Schüssler

Wie Sie dubiose Webshops erkennen

Das Internet bereichert unser Alltagsvokabular. Ein Begriff, den wir lernen mussten, ist «Fake-Shop»: Der «Spiegel» hat ihn geprägt, als 2011 eine Bande aufgeflogen ist, die teure Kameras verkauft, aber nie verschickt hat. In diesem Jahr erlebt er ein Hoch: Bei Energiekrise und Lieferengpässen wird mit Brennholz, mit Velos, mit geklauten Autos beschissen.

Fake-Shops erkennt man nicht an der amateurhaften Gestaltung. Es ist inzwischen leicht, ein Profilayout zu kopieren. Gute Produktbeschreibungen sind schwieriger, zumal Betrüger oft mit automatischen Übersetzungswerkzeugen arbeiten. Ein seriöser Shop braucht zwingend ein Impressum mit Postadresse. Achten Sie auf die Geschäftsbedingungen und auf Kontaktmöglichkeiten: Wenn Sie bei Problemen den Kundendienst nur unter einer Gmail-Adresse erreichen, lassen Sie die Finger vom Kauf.

Es gibt weitere Alarmsignale: Prüfen Sie die Zahlungsmethoden, indem Sie probehalber einen Kauf durchspielen (ohne wirklich zu bezahlen): Wenn am Ende nur die Vorauszahlung oder eine direkte Überweisung von Privaten zu Privaten etwa mit Paypal angeboten wird, obwohl vorher von anderen Zahlungsmitteln die Rede war, dann Hände weg.

Achten Sie auf die Internetadresse. Fake-Shops verwenden oft eine Adresse, die fast genauso lautet wie die eines bekannten Onlineladens, allerdings mit minimalem Unterschied wie zum Beispiel «sh0p.com» statt «shop.com». Prüfen Sie die Adresse unter Verbraucherzentrale.de/fakeshopfinder: Dieser Check stammt von deutschen Konsumentenschützern und kennt auch internationale und Schweizer Shops.

Gütesiegel erleichtern Ihnen die Orientierung. Sie zeigen an, dass ein Shop zertifiziert ist und Standards wie ein Rückgaberecht einhält. Ein Siegel lässt sich natürlich fälschen. Aber wenn Sie es anklicken, sollten Sie zum Aussteller gelangen, bei dem Sie die Angaben verifizieren. Bekannte Siegel sind Swiss-online-garantie.ch oder Trustedshops.de. Bei Letzterem finden Sie auch Nutzerbewertungen.

Es gibt auch Shops im Graubereich. Es kann sein, dass ein unschlagbar günstiges Schnäppchen durch zusätzliche Kosten verteuert wird. Bei Bestellungen im Ausland fallen fast immer Zoll- und Abwicklungsgebühren an, die gerade die preiswerten Güter überproportional verteuern. Ob eine Preisangabe realistisch ist, eruieren Sie über Preissuchmaschinen wie Toppreise.ch oder Google Shopping. Wenn ein Shop den günstigsten Preis nochmals um 20 Prozent unterbietet, dann erhalten Sie eine Produktfälschung, ein Mängelexemplar oder gar nichts.

Sichern Sie den Kaufvorgang ab. Fürs digitale Shopping verwenden Sie Smartphone, Tablet oder Computer, auf denen die Apps und das Betriebssystem auf dem neuesten Stand sind. Sie registrieren sich mit einem starken, sicheren Passwort, und wenn Sie Ihre Kreditkartennummer eintippen, dann tun Sie das nur in einer sicheren Umgebung, wo Ihnen niemand über die Schulter sehen kann – und besser nicht in einem öffentlichen WLAN. Übrigens sind mobile Zahlungs-Apps wie Apple Pay unter dem Strich sicherer als die Kreditkarte, weil sie mit einmaligen Transaktionscodes operieren, die von einem Dieb nicht für weitere Einkäufe genutzt werden können.

Und wenn es doch passiert? Falls Sie bei einem Fake-Shop eingekauft haben, kontaktieren Sie die Bank, um die Zahlung, falls noch möglich, zu stoppen. Sammeln Sie Beweismaterial wie Bestätigungsmails und machen Sie einen Screenshot des Angebots, das Sie wahrgenommen haben. Mit diesen Informationen stellen Sie Anzeige bei der Polizei, und Sie können den Fall auch beim nationalen Zentrum für Cybersicherheit unter Report.ncsc.admin.ch melden.

Matthias Schüssler ist Digitalredaktor der SonntagsZeitung.

Quelle: Sonntagszeitung, Sonntag, 25. September 2022

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