Corona-Selbsthilfe

So einfach eröffnen Sie einen Webshop

Wenn das Lädeli geschlossen bleiben muss, lässt sich das Geschäft ins Internet verlagern. Unsere Tipps.

Matthias Schüssler

Kleine Handwerksbetriebe, Secondhand-Shops, Hofläden, die Blumenhandlung im Quartier, Beizen und viele andere Geschäfte bleiben dieser Tage zu. Für die Gewerbetreibenden bringt das nicht nur schmerzhafte Umsatzeinbussen, sondern auch eine Sinnkrise. Da stellt sich die Frage: Könnte das Internet einen Ausweg bieten – indem man den Verkauf in einen Onlineshop verlagert?

Kevin Rechsteiner berät KMU und betreut deren Web-Auftritte. Seiner Erfahrung nach ist die grösste Herausforderung nicht die technische Seite. Denn zur Not tut es auch ein einfacher Post bei Facebook oder ein Eintrag auf der Homepage, der auf das Angebot hinweist und eine Bestellmöglichkeit anbietet. Die Zahlung lässt sich auch ohne digitalen Warenkorb zum Beispiel über die Bezahl-App Twint oder über die Überweisungsfunktion von Paypal abwickeln.

Wie der Shop zu Kunden kommt

Die eigentliche Hürde ist, das Angebot bekannt zu machen: Ein lokal verwurzeltes Geschäft kann Flyer in Umlauf bringen oder Plakätchen aufhängen. Mit einer Liste mit E-Mail-Adressen der Kunden ist es möglich, das Angebot auf diese Weise bekannt zu machen. Allerdings mit der klaren Einschränkung, dass Massenmails nur bei ausdrücklicher Zustimmung der Empfänger zulässig sind (opt in). Angesichts der speziellen Umstände werden die Empfänger ein Auge zudrücken. Aber es ist sinnvoll, die Mails möglichst persönlich und wenig marktschreierisch zu halten und zu versprechen, dass das Mailing eine einmalige Sache bleibt – und sich auch daran zu halten.

Wenn der Webhop etwas professioneller ausfallen soll, gibt es zwei Möglichkeiten. Man kann entweder eine Shop-Software auf dem eigenen Webserver installieren, zum Beispiel WooCommerce für Websites, die mit der weitverbreiteten WordPress-Software laufen. Weitere beliebte Lösungen sind Shopware und PrestaShop oder Sitebuilder, das bei manchen Hosting-Anbietern per Mausklick installiert werden kann. Kevin Rechsteiner empfiehlt für den Schnellstart jedoch einen Shop-Anbieter: Bei diesen Dienstleistern muss man die Software nicht selbst installieren und betreiben, sondern sich nur um die Einrichtung und die Erfassung der Artikel kümmern – was Arbeit genug ist.

Die Lösung ab Stange

Rechsteiner empfiehlt Shopify.de: Einen kleinen Shop gibt es dort ab 29 US-Dollar pro Monat; und man kann den Dienst während 14 Tagen kostenlos testen. Eine Alternative ist auch Mycommerce.ch: Dieser Dienst wird von Localsearch betrieben, einer Swisscom-Tochter. Der Basis-Shop mit maximal 25 Produkten und zwei Kategorien ist kostenlos. Die Starter-Variante mit 100 Produkten und unlimitierten Kategorien kostet 19 Franken pro Monat – mit zwei weiteren Preisplänen für den Fall, dass der Shop prosperieren sollte.

Nach der Anmeldung geht es damit los, den virtuellen Laden zu bestücken. Screenshot: schü.

Das Auktionshaus Ricardo hat am 23. März zum Schlagwort #SupportYourLocals ein Starthilfe-Programm für kleine, vom Shutdown betroffene Verkaufsläden gestartet. Es gibt für neue Anbieter Hilfe bei der Bekanntmachung über Newsletter und soziale Medien und ein Gebühren-Startguthaben von 1000 Franken.

Die eigentliche Arbeit ist, die Artikel einzustellen: Die brauchen eine aussagekräftige Beschreibung und ein Foto, das nicht zu amateurhaft wirkt. Kleinere Gegenstände lassen sich in einer Lightbox hervorragend ins Bild rücken. Das ist eine Art Ministudio in einem kleinen Kasten. Es sorgt für eine neutrale Umgebung und gutes Licht, sodass selbst Handyfotos überzeugend wirken.

Sinnvoll ist, beim Einpflegen der Artikel mit den Bestsellern zu starten und das Angebot nach und nach auszubauen. Abschliessend sind die Zahlungsmöglichkeiten zu definieren, wobei bei den Shop-Anbieter die Bezahlschnittstellen bereits integriert sind. Und es braucht die passenden Lieferoptionen – wobei auch hier die lokalen Anbieter im Vorteil sind, weil Abholung und/oder Zustellung per Kurier die unkompliziertesten Methoden sind.

Und auch wenn es sehr abgedroschen klingt: Die Krise kann eine Chance sein, indem sie hilft, die Möglichkeiten von Internet, Digitalisierung und sozialen Medien zu erfassen. Egal, ob Facebook, Twitter oder Instagram: Wer leicht zugänglich ist, hat umgekehrt auch einfachen Kontakt zu seiner Kundschaft.

Laden zu, Internet offen: Ein italienisches Kaffee in Hamburg weist Kunden auf den Webshop hin. Fioto: Frieder Blickle (Keystone)

Quelle: Newsnetz, Dienstag, 24. März 2020

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