Analyse zum Meta-Abo

Mark Zuckerberg gibt die Gleichbehandlung auf

Facebook führt wie Twitter eine bezahlte Verifizierung ein. So können sich Nutzerinnen und Nutzer eine Vorzugsbehandlung erkaufen – etwa erhöhte Sichtbarkeit. Das ist ein Tabubruch.

Matthias Schüssler

«Wir haben etwas Neues»: Meta-Chef Mark Zuckerberg – hier beim Besuch im Élysée-Palast in Frankreich im Mai 2019 – kündigt ein Abo für Facebook und Instagram an.

Mark Zuckerberg hat am Sonntagabend auf Facebook eine Neuerung angekündigt: Das Unternehmen führt ein kostenpflichtiges Abo namens «Meta Verified» ein, das für Facebook und Instagram zur Verfügung steht. Es kostet 11.99 US-Dollar pro Monat bzw. 14.99 US-Dollar, wenn es über die iPhone- oder iPad-App abgeschlossen wird. Dafür gibt es einige Extrafunktionen: Die sichtbarste ist ein blauer Haken, der neben dem Namen angezeigt wird.

Facebook bietet den Abonnentinnen und Abonnenten Extraschutz vor Nachahmern, indem anhand eines amtlichen Dokuments die Identität festgestellt wird. Es gibt direkten Zugang zum Kundendienst, und Meta verspricht auch erhöhte Sichtbarkeit und Reichweite durch eine Bevorzugung etwa bei der Suche, den Kommentaren und Empfehlungen. Dieses neue Abo steht während der Testphase, die diese Woche beginnt, in Australien und Neuseeland zur Verfügung, weitere Länder sollen folgen.

Vorsprung für zahlende Nutzer

«Meta Verified» erinnert stark an «Twitter Blue». Elon Musk hat bei seinem sozialen Netzwerk im letzten November ein Abo eingeführt, das bisher in einigen Ländern (nicht aber der Schweiz) verfügbar ist und in Deutschland 11 Euro kostet. Nebst der Verifizierung und dem blauen Häkchen erhalten die zahlenden Nutzer auch auf Twitter einen Vorsprung: Wenn sie antworten, werden ihre Tweets mit Priorität angezeigt.

Twitter hat es vorgemacht: Mit «Blue» gibt es diverse Funktionen nur gegen Geld.

Mark Zuckerberg bestätigt mit diesem neuen Abo die Neigung, sich fremde Erfindungen ungeniert zu eigen zu machen: Es gibt eine lange Reihe von Fällen, in denen er Produkte kopiert oder imitiert hat. Meistens ging es ihm darum, die Konkurrenz in Schach zu halten oder mit ihren eigenen Mitteln zu schlagen. In dem Fall dürfte es Zuckerberg um die Erschliessung neuer Einnahmequellen gehen. Und «Twitter Blue» erfährt zusätzlichen Rückenwind: Durch «Meta Verified» wird es salonfähig werden, dass sich Nutzerinnen und Nutzer in den sozialen Medien eine Vorzugsbehandlung erkaufen können.

Eine Elite entsteht

Das ist ein Tabubruch: Bis anhin galt, dass man sich in den sozialen Medien Aufmerksamkeit durch gesponserte Beiträge kaufen kann, dass aber Nutzerinnen und Nutzer von den Algorithmen gleichbehandelt werden. Das ist nun anders: Die zahlende Kundschaft wird durch den Algorithmus bevorzugt. Es entsteht eine Elite, die ein grösseres Sprachrohr zur Verfügung hat: Meta beschreibt das in der Pressemeldung euphemistisch damit, man wolle Urhebern dabei helfen, ihre «Präsenz zu etablieren». Zwar können auch heute noch Postings von Nobodys viralgehen – doch wir müssen die Vorstellung von einer Gleichberechtigung in den sozialen Medien begraben.

Das ist nicht der einzige problematische Aspekt: Wie Twitter knüpft auch Facebook die Verifizierung an ein Abo. Für die Sicherheit wäre es sinnvoll, die Verifizierung möglichst breit anzubieten und möglichst viele Nutzerinnen und Nutzer dazu zu bringen, ihre Identität zu bestätigen – das würde Schwindlern und Identitätsdieben die Arbeit erschweren.

Auch Twitter ist dabei, bezüglich der Sicherheit eine Zweiklassengesellschaft zu etablieren: Wie am Wochenende bekannt geworden ist, können nur noch Abonnenten von «Twitter Blue» die 2-Faktor-Authentifizierung über SMS nutzen. Alle anderen müssen sie abschalten oder auf eine andere Methode umschwenken.

Quelle: Newsnetz, Montag, 20. Februar 2023

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