Warum Apple sein Betriebssystem verschenkt

Matthias Schüssler

Mavericks ist gratis: Das war der grosse Paukenschlag bei der gestrigen Apple-Show. Ist Apple bloss ein Nachahmungstäter -– oder gibt es gute Gründe dafür?

Überraschend bei Apples gestrigem «Special Event» in San Francisco war die Ankündigung, dass die neue Betriebssystemversion per sofort kostenlos zu haben ist. Mavericks kann über den Mac App Store denn auch schon bezogen werden, auch wenn momentan beim Herunterladen der rund 5,2 GB grossen Installationsdatei noch Geduld angesagt ist.

Die überschaubare Zahl der Neuerungen (siehe Bildstrecke) lässt bösen Zungen behaupten, für Mac OS X 10.9 alias Mavericks hätten nur die eingefleischten Fanboys Geld ausgegeben. Andere behaupten, Apple wandle einfach in den Fussstapfen von Microsoft. Vor Wochenfrist hat dieser Softwarehersteller sein Betriebssystem-Update ebenfalls kostenlos unter die Leute gebracht. Allerdings ist Windows 8.1 nur für die Besitzer von Windows 8 kostenlos, während Mavericks von jedermann geladen werden darf, der einen kompatiblen Desktop-Mac oder Laptop sein eigen nennt.

Nüchtern betrachtet ist der Entscheid folgerichtig. Apple treibt den Preiszerfall bei der Software seit längerem voran. Für Tiger (10.4) waren 2005 noch 189 Franken zu berappen gewesen. Snow Leopard (10.6) war 2009 für 39 Franken zu haben. Mountain Lion kostete letztes Jahr noch 20 Franken. Die jährlichen Aktualisierungen, die von der breiten Masse der Nutzer vorgenommen werden, bringen Apple offensichtlich mehr als die schwindenden Betriebssystemerlöse. Apple ist in der Lage, die Entwicklung rasant voranzutreiben und kann es sich erlauben, alte Zöpfe rücksichtslos abzuschneiden. Das ist ein riesiger Vorteil –- gerade im Vergleich zu Windows. Da in dieser Welt noch immer fast die Hälfte der Anwender mit XP -– einem mehr als zwölf Jahre alten System -– arbeitet, muss Microsoft einen riesigen Aufwand für die Rückwärtskompatibilität betreiben.

Und wer ein Betriebssystem geschenkt erhält, ist eher geneigt, Geld in neue (Apple-)Hardware zu investieren.

Der Auftritt
Apples Kadermann Craig Federighi kündigt in San Francisco das kostenlose Betriebssystem an (22. Oktober 2013).

Die Überraschung: Mavericks ist gratis
Die neue Version von Apples Betriebssystem für Laptops und Desktop-Computer darf über den Mac App Store kostenlos heruntergeladen werden. Mavericks läuft auf allen Mac-Modellen, auf denen Mountain-Lion ausgeführt werden kann.
Screen: schü

Karten zum Anfassen
Die neue Karten-App eröffnet Zugriff auf die Apple-Maps. Einzelne Städte wie London dürfen in der dreidimensionalen Ansicht erkundet werden.
Screen: schü

Zürich ist flach
Zürich gehört bei Apple bislang nicht zu den dreidimensionalen Städten.
Screen: schü

Das Reiterprinzip jetzt auch beim Finder
Um dem Fensterchaos vorzubeugen, organisiert Apples Datenverwaltungsprogramm die verschiedenen Ansichten jetzt als Reiter.
Screen: schü

Bessere Etiketten für Dateien
Die Möglichkeit, im Finder Dateien mit Etiketten (Tags) zu markieren, gibt es schon lange. Neu in Mavericks ist jedoch die Möglichkeit, einer Datei mehr als ein Etikett zuzuweisen.
Screen: schü.

E-Books für den grossen Bildschirm
In der neuen iBooks-App liest man elektronische Bücher jetzt auch am Laptop oder Desktop-Mac. Via iCloud werden die Titel mit dem iPad und iPhone abgeglichen.
Screen: schü.

Nüchternes Adressbuch
Der nüchterne Look von iOS7 hat bei Mavericks zumindest einzelne Anwendungen ereilt: Die optische Anlehnung an ein Adressbuch aus Papier ist verschwunden.
Screen: schü.

Kalender mit Karten-Integration
Auch in der Kalender-App gibt es nun keine Ledereinfassung mehr. Dafür hat Apple die Karten-App integriert, die man bei der Erfassung eines Termins für den Ort des Anlasses heranzieht.
Screen: schü.

Benachrichtigungen von Websites
In OS X Mavericks können nun auch Webseiten Benachrichtigungen über die Mitteilungszentrale absetzen – und zwar auch dann, wenn der Safari-Browser gar nicht ausgeführt wird.
Screen: schü.

Bitte nicht stören!
Die Mitteilungszentrale lässt sich nun, wie auch beim iPhone und beim iPad, während der Nacht ruhigstellen.
Screen: schü.

Social-Media-Links abklappern
Die neue Version des Safari-Browsers zeigt in der Seitenleiste alle Links von Twitter und Linkedin. Diese Funktion hält mit einem Safari-Update auch auf älteren Systemen Einzug.
Screen: schü.

Aufs Stromsparen getrimmt
Mavericks registriert den Stromverbrauch einzelner Apps. Das Dienstprogramm Aktivitätsanzeige weist auf die Stromfresser hin.
Screen: schü.

Stromfresser am Pranger
Über das Batteriesymbol in der Menüleiste erscheint ein Menü, in dem ersichtlich ist, ob Apps ausgeführt werden, die die Batterie stark belasten. Sie zu schliessen, verlängert die Laufzeit der Batterie spürbar.
Screen: schü.

Ein Nickerchen für die Apps
Mavericks komprimiert den Arbeitsspeicher und schickt Programme über die Funktion «App Nap» in stromsparende Modi. Beide Massnahmen sollen helfen, dass man mit einer Batterieladung deutlich mehr Arbeit erledigen kann.
Screen: schü.

Quelle: Newsnetz, Mittwoch, 23. Oktober 2013

Rubrik und Tags:

Metadaten
Thema: Newsnetz
Nr: 10825
Ausgabe:
Anzahl Subthemen: 1

Obsolete Datenfelder
Bilder: 15
Textlänge: 0
Ort:
Tabb: FALSCH