Telekommunikation: Ein Treibhaus, wo Fachbegriffe gut gedeihen

A

AMPS, Advanced Mobile Phone System: Der (analoge) Standard für Mobilfunknetze in den USA. Die digitale Weiterentwicklung nennt sich D-AMPS oder IS-54. Diese Standards sind nicht kompatibel zum europäischen -> GSM.

AuC, Authentication Center: Es identifiziert die Benutzer und verwaltet die Schlüssel zur Codierung der Gespräche im -> GSM-Netz. Als Abhörschutz wird jedes Gespräch nach einem eigenen Schlüssel codiert.

B

Barring, auch Call Barring: Anrufsperren. Verwendet werden diese Kürzel:

– BAIC, Barring of Incoming Calls: Es können keine Anrufe angenommen werden.

– BAOC, Barring of Outgoing Calls: Es können keine Anrufe getätigt werden.

– BIC-Roam, Barring of Incoming Calls when Roaming: Im Ausland werden Gespräche aus anderen Ländern abgewiesen.

– BOIC, Barring of Outgoing International Calls: Auslandgespräche sind gesperrt.

– BOIC-exHC, Barring of Outgoing International Calls except to Homecountry: Man kann aus dem Ausland nach Hause anrufen, sonst aber keine internationalen Gespräche führen.

Basisstation: Beim mobilen Telefonieren steht das -> GSM-Handy per Funk mit der Basisstation in Kontakt. Wenn der Telefonierer die -> Funkzelle wechselt, wird das Gespräch weitergereicht. (Handover). -> Location Area, -> MSC

Bluetooth wird für die drahtlose Kommunikation im Nahbereich eingesetzt. Über Funkwellen können Geräte miteinander kommunizieren: das Handy mit dem PC, das Notebook mit der Digitalkamera oder der Fernseher mit dem Drucker. Längerfristig sollen die Preise pro Funk-Chip auf fünf US-$ sinken. Dadurch verspricht man sich Bluethooth-Fähigkeiten für viele Alltagsgeräte.

C

Cell Broadcast ist eine Variante des -> SMS-Dienstes. In einer -> Funkzelle wird eine Kurznachricht an alle Teilnehmer geschickt. Dies sind quasi >Lokalnachrichten< im -> GSM-Netz.

CLIP/CLIR: Die Übermittlung (CLIP, Calling Line Identification Presentation) resp. Unterdrückung (CLIR, Calling Line Identification Restriction) der eigenen Rufnummer bei einem Anruf.

B

Burst nennt man auch ein Datenpaket, das zwischen Basisstation und -> GSM-Telefon ausgetauscht wird. -> Kanäle

D

DECT (Digital European Cordless Telephone) ist die Technologie für >schnurlose< Festnetz-Telefone, die im Umkreis von wenigen Hundert Metern ums Haus benützt werden. DIRC: Hinter DIRC (Digital Inter Relay Communications) steht ein neues Konzept für Mobilfunk-Kommunikation. DIRC-Netze sollen, ähnlich wie das Internet, sich selbst organisieren. Jedes Endgerät kann in die Rolle einer -> Basisstation schlüpfen. Dazu muss jede Station gelegentlich ihre Position im Netz bekannt geben.

Dualband: -> Multiband

Dual Mode-Telefon: Ein solches Gerät unterstützt zwei Systeme, beispielsweise -> DECT und -> GSM. Damit kann man zu Hause schnurlos auf dem Festnetz und unterwegs mobil via Mobilfunkanbieter telefonieren.

E

EDGE kürzt Enanced Data for GSM Evolution: Statt -> UMTS kommt in vielen Ländern laut Experten für mobile Datenübertragung vorerst EDGE zum Einsatz. Diese Technik ermöglicht eine Rate von 384 kBit/s. Die Bandbreite eines -> GSM-Kanals wird mittels eines Modulationsverfahrens vergrössert. Ausserdem lassen sich bis zu acht Kanäle gleichzeitig nutzen. Für EDGE müssen die Netzbetreiber ihre Infrastruktur ausbauen, und die Verbraucher benötigen ein neues Telefon.

EFR (Enhanced Full Rate) ist eine verbesserte Tonqualität. Mit ihr steigt aber auch der Energiebedarf des Handys.

EIR, Equipment Identity Register. Jedes Handy ist unabhängig von der Rufnummer über eine Seriennummer (-> IMEI) identifizierbar. Das Register speichert die Nummern gestohlener Handys und kann die Geräte im Netz sperren oder überwachen.

EMV, Elektromagnetische Verträglichkeit. Sammelbegriff für die Wirkung von Funksendern auf Lebewesen und technische Systeme.

ERMES ist die Abkürzung für European Radio Message System und soll ein europäischer Standard für Funkruf-Netze (Paging-Systeme) werden.

F

Festnetz: An physikalische Leitungen, z.B. Glasfaser, gebundenes Netz.

Funkzellen verteilen sich wie Waben über das Land und bilden das Netz eines Mobilfunkanbieters. Je mehr Leute telefonieren, desto kleiner müssen die Funkzellen sein und desto mehr -> Basisstationen und Antennen sind nötig.

G

GSM hiess ursprünglich Groupe spéciale mobile und wurde 1982 an der CEPT (Conference of European Post and Telecommunications) als Standard für die drahtlose Telefonie begründet. Heute steht das Kürzel GSM für Global System for Mobile Communication.

GSM-Netze arbeiten in verschiedenen Frequenzbändern (-> Multiband) und mit verschiedenen -> Kanälen.

Daten zwischen -> Basisstation und Telefon werden in -> Bursts ausgetauscht.

Links: http://www.gsmworld.com, http://www.nobbi.com

GPRS: Der General Packet Radio Service ermöglicht höhere Raten bei der Datenübermittlung: In einer ersten Phase sind 50 kBit/s vorgesehen, in der zweiten werden es – unter Idealbedingungen – 115 kBit/s sein. Wie im Internet werden auch bei GPRS die Daten in Pakete, also einzelne Teilstücke, zerlegt, die einzeln übertragen werden. Kommt GPRS zum Einsatz, muss man sich für jeden Datentransfer ins Netz einwählen. Daten werden nur bei Bedarf übermittelt, sodass man gewissermassen eine Standleitung ins Internet hat. Abgerechnet wird nicht nach Zeit, sondern nach übertragener Datenmenge.

Die Anbieter können ihre Infrastruktur mittels Software-Update GPRS-fähig machen. Für die Telefonkunden bedeutet GPRS allerdings der Kauf eines neuen Telefons, wobei einzelne Geräte bereits verfügbar sind.

H

HLR bedeutet Home Location Register. In dieser Datenbank speichert der Betreiber die Stammdaten der Netzteilnehmer. Hier ist der Standort jedes eingebuchten Abonnenten abgelegt. -> Location Area; -> VLR

HSCSD bedeutet High-Speed Circuit Switched Data. Diese Technik soll künftig schnelle Datenübertragungen ermöglichen. Erstens bringt sie eine bessere Datenkorrektur, was eine Datenrate von 14400 bps an Stelle der bei -> GSM bisher möglichen 9600 bps erlaubt. Zweitens können mehrere -> Kanäle benützt werden: Bei HSCSD kann ein Telefon bis vier Kanäle nützen. Somit stehen 43000 bps für den Download (vom Anbieter zum Handy) und 14400 bps für den Upload zur Verfügung.

I

IMEI, International Mobile Equipment Identity. Eine Seriennummer, die ein Mobiltelefon eindeutig identifizierbar macht (-> EIR). Der IMEI-Code kann mit der Tastenkombination *#06# abgefragt werden.

K

Kanäle, physikalische: Bei -> GSM können bis zu acht Telefongespräche über die gleiche Frequenz laufen. Damit sich die Gespräche nicht überlappen, wird jede Sekunde in acht Zeitfenster eingeteilt, während derer die einzelnen Telefone ihre Datenpakete (-> Burst) senden können oder von der -> Basisstation angefunkt werden.

L

Location Area ist die Zusammenfassung mehrerer -> Funkzellen zu einer logischen Einheit. Wechselt das Handy die Zelle innerhalb der Location Area, findet kein -> Location Update statt.

Location Update. Das Telefon informiert das -> MSC, wo im Netz es sich befindet. Dies passiert beim Wechsel in eine neue Location Area oder nach einer vorgegebenen Zeit.

M

MSC ist die Kurzform für Mobile Switching Center. Die Vermittlungsstellen steuern die Gespräche im Netz und stellen Verbindungen zu anderen Mobilfunk- und Festnetzen her. Das MSC führt das -> HLR.

Multiband: Diese Bezeichnung steht für Handys, die in mehreren Frequenzbändern arbeiten können. Benutzt werden die Bereiche bei 900, 1800 und 1900 MHz. Moderne Handys arbeiten meist nach der Dualband-Technologie, können also neben dem gebräuchlichen 900-MHz-Netz auch das in Ballungsgebieten verwendete 1800-MHz-Netz benützen. Tripleband-Handys empfangen und senden auch im 1900-MHz-Band und sind daher USA-tauglich.

N

Natel als Begriff für Mobiltelefon wird nur in der Schweiz benützt und heisst >Nationales Autotelefon<. P PCS ist die amerikanische Version des -> GSM-Standards, welche das 1900-Frequenzband nützt. Tripleband-Handys können dieses nützen. -> Multiband.

PHS: Personal Handy System; japanischer Standard.

R

Roaming ist das englische Wort für >Umherstreifen< und steht in der Mobiltelefonie für die Möglichkeit, sich in die Netze anderer Anbieter einzubuchen. So lässt sich das Handy im Ausland nutzen. In der Schweiz haben Orange und Swisscom ein Roaming-Abkommen: Orange-Kunden können in unerschlossenen Gebieten über das Netz der Swisscom telefonieren. S SCI-Code: Der Betreiber kann die Dienste, welche er im -> GSM-Netz anbietet, über Subscriber-Controlled Input Codes steuern.

SIM-Karte: SIM ist eine Abkürzung für Subscriber Identity Module und bezeichnet einen Chip, der die Rufnummer des Telefons enthält. Ohne SIM-Karte sind immerhin Notrufe möglich.

SMS: Die Bezeichnung für die beliebten Kurznachrichten ist eine Kurzform für Short Message Service.

U

UMTS steht für Universal Mobile Telecommunications System und soll der gemeinsame Nachfolger der Datenfunk-Systeme der zweiten Generation (-> GSM, -> PHS und -> AMPS) werden. Dieser Standard wird die Frequenzen zwischen 1900 und 2200 MHz nutzen und Datenraten bis zu 2 MBit/s ermöglichen. Experten weisen darauf hin, dass in vielen Gebieten wohl >nur< 384 kBit/s möglich sein werden. Doch auch diese Geschwindigkeit stellt eine ISDN-Internetverbindung in den Schatten und erlaubt anspruchsvolles Multimedia. Im Moment macht UMTS von sich reden, weil bei den Lizenzversteigerung exorbitante Summen erzielt werden. V VLR ist eine Besucherdatenbank (Visitor Location Register). In ihr speichert das -> MSC die Besucher, die sich temporär, d.h. per -> Roaming, ins Netz eingebucht haben. -> HLR.

W

WAP heisst Wireless Application Protocol und bezeichnet die Technologie, mit der sich Internetdienste auf das Handy und andere mobile Geräte mit kleinem Bildschirm bringen lassen. WAP umfasst unter anderem folgende Elemente:

øeinen Micro-Browser zur Darstellung der WAP-Inhalte.

– WML: Die Seitenbeschreibungssprache. Sie ist eng verwandt mit der Sprache HTML, das die Seiten des World Wide Web beschreibt.

– WML-Script: Eine beschränkt leistungsfähige Programmiersprache für WAP-Anwendungen.

– verschiedene Formate wie Visitenkarten oder Termin-Einträge.

Link: www.wapforum.org

WLL heisst Wireless Local Loop. Um die berühmt-berüchtigte letzte Meile vom Telefonkunden zur Vermittlungszentrale zu überbrücken, soll auf neue Verkabelung verzichtet werden. Stattdessen kommen Mikrowellen (im Frequenzbereich über einem Gigahertz) zum Einsatz. (schü.)

Quelle: Tages-Anzeiger, Montag, 26. Juni 2000

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Thema: Telekommunikations-Glossar
Nr: 525
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