Smartphone und Computer

Bildschirmfilme: Wie man sie macht und wozu sie gut sind

Früher brauchte es Spezialprogramme, heute können die Handys und Computer von sich aus Screencasts aufnehmen: Das ist im Alltag in vielen Situationen praktisch.

Matthias Schüssler

Wer Bildschirmfotos und -filme auf klassischem Weg mit der Kamera erstellt, hat mit Herausforderungen wie Spiegelungen und Flimmern zu kämpfen.

Der Screenshot ist fast so alt wie der Computer. Schon bei den Grossrechnern der 60er-Jahre gab es die Möglichkeit, den Bildschirminhalt einzufangen und auszudrucken. Auf den Tastaturen des Personal Computers hat sich für diesen Zweck sogar eine eigene Taste mit der kryptischen Beschriftung «Prt Sc» etabliert. Trotzdem haben hauptsächlich Programmierer, Systemadministratoren und Computerjournalisten solche Bildschirmfotos angefertigt.

Das hat sich radikal geändert. Im Lifestyle-Magazin «Vice» wurde das Bildschirmfoto als «eines der mächtigsten Werkzeuge des Internets» bezeichnet. Das ist womöglich etwas übertrieben, aber es ist eine Tatsache, dass Abbildungen von Computer- und Handybildschirmen aus den sozialen Medien nicht mehr wegzudenken sind: Sie werden fleissig zu Dokumentationszwecken genutzt, beispielsweise um Tweets oder Facebook-Postings zu zitieren, ohne sie direkt zu teilen oder weiterzuleiten. Das würde nämlich deren Reichweite erhöhen, was bei nicht genehmen Beiträgen vermieden werden soll.

Die «Foto-Selbstzerstörung» austricksen

Auch das Sexting ist nicht unschuldig an der späten Karriere des Screenshots. Bei Snapchat, einer vor allem bei Jugendlichen beliebten Messenger-App, lassen sich sogenannt «selbstzerstörende» Bilder verschicken, die nur einige Sekunden zu sehen sind und gern für freizügige Ansichten benutzt werden. Bildschirmfotos sollten eigentlich unterbunden werden. Aber mit Tricks sind sie dennoch möglich und umso reizvoller.

Der Messenger Snapchat hat 2013 eine Funktion eingeführt, bei der Fotos nur für kurze Zeit angezeigt werden und hinterher verschwinden. Das hat der Disziplin der Bildschirmfotografie zu Popularität verholfen.

Neben dem Screenshot gibt es auch den Bildschirmfilm. Er hält Abläufe fest und eignet sich daher hervorragend, um Fehler zu dokumentieren, Funktionsweisen zu erklären oder Meisterleistungen in Videogames für die Nachwelt festzuhalten. Und die Funktion ist auch praktisch, weil sie meist nicht nur das Bild, sondern auch den Ton aufnimmt. So lässt sich eine Audio-Wiedergabe am Smartphone aufzeichnen, was auf normalem Weg nicht möglich ist – Telefongespräche lassen sich so aber nicht mitschneiden.

Inzwischen können alle auch filmen

Aber wie funktionierts?

  • Bei iPhone und iPad wischen Sie von der rechten oberen Bildschirmecke nach unten, um das Kontrollzentrum zu öffnen. Dort findet sich das Aufnahmesymbol, das einen dicken Punkt mit einem Kreis trägt. Um die Aufnahme zu starten, tippen Sie es an. Die Aufnahme wird durch einen Hinweis in der Statusleiste am oberen Bildschirmrand angezeigt. Wenn Sie dort tippen, stoppen Sie die Aufnahme. Falls das Aufnahmesymbol fehlt, fügen Sie es über die Einstellungen und «Kontrollzentrum» hinzu.
  • Bei Android-Telefonen heisst die Funktion «Bildschirmaufnahme». Sie starten sie über die Schnelleinstellungen, die durch zweimaliges Wischen vom oberen Bildschirmrand erscheinen. Falls dort das Symbol mit einem dicken Punkt und vier Kreissegmenten fehlt, tippen Sie aufs Bleistift-Symbol. Sie können dann die Befehle in den Schnelleinstellungen anpassen und das Aufnahmesymbol an die gewünschte Stelle ziehen. Sie benötigen mindestens Android 11; weitere Details gibt es hier.
  • Windows 11 hat seine Bildschirmfilm-Funktion erst in den letzten Wochen erhalten. Falls sie fehlt, stellen Sie sicher, dass Sie die neuesten Updates installiert haben. Öffnen Sie das Programm «Snipping Tool», und schalten Sie in der Symbolleiste vom Symbol mit der Foto- auf die Filmkamera um. Dann klicken Sie auf «Neu» und geben per Maus an, welchen Bereich des Bildschirms Sie aufnehmen wollen. Weitere Tipps finden Sie hier.
  • Beim Mac ist das Programm «Bildschirmfoto» zuständig. Wenn Sie es starten, erscheint eine Leiste, in der Sie links drei Knöpfe für Bildschirmfotos und dann zwei Methoden für Filme haben: Der erste Knopf fängt den ganzen Bildschirm ein, beim zweiten wählen Sie einen Bereich. Die Beschreibung gilt für die neuesten Versionen des Betriebssystems. Bei älteren Varianten verwenden Sie «Quicktime» mit dem Befehl «Ablage > Neue Filmaufnahme».

iPhone: Bei Apples Smartphone wird die Bildschirmaufnahme über das Kontrollzentrum gestartet. Dafür verwenden Sie das dritte Symbol von links in der zweituntersten Reihe.
Alle Screenshots: Matthias Schüssler

Android: Bei Google-Smartphones starten Sie die Bildschirmaufnahme über das Symbol in der mittleren Reihe links (die Anordnung der Icons können Sie selbst festlegen).

Windows: Das Snipping Tool kann jetzt auch Filme aufnehmen.

Mac: In der neuesten Version des Betriebssystems gibt es diese Leiste, die mit den ersten drei Knöpfen Bildschirmfotos und mit den nächsten beiden Knöpfen Bildschirmfilme aufnimmt.

Einige abschliessende Tipps (weitere gibt es hier): Die Aufnahme von Bildschirmfilmen ist nicht ohne Tücke. Es besteht die Gefahr, dass vertrauliche Informationen wie Mailadressen, Telefonnummern oder Chatnachrichten mitaufgezeichnet werden. Darauf müssen Sie achten und gegebenenfalls eine unverfängliche Umgebung für die Aufnahme einrichten. Bei Windows und Mac besteht der einfachste Weg darin, ein separates Benutzerkonto zu verwenden. Eine zweite, aber aufwendige Möglichkeit ist, solche Informationen im Film unkenntlich zu machen.

Achten Sie auch darauf, dass die Umgebung nicht ablenkt – allzu schrille Hintergrundbilder sind störend. Wenn Sie einen grossen Bildschirm besitzen, dann sollten Sie für die Aufnahme die Auflösung reduzieren, denn wenn Ihr Film auf einem kleinen Handydisplay angeschaut werden soll, ist nichts zu erkennen. Und es kann sinnvoll sein, den Mauszeiger zu vergrössern oder optisch respektive durch einen gesprochenen Kommentar kenntlich zu machen, was Sie tun und worauf es ankommt.

Quelle: Newsnetz, Donnerstag, 13. April 2023

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