Weltweit grösste Elektronikmesse

Mit diesen Produkten locken die Techkonzerne 2023

Die Fachmesse zeigt, womit die Firmen für Begeisterung und Umsatz sorgen wollen – beispielsweise mit verlängerbaren Laptops und Tablets.

Matthias Schüssler

Das CES-Logo an der West Hall in Las Vegas, Nevada: Die Elektronikmesse CES 2023 erwartet über 100’000 Besucher.

Die CES gibt es seit 1967. Das ist eine Messe der Unterhaltungselektronikbranche, die sich zu Beginn den Neuerungen bei den Radio- und Fernsehgeräten gewidmet hat. Doch während die Messe immer grösser wurde, hat sich auch ihr Fokus geweitet. Seit den 1990er-Jahren sind Gamehersteller präsent, und Apple hat 1992 die Gelegenheit genutzt, das Newton MessagePad vorzuführen – einen Hand-Computer, der Eingaben über einen Stift und Touchscreen entgegengenommen hat.

Die Messe findet inzwischen in den ersten Januartagen in Las Vegas statt, dieses Jahr vom 5. bis zum 8. Januar. Unter den 3100 Ausstellern, die sich auf 186’000 Quadratmetern ausbreiten, sind mittlerweile sogar Autofabrikanten vertreten, sodass die Show einen guten Eindruck vermittelt, womit die Anbieter im laufenden Jahr für Begeisterung und Umsatz sorgen wollen – wobei immer auch vieles nur heisse Luft ist: Viele der vermeintlich revolutionären Produkte schaffen es nämlich nie in den regulären Handel.

Das Apple Newton MessagePad ist ein CES-Highlight vergangener Jahre.

Wenig Euphorie und die alten Schlagworte

Nach zwei Pandemiejahren könnte an der CES 2023 so etwas wie Aufbruchstimmung herrschen. Davon ist in den vorab veröffentlichten Pressemeldungen allerdings noch nicht viel zu spüren; vor allem die Lieferprobleme dämpfen die Euphorie. Dementsprechend werden viele der Schlagworte der letzten Jahre wiederverwertet: Nebst Nachhaltigkeit sind das die digitale Gesundheit und natürlich das Metaversum.

Bei den konkreten Produktvorstellungen sind es häufig die Hersteller von Monitoren und Fernsehern, die einerseits immer grössere, hellere und schärfere Bildschirme anbieten und andererseits auch mit roll- und klappbaren Modellen experimentieren. Das ist auch dieses Jahr der Fall: Samsung, einer der Pioniere bei den Falt-Handys, will das Flex Hybrid Oled-Display vorstellen. Das ist für Geräte wie Smartphones, Tablets und Laptops und lässt sich nicht nur falten, sondern kann auch durch einen Schiebemechanismus seitlich verlängert werden. Konkret lässt sich ein Display im Format eines grossen Handys (10,5-Zoll mit Seitenverhältnis von 4:3) auf ein Tablet-Format für Games und Filme (12,4-Zoll mit 16:10) erweitern.

LG hat eine ähnliche Technologie in petto, die sich Oled-Flex nennt und dazu führen soll, dass sich grössere Bildschirme aus unterschiedlichen Distanzen verwenden lassen: Setzt man sich direkt davor, um ihn als Gaming-Monitor zu verwenden, kann sich das Panel stark krümmen; für die Nutzung als Fernseher wird es annähernd plan.

Die diversen Bildschirm-Innovationen

An der CES werden auch neue Beamer zu sehen sein, die sich als Alternative zum klassischen Fernseher etablieren. Und das Fachmagazin «Heise» rechnet mit «Unterwasser-tauglichen Fernsehgeräten», ohne zu verraten, was deren Einsatzzweck sein soll. Hersteller TLC, von dem diese Innovation kommen soll, setzt auch auf hohe Bildrate bei Videos, die das Bild bei schnellen Bewegungen flüssiger machen soll – passend zu «Avatar: The Way of Water»: James Camerons Blockbuster, der letzten Monat in die Kinos gekommen ist, wurde mit 48 statt wie üblich mit 24 Bildern pro Sekunde gedreht.

So breit und so viele Pixel wie zwei 4k-Bildschirme nebeneinander.
Foto: PD

So könnte ein zukünftiges Gerät aussehen, dessen Display sich sowohl falten als auch rollen lässt.
Foto: PD

Dieser Bildschirm kann seine Krümmung anpassen – je nachdem, ob der Nutzer nah davor oder weiter weg sitzt.
Foto: PD

Mit einer Weltpremiere geht etwa Samsung an den Start: Der Odyssey Neo G9 sei der «erste Dual-UHD-Gaming-Monitor der Welt», lässt der südkoreanische Konzern verlauten und präsentiert ein Anzeigegerät, das gut auf die Brücke des Raumschiffs Enterprise passen würde: Es ist 1,44 Meter breit, gekrümmt und hat ein Seitenverhältnis von 32:9. Das entspricht zwei nebeneinander platzierten Fernsehern im normalen 16:9-Format, inklusive deren Auflösung. Mit dem View-Finity-Monitor mit einer 5k-Auflösung bringt Samsung einen Konkurrenten zu Apples Studio Display, das sich durch eine hohe Farbechtheit auszeichnet.

Die smarte Toilette war doch kein Rohrkrepierer

Manche der Innovationen, die an der CES angekündigt werden, schaffen es nie in die Läden, sondern erleben irgendwo zwischen Idee und Auslieferung einen stillen Tod. Solche Erfindungen, die es nicht zum fertigen Produkt schaffen, werden auch gern «Vaporware» genannt – d.h. eine Ware, die von allein verdampft.

Unter starkem «Vaporware»-Verdacht stand Numi 2.0: Das ist ein smartes WC, das schon an der CES 2019 vorgestellt wurde und auch 2020 einen erneuten Auftritt an der Tec-Messe hatte. In unserer Berichterstattung hatten wir die Erfolgsaussichten damals als ungewiss bezeichnet.

Doch siehe da: Im Dezember 2022 hat «The Verge» vermeldet, dass die Toilette nun erhältlich ist: 11’500 US-Dollar teuer ist sie, hat eine Anbindung zu Amazons digitaler Assistentin Alexa und eine App-Anbindung. Damit lassen sich die Bidet-Funktionen steuern, das sowohl die Vorder- als auch die Hinterseite des Nutzers waschen kann, dafür Temperatur, Position und Druck des Wasserstrahls wunschgemäss anpasst und zur Reinigung UV-Lichter aufweist. Allerdings, wie «The Verge» schreibt, gibt es anscheinend keine Warnung, die die Anwenderinnen und Anwender darauf aufmerksam macht, dass Alexa auch während des Stuhlgangs auf Anweisungen horcht… (schü)

Nebst diesem Bildschirm für den Spezialeinsatz ist bei Samsung ein anderer, interessanter Trend zu beobachten: die Entwicklung zum «Do-it-All-Screen»: Das sind Bildschirme fürs Homeoffice, die gleichzeitig als Smart-TV dienen. Der M8 ist ein bereits erhältliches Modell (siehe Das taugt das Homeoffice-Multitalent), der nun zur Steuerungszentrale fürs Smarthome wird. Samsung macht ihn zur Steuerungszentrale für vernetzte Lampen, Kameras, Türklingeln, Schlösser und Thermostate. Möglich ist das dank des Matter-Standards, der im Oktober 2022 in der Version 1.0 erschienen ist und an der diesjährigen CES in diversen Smarthome-Produkten vertreten sein dürfte. Der Standard wird von Zigbee, Google, Amazon und Apple getragen und verspricht eine Hersteller-übergreifende Heimautomatisierung.

Laptops, die ohne Schraubenzieher reparierbar sind

Abseits der Bildschirme und des Smarthomes ist nachhaltigere Hardware ein essenzielles Thema: Dell dürfte eine Weiterentwicklung des Luna-Konzepts präsentieren, das vor einem Jahr vorgestellt wurde. Die Absicht ist, die Reparierbarkeit von Notebooks zu verbessern, indem sich Komponenten leicht austauschen lassen. Abgesehen von einer Sicherheitsschraube, sollen sich die Geräte nun ohne Werkzeug zerlegen lassen, sodass auch ein Roboter Reparaturen erledigen könnte.

Von HTC wird eine neue Brille für die virtuelle und/oder erweiterte Realität erwartet, die dem Metaversum neuen Schub verleihen soll.

Es bleibt abzuwarten, ob die CES 2023 mit handfesten Innovationen oder doch eher mit Gag-Ankündigungen von sich reden macht. Der Kommentator der Newsplattform «Zdnet» hält es ausserdem für entscheidend, ob die Begeisterung fürs Metaversum durch sinnvolle Ankündigungen neu entfacht werden könnte – als Kandidat, dem das gelingen könnte, wird HTC gehandelt, der mit einem neuen Vive-Modell womöglich eine attraktive VR-Brille liefern wird. Ausserdem richtet er den Fokus auf die künstliche Intelligenz: Falls die CES nicht einige frappante und überraschende Einsatzmöglichkeiten präsentiert, werden wir es 2023 vor allem mit den ethischen Fragen und Problemen der KI zu tun haben.

Quelle: Newsnetz, Dienstag, 3. Januar 2023

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