Ernste Communicator-Konkurrenz

Das Sagem WA 3050 ist ein Smartphone auf Windows-CE-Basis.

Von Matthias Schüssler

Sagem, das zweitgrösste französische Telecomunternehmen, kann eine gelungene Kreuzung vermelden: Gepaart wurde ein GSM-Mobiltelefon mit einem Pocket-PC, herausgekommen ist das Smartphone WA 3050. Respektive ein PDA, mit dem man telefonieren kann – selbst wenn es im ersten Moment seltsam anmutet, sich die elektronische Agenda ans Ohr zu halten und hineinzusprechen.

Das Gerätchen ist mit knapp zweihundert Gramm deutlich schwerer als ein normales Handy-«Leichtgewicht», liegt recht gut in der Hand und kann – im Sinne eines Zugeständnisses an den Sommer – notfalls im Sack weit geschnittener Shorts mit sich geführt werden. Der optimale Unterbringungsort ist, da besteht kein Zweifel, die Brusttasche eines eleganten Managersakkos.

«Zwei Seelen, ach…»

Telefon und Handheld teilen sich zwar ein Gehäuse, bewahren jedoch Teilautonomie. Dies hat Vorteile: Der PDA lässt sich benutzen, selbst wenn das Telefon ausgeschaltet bleibt. Sei es, weil sich der Benutzer in einem Flugzeug befindet und nicht an den Konsequenzen gestörter Bordelektronik schuld sein möchte, sei es, weil er seine Ruhe braucht. Eingeschaltet wird der PDA über die in der linken unteren Ecke platzierten Taste, das Telefon durch Druck auf den Knopf mit dem grünen Hörer. Folgerichtig schaltet ein längerer Druck auf die Taste mit dem roten Telefon den Handyteil aus.

Negativ ist das Eigenleben des Telefons, weil die beiden Module noch nicht optimal kooperieren: Es ist zwar möglich, eine Telefonnummer der PDA-Kontaktdatenbank anzurufen, doch das Vorgehen ist eher umständlich und will nicht auf Anhieb klappen, auch nach der Konsultation des Handbuchs nicht. Es klappt sicher, wenn man in der Kontaktliste den gewünschten Eintrag mit dem Stift antippt, den Druck aufrechterhält, bis das Kontextmenü erscheint, und den Befehl «Kontaktanruf» wählt.

An der Zusammenarbeit mit dem PC gibt es hingegen gar nichts zu mäkeln. Wenn auf dem PC Windows und Outlook laufen, geht der Datenabgleich über die Active-Sync-Software von Microsoft reibungslos vonstatten. Dazu ist lediglich die Dockingstation via USB an den Computer anzustöpseln, worauf Adressen, E-Mails, Kalendereinträge, Web-Bookmarks und bearbeitete Dateien auf den neuesten Stand gebracht werden. Hat man gemerkt, dass die Dockingstation einen Anschluss fürs Ladegerät hat, wird beim Datenaustausch gleich der Lithium-Polymer-Akku aufgetankt.

Der Pocket-PC ist satt mit Software ausgestattet: Nebst Pocket-Excel, Pocket-Word und einem Rechner ist ein Infrarot-Terminal, ein Tool für die Bearbeitung der SIM-Karte, ein E-Book-Reader, ein Wap-Browser und ein Programm zum Versenden von SMS und Faxen installiert. Ein MP3-Player sorgt für Unterhaltung, Hörgenuss stellt sich nur beim Verwenden der Freisprechkit-Kopfhörer ein. Gesurft wird mit dem Pocket-Internet-Explorer. Der Web-Zugang via Bluewin gelingt, ebenso wie das Abrufen von E-Mails, auf Anhieb. Allerdings ist das 240×320 Pixel grosse Graustufen-Display nicht allen Web-Seiten gewachsen; die Tagi-Homepage erscheint zerfleddert. Weiter trübt die nicht berauschende Surfgeschwindigkeit das Erlebnis – Internet-Power-User sollten das im Herbst erscheinende GPRS-Modell abwarten.

Das Rennen ist eröffnet

Fazit: Das Sagem WA 3050 ist teuer und hat, namentlich in der Telefonanwendung, noch seine Schwächen, ferner stürzte es uns beim Einbau der SIM-Karte ab. Nichtsdestotrotz erwächst dem Nokia Communicator ernste Konkurrenz. Das französische Smartphone ist schon jetzt eine valable Alternative.

Sagem WA 3050, 1590 Franken, Miracom AG, 6342 Baar, (041) 768 67 67, www.miracom.com

BILDER SAGEM/TA

Handschriftlich SMS verfassen können nur Sagem-Smartphone-Besitzer (rechts). Links: PC-Datenabgleich.

Quelle: Tages-Anzeiger, Montag, 30. Juli 2001

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Thema: B&C
Nr: 3539
Ausgabe: 01-730
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