Dank der EU wird es leichter, Konten zu löschen und Daten abzuziehen
Apple hat ein neues Portal aufgeschaltet, bei dem man seine gesammelten Daten herunterladen kann.
Die EU regelt den Datenschutz neu, und das betrifft auch die Schweiz. Unter dem etwas sperrigen Begriff Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) sind seit dem 25. Mai Regeln in Kraft, die persönliche Daten besser schützen sollen. Das bereitet vielen Firmen, Betreibern von Websites und Bloggern Kopfschmerzen. Sie müssen Datenschutzerklärungen überarbeiten oder überhaupt erst erstellen und Nutzern Auskunft zu den gespeicherten Daten erteilen können.
Den Nutzern bringt die Verordnung konkrete Verbesserungen. Die DSGVO räumt ihnen das Recht auf Datenübertragbarkeit ein: Wir Nutzer haben das Recht, die bei einem Dienst im Internet hinterlegten Informationen zu beziehen. Wir können sie selbst speichern oder zu einem anderen Dienst übertragen. Das ist eine Absage an die Lock-in-Strategie, mit der Nutzer bei der Stange gehalten werden, indem sie bei einem Wechsel auf ihre persönlichen Daten verzichten müssten.
Wie diese Datenübertragbarkeit in der Praxis aussieht, exerziert Apple vor: Unter privacy.apple.com hat Softwarekonzern ein Portal aufgeschaltet. Dort kann man die gespeicherten Daten herunterladen. Es ist möglich, den Apple-Account zu deaktivieren oder zu löschen. Das macht es einfach, die Verbindung zu Apple zu kappen.
Eine Woche Wartezeit
Wenn man dem Konzern die Treue halten will, erlaubt es das neue Portal, einzelne Daten zu einem anderen Anbieter zu verlagern oder Sicherheitskopien anzulegen, über die man selbst verfügt – und niemand sonst.
Apple bietet in einer Liste die diversen Datenbestände – Lesezeichen, Kalender, Erinnerungen, Notizen, Kontakte, Kundendaten, Mails, Fotos und iCloud-Dokumente – an. Über Checkboxen wählt man aus, was man benötigt. Da die Datenarchive riesig ausfallen können, lassen sie sich zum einfacheren Umgang in einzelne Häppchen aufteilen.
Ist die Auswahl komplett, wird die Anfrage losgeschickt. Dann ist Warten angesagt: Die Bearbeitung dauert eine Woche. Apple sagt, die Zeit würde genutzt, um sicherzustellen, dass auch tatsächlich der rechtmässige Besitzer die Archivierung angestossen hat. Wie das geschieht, wird nicht näher erläutert.
Die gesammelten Daten werden als komprimiertes Archiv heruntergeladen. Was man mit ihnen tun kann, hängt nun von der Art der Daten ab. Für viele Zwecke gibt es ein Standardformat, das am Computer geöffnet und bearbeitet und bei einem anderen Dienst deponiert werden kann. Apple verwendet Standardformate für Mail, Kontakte, Kalender und Lesezeichen.
Es fehlt an Importmöglichkeiten
Für einige Inhalte gibt es kein Standardformat. Das können Kunden-, Nutzungsund Aktivitätsdaten sein, beispielsweise ein Standortverlauf. Solche Informationen werden in Datenbank-kompatiblen Formaten abgelegt. Sie können nicht weiterverwendet werden, weil andere Dienste und Programme diese proprietäre Datenstruktur nicht verstehen.
Das zeigt ein Manko der Datenübertragbarkeit: Apple und andere Internetkonzerne mit einer Daten-Downloadmöglichkeit stellen bislang keine Importfunktion zur Verfügung. Es ist nicht möglich, die Daten in jedem Fall bei einem neuen Dienst zu platzieren, wenn man einen Wechsel vollziehen möchte. Je nach Art der Daten gelingt die Übernahme auf Umwegen. Aber in vielen Fällen hat man keine Chance: Mit dem eigenen Hörerprofil und allen Wiedergabelisten von Spotify beispielsweise nach Apple Music umzuziehen, ist nicht möglich. Und umgekehrt klappt es genauso wenig.
Es dürfte aber nur eine Frage der Zeit sein, bis neue Standardformate entstehen und auch Importmöglichkeiten angeboten werden. Vergleichbare Exportfunktionen gibt es übrigens auch bei Google, Twitter und Facebook. Matthias Schüssler
Video So laden Sie Ihre Daten herunter
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