Serie Sommerhits

Während der Ferienzeit feiert die Redaktion jeden Tag etwas, was uns den Sommer erst recht geniessen lässt.

«Sommer, Sonne, Kaktus!», singt Helge Schneider, und wir feiern jeden Tag unsere Sommerhits. Was uns durch die Hitze bringt und welche Dinge uns im Schatten glücklich machen. Schauen Sie ab und zu rein – unsere Liste wächst mit jedem Tag.

Sommerpause für Insta & Co.: Mit Locket wissen, was die andern machen

Keine Likes, keine Anerkennung, nur ein kurzer Gruss: In der Locket-App erscheinen Schnappschüsse von Bekannten.

Jeder Sommer hat seine Hype-App – respektive eine digitale Sau, die aus dem App Store durchs globale Dorf getrieben wird: Meist ist es eine Foto-App, die Bilder mit einem augenfälligen Effekt ausstattet. Je erfolgreicher die App, desto exzessiver wird er verwendet. Und wenn der Sommer vorbei ist, hat ihn die gesamte Social-Media-Nutzerschaft so satt, dass die dazugehörige App sang- und klanglos in der Versenkung verschwindet.

2022 ist das ein bisschen anders: Es gibt mit Locket zwar eine App mit hervorragenden Downloadzahlen, die allenthalben gelobt wird. Aber sie ist so dezent und aufs Private ausgelegt, dass man das als aktive Hype-Verweigerung auslegen könnte – und als Plädoyer, den Adrenalinpegel in den sozialen Medien zurückzufahren.

Die Locket-App (iPhone und Android) hat einen simplen Gedanken: Sie zeigt Fotos aus dem Bekanntenkreis an – und zwar ohne, dass man die App überhaupt öffnen müsste. Auf dem Homescreen des Smartphones legt man dafür ein sogenanntes Widget an: Das ist ein Bereich zwischen App-Icon und dem eigenen Homescreen anlegen.

In der Locket-App erscheinen dann automatisch die Schnappschüsse eines Freundes oder einer Freundin. Und zwar ohne Benachrichtigung oder sonstigem Aufhebens. Diese Bilder sind nicht auf Likes und Anerkennung aus, sondern als kurzer Gruss gedacht, der die Nutzerinnen und Nutzer dazu bringen sollen, für einen Moment am Leben des anderen teilzunehmen.

Wer das Bild antippt, hat die Möglichkeit, ein Antwortbild aufzunehmen und zu senden. Auf diese Weise entsteht eine bebilderte Erzählung einer Freundschaft. Oder natürlich auch einer Liebesbeziehung: Der Erfinder der App, Matt Moss, hat ihren Alltagsnutzen in der Fernbeziehung mit seiner Freundin ausgetestet.

Damit die App ihren intimen Charakter nicht verliert, ist die Nutzerzahl auf zwanzig beschränkt. Locktet ist nicht die einzige App, die den Rückzug ins Private pflegt, der in Zeiten von Pandemie, Krieg und Krisen vielen ein Bedürfnis ist. Auch Livein zelebriert Freundschaften fotografisch auf dem Homescreen. Und Bereal ist ein soziales Netzwerk, bei dem man seinen Post auf Aufforderung innerhalb von zwei Minuten senden muss, was die Möglichkeiten der Selbstinszenierung stark beschränkt. (schü)

Quelle: Newsnetz, Dienstag, 9. August 2022

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