Der Actionheld erlaubt sich kaum Patzer

Matthias Schüssler

Go Pro hat mit der Hero 4 bei den Actionkameras trotz kleiner Abstriche die Nase vorn.

Nick Woodman ist der Erfinder der Action-Cams. Der gebürtige Australier und spätere Gründer von Go Pro Incorporated hat die kleinen, robusten und leicht am Körper oder an Sportgeräten zu befestigenden Camcorder aus einem eigenen Bedürfnis heraus entwickelt – weil er sich beim Surfen filmen wollte.

Den Go-Pro-Kameras merkt man auch heute noch an, dass sie nicht bloss eine weitere Sparte im breiten Angebot eines Elektronikriesen sind – sondern das Kerngeschäft, dem die ganze Aufmerksamkeit gilt. Die Kameras machen im Vergleich etwa zu der gestylten Sony (siehe separater Test) nach wie vor einen etwas hausbackenen Eindruck – doch funktional überzeugen sie.

Mit oder ohne Vorschaubild

Die Hero 4 in der Silver Edition – die es als Session nun auch in einer radikal verkleinerten Variante gibt – hat als Ausnahme beim Go-Pro-Sortiment ein Farbdisplay für Live-View und Wiedergabe vorhandener Aufnahmen. Es befindet sich auf der Hinterseite der Kamera und lässt sich per Touch steuern. Das vereinfacht die Navigation durch die Einstellungsmenüs. Es ist aber auch möglich, das hintere Display zur Schonung des Akkus ganz abzuschalten. Dann erfolgt die Konfiguration über das kleine Schwarzweissdisplay neben dem Objektiv und die beiden Knöpfe für Aufnahme und ein/aus.

Die Go Pro wird mit einer Reihe von Zubehör ausgeliefert. Ein transparentes Plastikgehäuse zum Schutz vor Staub, Stössen und Feuchtigkeit. Es hat hinten über dem Farbdisplay eine austauschbare Klappe: Die Standardklappe macht das Gehäuse wasserdicht bis zu 40 Metern, verhindert aber die Steuerung per Touch. Die Touch-Klappe reicht die Berührungen des Fingers ans Display weiter und ist bis drei Meter wasserdicht. Die Skeleton-Klappe hat über das Display eine (durch Dichtungen gesicherte) Öffnung, die freien Zugang zum Touch-Display lässt und auch das interne Mikrofon weniger vom Schall isoliert.

Montagemöglichkeiten

Sie wird für die Verwendung auf Fahr- oder Motorrädern und Helmen empfohlen, wo die Kamera nicht mit Staub, Dreck oder Wasser in Berührung kommen sollte. So oder so ist die Tonqualität wie bei vielen Actionkameras nicht überragend: Falls der Originalton benötigt wird, ist es sinnvoll, ihn mit einem separaten Audioaufnahmegerät mitzuschneiden – was durchaus aus sicherer Distanz erfolgen kann.

Das Wechseln der Klappe erfolgt ohne Werkzeug, und auch das Einlegen der Kamera ins Gehäuse ist unkompliziert. Ein Stativgewinde gibt es nicht. Die Halterungen werden über das Gehäuse befestigt. Das getestete Modell wird mit einer Halterung geliefert, die mittels Flügelschraube direkt auf dem Klebefuss fixiert werden kann. So ist sie vertikal kippbar. Sollte sie auch in andere Richtungen schwenkbar sein, gibt es zwei Zwischenstücke, die zwischen Kamera und Fuss eingesetzt werden können. Der Klebefuss wird in einer geraden und einer gebogenen Variante mitgeliefert – Letztere ist für Helme oder Fahrzeuge gedacht. Im Handbuch wird übrigens empfohlen, die Klebepads mindestens 24 Stunden, besser 72 Stunden vor der Verwendung anzubringen. Dann kleben sie am besten. Die Pads können für rund 20 Franken nachgekauft werden. Selbstverständlich gibt es als optionales Zubehör unzählige weitere Halterungen: vom Kopfband über die Klemme mit flexiblem Arm über den Saugnapf bis hin zum Helm mit passender Schraubverbindung.

Zeitraffer, Zeitlupe

Die Kamera stellt diverse Foto- und Videomodi bereit: Serienaufnahmen, Zeitraffer und Zeitintervall, plus Zeitlupe in niedriger Auflösung. Sie fotografiert mit bis zu 12 Megapixeln und nimmt Videos in 4K auf – das ist die vierfache Pixelzahl einer Full-HD-Aufnahme. In diesem Modus operiert die HeroT 4 Silver nur mit einer reduzierten Bildrate von 15 bzw. 12,5 Bildern pro Sekunde. Das ist für schnelle Bewegungen zu wenig. Wer auch im ultrahochauflösenden Modus die volle Bildrate benötigt, muss zur etwas teureren Go Pro Hero 4 Black greifen – 4K-Auflösung ist heute allerdings nur in Ausnahmefällen sinnvoll, da bislang kaum verbreitet.

Mit der Auflösung von 2,7K (2704 × 1520 Pixel) ist eine normale Bildrate möglich. Bei den niedrigeren Auflösungen stehen für Zeitlupenaufnahmen auch höhere Bildraten zur Verfügung: Bei 1080 (Full HD) sind es 50 Bilder (halb so schnell), bei 720 ist mit 100 Bildern pro Sekunde eine Verlangsamung auf ein Viertel möglich. In der niedrigsten Auflösung von 848 × 480 Pixeln (WVGA) verlangsamt man die Zeit bis auf ein Zehntel (siehe Video).

Die Kamera hat eingebautes WLAN und kann über die für iOS und Android erhältliche Go-Pro-App auch ferngesteuert werden. Auch die Übertragung der Aufnahmen von der Kamera aufs Smartphone ist möglich.

Manche Anwender würden eine wasserdichte Bauweise dem Plastikgehäuse vorziehen, aber in Kombination mit den austauschbaren Deckeln bietet es vielseitige Nutzungsmöglichkeiten. Einige Details trüben den guten Gesamteindruck: die eher kurze Batterielaufzeit. Und kleinere Designschwächen: Das Fach mit USB- und HDMI-Anschlüssen und dem Kartenfach ist nur mit einer abnehmbaren Abdeckung geschützt, die leicht verloren geht. Auch in Sachen Bildstabilisation haben andere Anbieter (namentlich Sony) die Nase vorn – bei der X1000V ist auch GPS eingebaut.

Go Pro Hero 4 Silver Edition, 349 Franken. Das Testgerät hat uns Digitec.ch zur Verfügung gestellt.

Bei den Befestigungsmöglichkeiten macht Go Pro niemand etwas vor. Bild: PD.

Quelle: Newsnetz, Dienstag, 7. Juli 2015

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