Keyboards zum Selberbauen

Googles schräge Tastatur-Ideen

Der Techkonzern denkt darüber nach, wie die Texteingabe zu verbessern wäre. Das jüngste Konzept heisst Gboard Bar, das nicht sehr praxistauglich, aber umso vielseitiger ist.

Matthias Schüssler

Wäre das nicht viel einfacher? Bei der Gboard Bar sind alle Tasten in einer Reihe angeordnet.
Fotos: Google Japan

Büroarbeit wirkt plötzlich fast so elegant wie Klavierspielen.

Die Leistentastatur erfüllt neben ihrem eigentlichen Zweck noch weitere Aufgaben.

Die Tasten können entweder alphabetisch oder als 1D-QWERTY-Layout angeordnet werden.

Die Tastatur, wie wir sie heute verwenden, ist ein historisch gewachsener Kompromiss, der grosses Verbesserungspotenzial hat – manche bezeichnen sie sogar als «abartige Monstrosität». Gleichwohl erfüllt sie ihren Zweck. Und sie hat den Vorteil, dass viele Nutzerinnen und Nutzer sie blind bedienen können.

Bei Google in Japan arbeiten Leute, die einerseits die Bildschirmtastatur-App Gboard weiterentwickeln, die es für Android und das iPhone gibt. Andererseits denken die sich regelmässig neue Designs für echte Tastaturen aus, die – sagen wir es vorsichtig – exotisch sind. Der neueste Streich heisst Gboard Bar: Bei der sind alle Tasten in einer einzigen Reihe angeordnet, was eine 1,65 Meter lange Leiste ergibt. Der Vorteil sei, dass man beim Suchen eines Buchstabens «nur in eine Richtung schauen» müsse, heisst es in einem Blogpost.

Der Erfinder, Hiroyuki Komatsu, hat sogar ein Youtube-Video zu seiner Erfindung gedreht.
Video: Youtube/Google Japan

Ein weiterer Gewinn bestehe darin, dass wir uns bei der Arbeit häufig durchstrecken könnten. Ausserdem könne die Tastatur als «Fernbedienung» zum Drücken eines entfernten Lichtschalters oder als (etwas ungenauer) Zollstock benutzt werden. Und um der Vielseitigkeit Genüge zu tun, erwägt das Gboard-Team die Lancierung einer runden Version für Emojis, einer extralangen Variante mit mehr Buchstaben und einer Gaming-Edition, die in sieben Farben leuchten kann.

Es ist nicht das erste Mal, dass sich das Gboard-Team in Japan neue Designs für die gute alte Tastatur ausheckt. Eine schon etwas ältere Idee ist das Gboard Physical Handwriting, bei dem wir ein Symbol handschriftlich auf die Tastatur zeichnen. Bei der «Heisswasser-Trinktastatur» sind die Tasten um einen Becher angeordnet. Das ist noch weniger praktisch als die Einzeilertastatur, aber umso hübscher anzusehen.

Die «Heisswasser-Trinktastatur»: Die Ästhetik ist einwandfrei, aber bei der Nutzerfreundlichkeit machen wir ein Fragezeichen.

Bei der Gboard Physical Handwriting zeichnet die Nutzerin unbekannte Zeichen einfach auf die Tastatur – was für Japanisch mit den Hunderten Kanji- Hiragana- und Katakana-Zeichen besonders praktisch ist.

Ob diese Ideen als unverbindlicher Scherz gedacht oder als Nebenprodukte von ernsthaften Konzepten entstanden sind, ist für uns Aussenstehende nicht zu beurteilen. Und ja, vielleicht ist es auch bloss eine charmante Werbeaktion für Googles Tastatur-App – die dank vielerlei Extrafunktionen auch am iPhone beliebt ist.

Auf alle Fälle ist das Engagement zu würdigen: Das Google-Team hat für die Gboard Bar eine Bauanleitung veröffentlicht, die alle benötigten Teile und das Design der Leiterplatten enthält: Einem Nachbau der ungewöhnlichen Tastatur steht somit nichts im Weg.

Quelle: Newsnetz, Dienstag, 4. Oktober 2022

Rubrik und Tags:

Link zum Original

Metadaten
Thema: Newsnetz
Nr: 19403
Ausgabe:
Anzahl Subthemen:

Obsolete Datenfelder
Bilder:
Textlänge:
Ort:
Tabb: false