Flaach: «Nur Autofahrer haben eine Knautschzone» – Verkehrsunterricht auf der Obestufe einmal anders

Schüler, Eltern und Lehrer im gemeinsamen Rollenspiel

Aussergewöhnliche Verkehrslektion im Oberstufenschulhaus Flaach: Für einmal wirkten auch die Eltern mit. Ein Rollenspiel und die Diskussion boten sowohl den Velo- und Mofafahrern als auch den Automobilisten Gelegenheit, das Geschehen auf den Strassen aus der Sicht des anderen zu beurteilen, aber auch Selbstkritik am eigenen Verhalten im Verkehr zu üben.

(msc) «Im Strassenverkehr gibt es keine Schüler, Eltern oder Lehrer, sondern nur Verkehrsteilnehmer.» Mit diesen Worten eröffnete Ulrich Schlüer, Präsident der Oberstufenschulpflege Flaach, eine Verkehrslektion, zu der auch die Eltern eingeladen waren. Neu entflammt war die Diskussion um die Verkehrssicherheit auf dem Schulweg nach dem Unfalle eines Oberstufenschülers Anfang Jahr: Eltern hatten darauf anlässlich einer Gemeindeversammlung verlangt, der Verkehrserziehung müsse von der Schule mehr Platz eingeräumt werden.

Die Oberstufenschulpflege hatte deshalb das Konzept der nun am vergangenen Dienstag durchgeführten Verkehrslektion erarbeitet, welche die Eltern ganz direkt miteinbezog. «Verkehrserziehung kann nicht allein Sache der Schule sein», betonte Ulrich Schlüer.

Verkehrsinstruktor Bruno Binder hielt im ersten Teil der Veranstaltung eine Verkehrslektion ab, so wie sie normalerweise von der Kantonspolizei an der Obestufe durchgeführt wird: Anhand eines fiktiven Beispiels suchte der Polizist zusammen mit den beiden zweiten Klassen von Real- und Sekundarschule nach Gründen, die zu einem Unfall fürhen können, und machte deutlich, dass auch Mofalenker Unfälle verschulden können, aus denen schwere Verletzungen und damit ernste Konsequenzen für Opfer wie für Verursacher resultieren können. Die Schüler zeigten sich besonders beeindruckt von den hohen Forderungen, welche die Haftpflichtversicherungen geltend machen können.

Dass die Gemeinsamkeit von Velofahrern bereits beim Begriff «Verkehrsteilnehmer» aufhören, sollte das nachfolgende Rollenspiel klarmachen: «Nur Autofahrer haben eine Knautschzone!» bemerkte der Vater eines Schülers, der im Rollenspiel den Part des Automobilisten übernommen hatte. Andere Autofahrer berichteten von gefahrvollen Begegnungen, meist mit nebeneinander radelnden Schülern. Schüler Dölf: «Es wissen ja eigentlich alle, dass gewisse Dinge gefährlich sind, aber wenn man in einer Gruppe zur Schule fährt, macht man sie trotzdem.»

Viele Eltern haben Verständnis dafür, dass die Schüler zu zweit nebeneinander fahren, haben sie es doch nicht anders gemacht. Schülerin Anja kritisierte die Fahrweise der Autofahrer, die zu schnell fahren oder riskant überholen, und seitens der Erwachsenen wurde zugegeben, dass ihr Verhalten im Verkehr oft nicht vorbildlich sei. Eine Mutter erzählte von den täglich ausgestandenen Ängsten, wenn der Sohn mit dem Velo auf dem Schulweg – gar bei Regen oder Nebel – unterwegs ist.

Aus Elternkreisen wurde der Wunsch vorgebracht, den Kurs des Postautos dem Schulbeginn anzupassen, damit sich die Schüler – zumindest bei schlechtem Wetter – nicht auf die Strasse zu wagen brauchen. Das Tragen eines Velohelms wurde dringend empfohlen. Die Polizei wurde gebeten, auch im Einzugsgebiet der Flaachemer Oberstufe in den sechsten Klassen eine Veloprüfung durchzuführen. Ein Vater schlug vor, dass die Eltern gemeinsam mit den Kindern die Fahrtüchtigkeit des Velos regelmässig kontrollieren und dafür sorgen, dass das Töffli nicht «frisiert» wird.

Sowohl Eltern als auch die Schulpflege zeigten sich befriedigt überd die Veranstaltung. Instruktor Binder fand, dass diese Art von Verkehrserziehung auch für andere Schulen anwendbar sei: «Ich hoffe, dass die Verkehrssicherheit zum Thema der Familiengespräche wird.»

Quelle: Der Landbote, Freitag, 4. Dezember 1992

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Thema: Verkehrsunterricht
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