Tauglich für den Profi-Einsatz?

Die Marktstrategen von Olympus haben die «Camedia C-800 L» als «Fun»-Kamera im Markt positioniert. Doch angesichts überzeugender technischer Merkmale ist der Einsatz dieser Digitalkamera durchaus auch für Profis interessant.

Das Angebot bei den Digitalkameras ist, die Marktübersicht in der letzten Nummer des Publishers hat es gezeigt, gross und ziemlich unübersichtlich. Unterschiedlichste technische Spezifikationen und vor allem eine gewaltige Preisspanne erschweren eine Entscheidung. Die Kamera, die wir an dieser Stelle vorstellen, könnte indes den Einstieg in die Digitalfotografie erleichtern. Die Olympus Camedia C-800 L ist keine schlechte Wahl für Leute, die sich mit der neuen Technik vertraut machen möchten, ohne gleich die ganz grosse Investition zu wagen. Olympus hat die Kamera für den Heimanwender konzipiert, doch die gute Bildqualität macht das Gerät auch für Profis interessant. Als Bildsensor fungiert ein CCD-Chip, welcher 810 000 Pixel erfasst. Damit können Bilder in einer Auflösung von 1024 × 768 Pixeln geschossen werden, die sich drucktechnisch immerhin mit 6 × 4,5 Zentimeter reproduziert lassen. Als Vergleich dienen die beiden Schnappschüsse oben – die wir auf Maximalformat vergrössert haben. Gespeichert werden die Bilder komprimiert auf einer 6-MByte-Flash-Memory-Karte. Auf der Festplatte macht sich ein solches JPEG-Bild, mit höchster Qualität und Auflösung überspielt, mit etwa einem halben Megabyte breit. Dies kommt einer unkomprimierten Bildgrösse von 2,5 MByte gleich. Die Kamera kann auch mit reduzierter Auflösung fotografieren; so kann statt 30 die stattliche Anzahl von 120 Bildern gemacht werden.

Handbuch-Studium: Fast unnötig

Die fotografischen Funktionen der Olympus entsprechen der einer guten Sucherkamera. Das bedeutet natürlich auch – und das ist ein Punkt, der gegen den Profi-Einsatz spricht – dass nur eine fixe Brennweite zur Verfügung steht. Das Objektiv der Camedia hat eine Brennweite von fünf Millimeter, was 36-Millimeter-Weitwinkel bei einer normalen Kleinbildkamera entspricht. Es gilt auch zu bedenken, dass Bildausschnitte bei der gebotenen Auflösung nur wenig vergrössert werden können. Die übrigen Kamerafunktionen werden weitgehend automatisch ausgeführt: Eine Autofokus-Funktion sorgt für scharfe Bilder und die Belichtungsautomatik wählt die passende Blende. Der Verschluss arbeitet mechanisch – der Fotograf braucht also nicht wie bei anderen Digitalkameras auf das vertraute Klick zu verzichten – und ermöglicht Verschlusszeiten von bis zu einer Fünfhundertstelsekunde. Der eingebaute Blitz schaltet sich bei Bedarf selbsttätig zu.

LCD-Display und Sucher

Die Olympus hat sowohl einen optischen Sucher als auch einen LCD-Bildschirm. Auf dem Display lassen sich geknipste Bilder sofort begutachten und bei Missfallen augenblicklich aus dem Speicher beseitigen. Sogar eine Übersichtsfunktion ist anwählbar; sie zeigt jeweils neun Aufnahmen aufs Mal an und erlaubt eine hervorragende Übersicht über die bereits gespeicherten Bilder. Camcorder-gewohnte Zeitgenossen können das Display auch für die Motivsuche benutzen, denn auf Wunsch liefert dieses auch «Livebilder». Allerdings sind die Batterien so sehr schnell erschöpft. Ausdrückliches Lob verdient haben sich die Olympus-Techniker für die Bedienung der Kamera: Nach kurzem Herumprobieren hat man begriffen, wie’s geht.

Hervorragende Verständigung

Auch die Software zur Kommunikation von PC und Kamera ist durchaus vorbildlich ausgefallen. Natürlich gibt’s die unvermeidlichen Funktionen zum Up- und Download von Bildern. Dabei soll nicht verschwiegen werden, dass der Bilder-Download über die serielle Schnittstelle doch einige Zeit in Anspruch nimmt. Neben den Pflichtfunktionen hat die Olympus-Software jedoch einige Goodies zu bieten, die echt Spass machen. Die Kamera kann nämlich in allen Funktionen ferngesteuert werden. Eine Spielerei, gewiss, aber eine wirklich «coole». Selbstportraits lassen sich so sehr bequem realisieren – denn auf Wunsch übermittelt die Kamera im Dreisekundentakt Vorschaubilder an den PC. Somit haben Besitzer dieser Kamera zumindest die theoretische Möglichkeit, Surfern aus aller Welt Einblick in den eigenen Arbeitsplatz zu geben, indem sie die Kamera in eine Spycam umfunktionieren. Auch die Kameraparameter lassen sich bequem via Software konfigurieren. So muss die interne Uhr der Kamera, die jede Aufnahme mit einem Zeitstempel versieht, nicht durch endloses Fummeln an mikroskopisch kleinen Knöpfchen gestellt werden. Ein Klick im Konfigurationsdialog genügt, um die Zeit der PC-Uhr auf die Kamera zu übertragen.

Die Olympus Camedia C-800 L könnte sich also als Einsteigerkamera auch für Leute mit grösseren Ansprüchen bewähren. Sie liefert solide Bildqualität für einen akzeptablen Preis (Listenpreis: 1898 Franken). Für Leute wie den Autor dieses Beitrags, die gerne mit verschiedenen Brennweiten operieren und deshalb immer mindestens zwei Wechselobjektive dabei haben, können sich mit dem eingebauten Weitwinkel allerdings nicht recht anfreunden.

Matthias Schüssler

Weitere Infos

Olympus AG, 8603 Schwerzenbach, Tel 01 947 66 62, Fax 01 946 02 20

Brauchbar für mancherlei Arten von Viehzeug: Die Olympus Camedia C-800 L. Und: Der skeptische Blick des Fotomodels links gilt wohl eher dem Fotografen als der Kamera.

Beim Druck auf den «Print-Screen»-Knopf ertappt: Mit der Olympus-Kamera kann man sich selbst beim Arbeiten zusehen.

Quelle: Publisher, Sonntag, 1. Juni 1997

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Metadaten
Thema: Test der Digitalkamera Olympus Camedia C-800 L
Nr: 147
Ausgabe: 97-2
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Tabb: FALSCH