Googles schräge Tastatur-Ideen

Keyboards zum Selberbauen Der Techkonzern denkt darüber nach, wie die Texteingabe zu verbessern wäre. Das jüngste Konzept heisst Gboard Bar, ist nicht sehr praxistauglich, aber umso vielseitiger.

Die Tastatur, wie wir sie heute verwenden, ist ein historisch gewachsener Kompromiss, der grosses Verbesserungspotenzial hat – manche bezeichnen sie sogar als «abartige Monstrosität». Gleichwohl erfüllt sie ihren Zweck. Und sie hat den Vorteil, dass viele Nutzerinnen und Nutzer sie blind bedienen können.

Bei Google in Japan arbeiten Leute, die einerseits die Bildschirmtastatur-App Gboard weiterentwickeln, die es für Android und das iPhone gibt. Andererseits denken sie sich regelmässig neue Designs für echte Tastaturen aus, die – sagen wir es vorsichtig – exotisch sind. Der neueste Streich heisst Gboard Bar: Bei der sind alle Tasten in einer einzigen Reihe angeordnet, was eine 1,65 Meter lange Leiste ergibt. Der Vorteil sei, dass man beim Suchen eines Buchstabens «nur in eine Richtung schauen» müsse, heisst es in einem Blogpost dazu

Ein weiterer Gewinn bestehe darin, dass wir uns bei der Arbeit häufig durchstrecken könnten. Ausserdem könne die Tastatur als «Fernbedienung» zum Drücken eines entfernten Lichtschalters oder als (etwas ungenauer) Zollstock benutzt werden. Und um der Vielseitigkeit Genüge zu tun, erwägt das Gboard-Team die Lancierung einer runden Version für Emojis, einer extralangen Variante mit mehr Buchstaben und einer Gaming-Edition, die in sieben Farben leuchten kann.

Es ist nicht das erste Mal, dass sich das Gboard-Team in Japan neue Designs für die gute alte Tastatur ausdenkt. Eine schon etwas ältere Idee ist das Gboard Physical Handwriting, bei dem wir ein Symbol handschriftlich auf die Tastatur zeichnen. Bei der «Heisswasser-Trinktastatur» wiederum sind die Tasten um einen Becher angeordnet. Das ist noch weniger praktisch als die Einzeilertastatur, aber umso hübscher.

Ob diese Ideen als unverbindlicher Scherz gedacht oder als Nebenprodukte von ernsthaften Konzepten entstanden sind, ist für uns Aussenstehende nicht zu beurteilen. Und ja, vielleicht ist es auch bloss eine charmante Werbeaktion für Googles Tastatur-App – die dank vielerlei Extrafunktionen auch am iPhone beliebt ist.

Auf alle Fälle ist das Engagement zu würdigen: Das Google-Team hat für die Gboard Bar eine Bauanleitung veröffentlicht, die alle benötigten Teile und das Design der Leiterplatten enthält: Einem Nachbau der ungewöhnlichen Tastatur steht somit nichts im Weg.

Matthias Schüssler

Wäre das nicht viel einfacher? Bei der Gboard Bar sind alle Tasten in einer Reihe angeordnet. Fotos: Google Japan

Quelle: Tages-Anzeiger, Mittwoch, 5. Oktober 2022

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