

Damit wird die Stellung des Acrobat-Standards als universelles Datei-Format beim Datenaustausch in der grafischen Industrie entscheidend gestärkt. Bis anhin ist es nämlich beispielsweise nur auf Umwegen möglich, aus einer PDF-Datei Farbseparationen für den Vierfarbendruck zu erstellen. Da weder der Acrobat-Reader noch -Exchange die Farbseparation unterstützen, muss zuerst über eine entsprechende Exportfunktion (die nur für die Mac-Version von Exchange verfügbar ist!), ein EPS erstellt werden. Dieses EPS wird dann im Layout-Programm plaziert und dort separiert ausgegeben.

Ersatz für PS und EPS

Acrobat-PDF wird damit die Vorzüge von PS (Postscript) und EPS (Encapsulatet Postscript) in einem Format vereinen. Die neuen «Postscript Extreme»- RIPs werden es erlauben, PDF-Daten direkt an den Printer zu schikken, wie das bis anhin nur mit PS-Printfiles möglich war. Und mit den neuen Importfunktionen in die gängigen Layout-Programme werden sich Acrobat-PDF-Daten wie EPS in bestehende Layouts integrieren lassen. Über diese Vereinheitlichung hinaus bietet Acrobat-PDF jedoch sowohl gegenüber PS als auch EPS ganz entscheidende Vorteile:

Postscript ist eine Programmiersprache, die linear von vorne nach hinten abgearbeitet werden muss. Es ist daher zum Beispiel nicht möglich, aus einem umfangreichen PS-Dokument mit hunderten Seiten eine einzelne Seite als isolierten PS-Code herauszulösen. Im Gegensatz zu Postsript ist Acrobat-PDF eine strukturiertes Datenformat. Hier kann eine einzelne Seite ohne weiteres als einzelnes Objekt herausgelöst werden. Dies ist mit ein Grund dafür, dass Adobes Postscript «Extreme» auf PDF statt PS basiert (siehe unten).

· Gegenüber dem EPS-Format hat PDF den grossen Vorteil, dass alle zur Darstellung der Seite nötigen Daten in das Dokument mit eingebunden sind. Es müssen also weder Grafiken noch Schriften separat mitgliefert werden.

· Das PDF-Format ist sehr kompakt: Im Vergleich zu Postscript beansprucht PDF bis um den Faktor 100 weniger Speicherplatz. Wichtig ist dabei, dass man die Kompression und den damit verbundenen allfälligen Qualitätsverlust individuell steuern kann.

· PDF ist nicht auf Text und Grafik beschränkt, sondern unterstützt auch die Einbindung von multimedialen Inhalten wie Ton und Film. Zudem ist PDF auf die Erfordernisse des Internet optimiert und bietet interaktive Funktionen.

Acrobat-Unterstützungjetzt auch von Quark

Neben Adobe selbst, sagen heute alle grossen Anbieter in der grafischen Industrie der Acrobat-Technologie ihre Unterstützung zu. An der Seybold-Konferenz hat sich nach monatelangen Querelen auch Quark zu Acrobat bekannt. Mittels XTensions, die schon bald verfügbar sein sollen, wird auch XPress 4.0 den Import und Export im PDF-Format zulassen. Eine absolut zentrale Rolle spielt das PDF-Format auch im Workflow zwischen Prepress und Druck. Die Lösungen im Zusammenhang mit der neuen Postscript-Version 3.0 basieren zu einem guten Teil auf der Acrobat-Technologie.

PS «Extreme»: Postscript und PDF kommen sich nahe

Postscript und PDF kommen sich näher, sind aber nicht identisch – Eric Bean, Adobes Direktor für Produktmarketing spricht von «zwei Standbeinen derselben Vision». Die Technologie, in der PS und PDF gleichermassen zum Einsatz kommen, ist Postscript «Extreme».

Um Verwirrungen vorzubeugen: Postscript Extreme ist nicht identisch mit Postscript Level 3. Lezteres bezeichnet nach wie vor eine Programmiersprache zur Seitenbeschreibung, Postscript Extreme ist eine Drucktechnologie.

Ein Adobe «Postscript Extreme»-Drucksystem (siehe Abbildung) verarbeitet sowohl Druckdateien in Postscript als auch PDF-Dokumente. Wird eine Datei in den Arbeitsfluss eingespeist, trifft sie zuerst auf den «Coordinator», welcher über den weiteren Bearbeitungsprozess entscheidet. Handelt es sich um eine PS-Datei, dann schickt sie der Coordinator an den «Normalizer», welche die Druckdatei zu PDF distillert. Diese Datei wird dann an den PDF-Seitenspeicher weitergereicht. PDF-Dateien werden von Coordinator direkt zum Seitenspeicher geschickt.

Bis zehn RIPs parallel

Von hier werden die einzelnen Seiten auf die vorhandenen PS-RIPs verteilt – von denen maximal zehn in einem System eingesetzt werden können. Die RIPs enthalten integrierte Konverter, die aus den PDFs wieder Postscript-Code machen. Die Rasterbilder werden dann vom «Assembler» in der richtigen Reihenfol ge gebracht und zur Verarbeitung an das Druckwerk des betreffenden Ausgabegeräts geschickt. Diese Verarbeitungsweise bringt gleich mehrere Vorteile mit sich. Adobe verspricht sich einen grossen Geschwindigkeitsgewinn durch die Prallelisierung des RIP-Vorgangs: An einer Demonstration druckte eine IBM InfoPrint 4000 bis 464 Seiten pro Minute.

Korrigieren mit Illustrator und Exchange möglich

Weiter kann der Operateur an einem PS Extreme-System beliebig Seiten aus verschiedenen Quellen mischen und leicht in die richtige Reihenfolge bringen, ohne dass er komplexe Software zum Ausschiessen verwenden muss. Auch Korrekturen im letzten Augenblick sind dank der Editierbarkeit von PDF viel leichter realisierbar.

Durch die Leistungssteigerung beim Rippen wird auch der Individalisierung von Druck-Jobs Tür und Tor geöffnet. Experten vermuten, dass ein riesiger Markt für personalisierte Drucksachen besteht. Postscript Extreme könnte das Startsignal zur Eroberung dieses Marktes sein.

Martin Spaar und Matthias Schüssler

Bei Erscheinen dieses Heftes sollte der PDF-Importfilter für PageMaker in unserem Download-Bereich (www.publisher.ch) verfügbar sein. Beachten Sie, dass dabei die PageMaker-Version 6.52 vorausgesetzt wird. Das Update von 6.5 auf 6.52 finden Sie ebenfalls bei Publisher online. Im Internet verfügbar Neben dem PDF-Importfilter hat Adobe weitere «Goodies» für PageMaker angekündigt. Das für Dezember angekündigte «stille» Update bietet unter anderem neue Importfilter für Excel 97, Wordperfect 7 und 8 und das Grafikformat PNG. Verbessert wurden die bestehenden Filter für Word 97 und PhotoCD. Weiter wurden die Möglichkeiten zur Datei-Übernahme von Mac auf Windows verbessert. PageMaker Windows soll nun Files der Mac-Versionen 4.2, 5, 6.0 und 6.5 öff-nen können.

So funktioniert ein Drucksystem mit PostScript Extreme.

Quelle: Publisher, Montag, 1. Dezember 1997

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Thema: Acrobat als Schlüsseltechnologie des digitalen Workflow
Nr: 173
Ausgabe: 97-4
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