Das neue Mac-Betriebssystem

Attraktiver Look und viele Fragezeichen

Apples neues Betriebssystem für den Mac steht kurz vor der Veröffentlichung. Wir stellen Big Sur im Video vor und fragen angesichts der grossen Annäherung ans iPad: Plant Apple bereits die Fusion der beiden Systeme?

Matthias Schüssler

Die «iPadifizierung des Mac» – so hat die Newsplattform «The Verge» die Strategie genannt, die Apple derzeit bei seinen Desktop-Computern verfolgt. Apple bringt seine beiden Plattformen näher zusammen. Die Prozessoren werden künftig auch bei den Macs nicht mehr von Intel stammen, sondern auf der ARM-Architektur basieren und von Apple selbst entwickelt werden: Dank der Ablösung von Intel, die innerhalb von zwei Jahren abgeschlossen sein soll, kann der Konzern seine ganze Gerätepalette auf eine einzige, streng kontrollierte Grundlage stellen, die er Apple Silicon nennt.

Eine weitere Annäherung bringt auch Big Sur. Das ist die nächste Version des Betriebssystems für die Desktop-Computer und die Laptops von Apple, das demnächst erhältlich sein wird.

Big Sur trägt bezeichnenderweise die Versionsnummer 11. Das signalisiert einen grossen Schritt, zumal das System seit seiner Lancierung im Jahr 2001 die Versionsnummer 10 getragen hat. Diese Nummer war ursprünglich als römische Ziffer X beigefügt und ist 2016 mit der Version 10.12 aus dem Namen verschwunden, wurde aber weiterhin mitgezählt.

Die wichtigsten Neuerungen im Video

Im Video zeigen wir die wichtigsten Neuerungen von Big Sur und führen vor, wie sich das Mac-System dem iPad optisch angleicht, aber auch funktional näher an die mobile Welt heranrückt. Apple ergänzt zwei Bedienelemente, die es beim Tablet und beim Smartphone schon länger gibt: zum einen das Kontrollzentrum für wichtige Systemeinstellungen und zum anderen die Widgets, die beim Mac in der neu gestalteten Seitenleiste stecken.

Der wichtigste Schritt für das Mac-Betriebssystem besteht aber darin, dass Anwender künftig auch Apps werden ausführen können, die fürs iPhone und fürs iPad entwickelt wurden. Das gilt allerdings nicht für die bisherigen, mit Intel-Prozessoren ausgestatteten Macs, sondern nur für die kommenden Modelle mit Apple Silicon.

Werden sich iPad-Apps vernünftig per Maus nutzen lassen?

Für die Anwender bedeutet das, dass sie künftig eine viel grössere Auswahl an Apps zur Verfügung haben werden. Doch so positiv das ist, es wirft eine ganze Reihe von Fragen auf: Wie gut werden die für die Touch-Steuerung entwickelten Apps auf den Macs zu bedienen sein? Und vor allem: Bahnt sich hier vielleicht eine Fusion der beiden Systeme an?

Diese offenen Punkte sprechen wir auch im Video an. Es bleiben aber noch viel mehr Unsicherheiten. Anwender, die am Mac die grosse Offenheit geschätzt haben, müssten bei einer solchen Fusion befürchten, dass die viel restriktiveren Regeln für die mobilen Systeme zum Tragen kommen: Mac-Anwender dürfen Software nach wie vor aus beliebigen Quellen installieren, doch beim iPhone und beim iPad führt kein Weg am Store von Apple vorbei. Und auch die Macs mit ARM-Prozessor werden nur noch von Apple signierten Code ausführen – auch wenn noch nicht so ganz klar ist, was das in der Praxis bedeuten wird.

Eine ungewisse Zukunft

Vor einer ungewissen Zukunft stehen schliesslich die Entwickler, die bisher vor allem Mac-Software entwickelt haben. Sie müssen sich fragen, ob sich das Geschäft noch lohnt, wenn die Anwender genauso gut iPad-Apps nutzen können, die tendenziell viel günstiger zu haben sind.

Als Fazit lässt sich festhalten, dass Big Sur ein optisch attraktives System mit nützlichen Neuerungen ist, darüber hinaus aber sehr viele Fragen offenbleiben. Apple würde gut daran tun, schnell für Klarheit zu sorgen.

Was die Stabilität und die Zuverlässigkeit von Big Sur angeht, hat das System in unserem Test zu keiner Klage Anlass gegeben. Es gibt aber auch Nutzer mit weniger positiven Erfahrungen. Daher lautet die Empfehlung für Anwender, die zuwarten können, das auch zu tun: Nachdem Apple ein, zwei Korrektur-Updates nachgeschoben hat, sind die gröbsten Probleme normalerweise ausgeräumt.

Auch zum Vorgänger namens Catalina finden Sie die wichtigsten Details in einem Video: Die Risiken des neuesten Mac-Updates.

So viele Fragen bleiben offen: Apple muss jetzt für Klarheit sorgen.
Video: Matthias Schüssler

Quelle: Newsnetz, Dienstag, 10. November 2020

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