Matthias Schüssler

Aperture und iPhoto

Apple macht für immer die Blende dicht

Offenbar stellt Apple Aperture ein. Was bedeutet das? Ich pflege damit rund 9000 Fotos. Ist das jetzt noch sinnvoll? Oder sollte man sich bereits jetzt auf den Nachfolger einstellen?

Reto Schmid, Dietikon

Apple hat im Juni das Ende seiner bei-den Bildbearbeitungsprogramme ange­kündigt. Sowohl iPhoto für die Privatanwender als auch Aperture für die Profifotografen und die ambitionierten Amateure werden eingestellt. Als Ersatz für beide Programme wurde eine Anwendung namens Photos in Aussicht gestellt. Sie soll 2015 auf den Markt kommen und die iCloud ins Zentrum stellen. Fotos sollen künftig im Internet gespeichert werden und auf allen Geräten zur Verfügung stehen, zitierte Techcrunch.com einen ungenannten Apple-Sprecher.

Es ist anzunehmen, dass das neue Programm die Alben aus iPhoto und Aperture übernehmen wird – die beiden Programme verwenden seit der Version 3 von Aperture eine gemeinsame Media­thek. Ob diese Photos-App den ganzen Funktionsumfang von Aperture abdecken wird, ist fraglich. Matthias Jaap von Maclife.de vermutet, dass viele Funktionen auf der Strecke bleiben werden: «Die Software aus Cupertino steht seit letztem Jahr unter dem Zeichen der Konvergenz: Pages, Keynote und Numbers wurden neu entwickelt, damit sie mit iCloud und den entsprechenden iOS-Apps optimal zusammenarbeiten.» Für die Konvergenz wurden diese Apps im Funktionsumfang vereinfacht.

Da Apple sich vorerst nicht in die Karten schauen lässt, stehen Sie vor der Frage, ob Sie Ihren Entscheid aufschieben wollen, bis die Photos-App vorliegt – oder ob Sie schon jetzt klare Verhältnisse schaffen wollen. Es gibt Argumente für beide Positionen. Professionelle Anwender schrecken davor zurück, neue Projekte mit einem todgeweihten Werkzeug in Angriff zu nehmen. Amateure stellen hingegen meist keine gesteigerten Ansprüche an die Produktionssicherheit und müssen nichts überstürzen.

Als Ersatz von Aperture bietet sich Lightroom von Adobe an. Beide Programme sind auf eine möglichst effiziente Verarbeitung von grösseren Mengen an Digitalfotos ausgelegt. Und beide verwenden eine nicht destruktive Bearbeitungsmethode: Die Original-Bilddateien werden nicht angetastet. Farb- und Belichtungskorrekturen, Weissabgleich, Beschnitt, Schärfung und vieles mehr werden in beschreibender Form als Zusatzinformation im Bild gespeichert und können darum jederzeit verändert oder rückgängig gemacht werden.

Die nicht destruktive Bearbeitung ist ein modernes und leistungsfähiges Konzept mit einem grossen Nachteil. Die Algorithmen für die Bildbearbeitung sind hersteller- und programmabhängig. Das macht einen direkten Import der Mediathek aus Aperture nach Lightroom unmöglich. Die Bilder müssen entweder im Zielprogramm neu bearbeitet werden, oder es braucht einen Export, bei dem die vorher nur virtuell beschriebenen Bildbearbeitungsschritte an den Bilddaten vorgenommen werden. Das macht einen grossen Arbeitsaufwand, weswegen viele Profianwender eine doppelte Strategie fahren: Die bisherigen Bilder verbleiben in Aperture. Sie können dort bei Bedarf exportiert und gedruckt werden. Neue Bilder werden in Lightroom eingepflegt.

Wenn Bilder von Aperture nach Lightroom übernommen werden müssen, hilft dabei ein Programm namens Aperture Exporter (15 Franken im Mac-App-Store oder unter Apertureexporter.com): Es sorgt dafür, dass beim Export nichts schiefgeht und auch die Farblabels, die Bewertungen, Stichwörter und Bildbeschreibungen übernommen werden.

Apples Bildbearbeitungs-App Aperture wird nicht weiterentwickelt. Screen: PD

Quelle: Tages-Anzeiger, Montag, 8. September 2014

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