Apple legt nach

Wie Sie per Internet mit Freunden einen Video- oder Musikabend abhalten

Apple hat endlich die versprochene Funktion für virtuelle Treffen mit gemeinsamem Medienkonsum freigeschaltet. Wir zeigen, wie man Shareplay nutzt und welche neuen Möglichkeiten sich sonst in Facetime auftun.

Matthias Schüssler

Hundertprozentiges Kinofeeling kommt nicht auf – aber mit Popcorn macht das gemeinsame Filmesehen per Videochat trotzdem Spass.

Eine der grossen Neuerungen, die Apple im Sommer angekündigt hat, heisst Shareplay. Sie kam schon damals etwas spät, denn ohne Zweifel ist sie eine Reaktion auf die Pandemie und die Tatsache, dass viele Menschen hauptsächlich im letzten Jahr ihre Zeit zu Hause im Lockdown verbringen mussten: Sie ermöglicht es nämlich, via Smartphone oder Tablet zusammen mit Freunden gemeinsam einen Film oder eine Serie zu sehen oder Musik zu hören, selbst wenn jeder in seinem eigenen Wohnzimmer sitzt.

Dafür gab es bereits Möglichkeiten wie den hier vorgestellten Dienst Watch2gether, der allerdings nicht sehr benutzerfreundlich ist. Apples Shareplay funktioniert dagegen komfortabel – zumindest für Leute, die gut mit Apple-Geräten ausgestattet sind: Es braucht nämlich ein iPad oder iPhone, und wichtig: Die neueste Version des Betriebssystems muss installiert sein, also iOS 15.1 beziehungsweise iPad OS 15.1. Falls die nachfolgende Beschreibung bei Ihnen nicht funktioniert, führen Sie erst ein Update aus. Dazu tippen Sie in den Einstellungen auf «Allgemein», dann auf «Softwareupdate» und installieren die neueste Version des Betriebssystems.

Per Facetime die Freunde ums virtuelle Lagerfeuer versammeln

Der gemeinsame Abend mit einem Film, einer Serie oder einer schönen Musik-Wiedergabeliste wird über Apples Videotelefonie-App Facetime abgehalten. Dort stellen Sie die Verbindung zu Ihren Freundinnen, Bekannten und Familienmitgliedern her, mit denen Sie geschmacklich ausreichend übereinstimmen, um sich auf ein gemeinsames Programm einigen zu können. Maximal können bis zu 32 Parteien an einer Konferenz teilnehmen.

Sie können bereits beim Start eines Facetime-Anrufs mehrere Leute auswählen, die in einem Rutsch angeklingelt werden. Es ist auch möglich, nachträglich Leute hinzuzufügen: Zu diesem Zweck tippen Sie auf die Leiste mit den Befehlen für Lautstärke, Stummschaltung und Videoeinstellungen, bis sie sich zu einem grossen Dialog ausweitet: In dem steht der Befehl «Personen hinzufügen» zur Verfügung.

Zusammen Billie Eilish zu hören, ist eine Frage von wenigen Klicks. Wie es geht, zeigt diese Bildstrecke.
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Als Erstes initiieren Sie den Gruppenanruf, wie hier in dieser Verbindung, bei der der Autor zu Demonstrationszwecken mit sich selbst telefoniert. Über den Befehl «Personen hinzufügen» können Sie jederzeit weitere Teilnehmer dazuholen.
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Wechseln Sie nun zu einer unterstützten App, zum Beispiel zu Apple Music, und starten Sie die Wiedergabe. Daraufhin erscheint dieser Dialog, in dem Sie auf «Shareplay» tippen, um die Wiedergabe für die anderen verfügbar zu machen.
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Das funktioniert analog genauso mit Apples TV-App.
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Die anderen Teilnehmer müssen der Vorführung nun beitreten, damit es losgehen kann.
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Nun erscheint die Bestätigung, dass die Wiedergabe für alle Beteiligten gestartet wurde.
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Über die Befehlsleiste und den Knopf rechts lässt sich Shareplay wieder beenden.
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Wermutstropfen am Rand: Leider können nicht alle drahtlosen Kopfhörer für Shareplay benutzt werden.
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Wenn sich alle zum Anruf eingefunden haben, wechseln Sie zu einer Video- oder Audio-App, die Shareplay unterstützt. Das sind bislang leider nicht allzu viele: Natürlich gehören Apples eigene Dienste Music und TV dazu. Daneben stehen Soundcloud, Tiktok und Twitch zur Verfügung, doch verzichten müssen die Nutzerinnen und Nutzer bislang leider auf Youtube, Netflix und andere Streamingdienste. Es gibt aber eine Ausweichmöglichkeit, die weiter unten erwähnt wird.

Die Wiedergabe für alle starten

In der Musik- oder Video-App wählen Sie den Titel oder die Wiedergabeliste. Sie geben daraufhin an, ob Sie den Inhalt für sich selbst oder für die Gesprächsteilnehmerinnen und -teilnehmer abspielen möchten. Tippen Sie auf «Shareplay», damit die anderen daran teilhaben können. Diese Vorgabe merkt sich die App. Sie können Shareplay aber jederzeit beenden: Tippen Sie dazu etwas länger auf den Knopf ganz rechts in der Facetime-Befehlsleiste: Es erscheint ein Menü, das die zwei Befehle «Shareplay beenden» und «Meinen Bildschirm teilen» bereithält.

Die Gesprächsteilnehmenden erhalten nun ihrerseits eine Anfrage, ob sie der Shareplay-Vorführung beitreten wollen – so wird niemand ungefragt mit Inhalten belästigt, die er nicht sehen möchte. Falls sie die Anfrage bestätigen, wird die Musik oder das Video wiedergegeben. Eine Unterhaltung ist, wie sich das für eine Party gehört, weiterhin möglich: Die Kommunikations-App reduziert die Lautstärke der Tonspur automatisch, wenn jemand spricht, sodass man sich gut versteht, ohne lauter sprechen zu müssen. Damit die Umgebungsgeräusche nicht stören, lohnt es sich aber dennoch, das Mikrofon stummzuschalten, wenn man nichts sagen will.

Die Wiedergabe – hier «The Morning Show» von AppleTV+ – läuft absolut synchron.

Fazit: Shareplay ist eine gelungene Erweiterung für Facetime, die wir gern schon vor einem Jahr gesehen hätten. Etwas schade ist, dass erst sehr wenige Musik- und Video-Apps unterstützt werden – das schmälert den Nutzen bislang. Es ist anzunehmen, dass das Angebot in den nächsten Tagen und Wochen grösser werden wird. Leider ist es wenig wahrscheinlich, dass die grossen Anbieter mitmachen werden – schliesslich steht Apple mit den eigenen Streaming-Apps in direkter Konkurrenz zu Spotify und Netflix.

Falls eine App nicht explizit unterstützt wird, kann man über den oben erwähnten Befehl «Meinen Bildschirm teilen» eine App-Ansicht den anderen zur Verfügung stellen. Die Funktion ist eigentlich für Supportzwecke und Präsentationen gedacht, man kann sie aber auch für gemeinsame Musik- und Videoabende nutzen. Es bleibt die Einschränkung, dass manche Apps, namentlich Netflix, das Abgreifen des Bildes verhindern und dafür sorgen, dass bei den zugeschalteten Freunden und Bekannten der Bildschirm dunkel bleibt.

Quelle: Newsnetz, Donnerstag, 4. November 2021

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