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Tschüss, Twitter? Im Gegenteil: So holen Sie das Beste aus dem Dienst

Elon Musk hat das soziale Netzwerk übernommen. Zeit, um sich abzuwenden? Nein, denn Twitter lohnt sich für die Information, Meinungsbildung und Kurzkommunikation. 5 Tricks für Anfängerinnen und Profis.

Matthias Schüssler

Twitter ist ein schnelles Informationsmedium – und manchmal ein Ersatz fürs Live-TV: Die Verleihung der Golden Globe Awards 2022 fand per Kurznachrichten statt.

Elon Musk ist kurz davor, Twitter zu übernehmen. Nach der Zustimmung des Verwaltungsrats müssen die Aktionäre den Deal abnicken. Falls das gelingt, ist zu erwarten, dass der neue Besitzer ein Wachstum bei den Nutzerzahlen anstrebt. Sein erklärtes Ziel ist, globale Debatten auf seiner Plattform stattfinden zu lassen.

Musks Aufgabe wird es sein, die breite Öffentlichkeit davon zu überzeugen, dass dieses soziale Netzwerk nicht so elitär ist wie sein Ruf: Während die Nutzerzahlen bei Facebook, Youtube, Instagram und Tiktok in die Milliarden gehen, kam der Kurznachrichtendienst 2021 gerade einmal auf geschätzte 320 Millionen Nutzer. Ein beträchtlicher Teil sind Journalistinnen, Politiker und Forschende: Meinungsführer – und Leute, die sich für solche halten. Plus viele Bots, Trolle und Krawallmacherinnen.

Wie auch immer sich Twitter entwickeln wird: Tatsache ist, dass man die Plattform schon heute vielfältiger nutzen kann als bloss für Provokation und Selbstdarstellung – zwei Disziplinen, die Musk perfekt beherrscht. Darum wäre es falsch, der Plattform den Rücken zu kehren. Im Gegenteil, jetzt ist ein guter Moment, sie zu entdecken oder noch gezielter zu nutzen.

Twitter eröffnet einen direkten Draht zu vielen Unternehmen und ist in manchen Fällen die schnellere Support-Option als das Telefon oder E-Mail. Und die Plattform lässt sich ausgezeichnet als schnelles Informationsmedium und zur Meinungsbildung nutzen: Es gibt eine Reihe von Leuten, die Twitter passiv verwenden. Indem Sie Experten aus Ihren Interessengebieten, Newsmedien und Journalisten folgen, erhalten Sie Ihren persönlichen Mix an Nachrichten und Ansichten. Um den zu verfeinern, gibt es eine Reihe von technischen Möglichkeiten.

Die Twitter-Themen

Sie können nicht nur Personen und Organisationen, sondern auch Themen folgen. Wenn Sie das tun, erhalten Sie zu diesen jene Mitteilungen mit der grössten Resonanz. Welchen Themen Sie folgen, steuern Sie über den Menüpunkt «Mehr > Themen» in der Leiste links. Nebst generellen Gebieten wie Technik, Musik, Filme und Katzen wählen Sie über den Link «Weitere Themen» auch spezifische Bereiche aus, etwa den Krieg in der Ukraine, bestimmte Sportteams, Wissenschaftsdisziplinen oder Unternehmen.

Listen

Um die Tweets von Personen oder Unternehmen zu lesen, müssen Sie deren Account nicht unbedingt folgen. Sie können sie stattdessen auf eine Liste setzen. Das hat mehrere Vorteile: Erstens organisieren Sie die Accounts auf diese Weise nach Interessengebieten, mit denen Sie sich dann gezielt und nach Bedarf beschäftigen können.

Twitter-Listen – die man selbst erstellen oder von anderen Nutzern abonnieren kann – sind eine hervorragende Möglichkeit, sich zu bestimmten Themen aus erster Hand zu informieren.

Zweitens drücken Sie keine Gefolgschaft aus, wenn Sie einen Account auf eine Liste setzen – und Sie erhöhen auch dessen Followerzahl nicht. Das ist eine gute Methode, um Leute zu beobachten, mit denen Sie das Heu nicht auf der gleichen Bühne haben oder deren Tweets Sie nicht in Ihrer normalen Zeitleiste sehen möchten. Listen sind über die Menüleiste links zugänglich. Listen, die Sie häufig verwenden, heften Sie über das Stecknadelsymbol an: Daraufhin stehen sie in der mobilen App als Reiter in der Start-Ansicht zur Verfügung, sodass Sie schnell zwischen Listen und der normalen Zeitleiste hin und her wechseln können.

Stummschalten

Um Twitter zu einer nützlichen Informationsquelle zu machen, gibt es ein weiteres Instrument: die Stummschaltung. Sie können Personen stummschalten, sodass Sie deren Tweets nicht mehr sehen, sie aber nicht entfolgen müssen. Der Vorteil gegenüber dem Entfolgen besteht darin, dass die Person nichts von der Stummschaltung mitbekommt und dass weiterhin eine Kommunikation per Direktnachricht möglich ist. Den Befehl für die Ruhigstellung finden Sie, wenn Sie den Namen einer Person antippen und in der Profilansicht den Menüknopf mit den drei Punkten betätigen.

Am Smartphone lassen sich Hashtags zu unerwünschten Themen schnell und unkompliziert stummschalten.

Die Übersicht Ihrer Zeitleiste lässt sich verbessern, wenn Sie unerwünschte Themen stummschalten. Dazu tippen Sie in der mobilen App auf einen Hashtag, bis die Vorschau erscheint, und betätigen im Kontextmenü die Stummschaltung.

Die Liste mit den blockierten Wörtern finden Sie über den Menüpunkt «Mehr» und «Einstellungen und Datenschutz > Datenschutz und Sicherheit > Stummschalten und blockieren». Sie können hier eigene Wörter erfassen, das heisst, auch solche, die Ihnen nicht als Hashtag unterbreitet wurden. Und es ist möglich, Wörter zu löschen oder die Gültigkeit zu ändern. Standardmässig werden Begriffe zeitlich nicht beschränkt blockiert, aber es ist auch eine Beschränkung auf eine bestimmte Dauer möglich, um aktualitätsbezogene Tweet-Lawinen zu bekämpfen.

Mobile Apps und Desktop-Anwendungen

Sie können Twitter über den Browser und die offiziellen Apps fürs Smartphone und Tablet nutzen. Es gibt indes eine Reihe von Dritt-Apps, die unterschiedliche Stärken haben und sich oft auch dadurch auszeichnen, dass sie keine Werbung und keine gesponserten Tweets anzeigen. Twitterrific (für iPhone und Mac) ist eine schlanke, aufgeräumte App, die eine eigene Stummschaltungsfunktion hat, dort «Muffle» genannt. Tweetbot (iPhone) hat einen grossen Funktionsumfang und einige Features, die es in der Original-Twitter-App nicht gibt, insbesondere private Notizen zu Twitter-Usern anzulegen. Eine optisch ansprechende, vielseitige App für Android ist Albatross.

Die Tweeten-App zeigt unter Windows nicht nur die Zeitleiste, sondern auch Benachrichtigungen, Listen und trendige Themen an.

Unter Windows ist Tweeten (Microsoft Store) eine gute Wahl: Die App zeigt Tweets in mehreren Spalten, wobei man eigene Spalten für Listen, gesammelte Tweets oder trendige Themen hinzufügen und die Spalten ad hoc nach diversen Kriterien filtern kann.

Threads lesen und schreiben

Ein neues Twitter-Phänomen, das es zwar nicht erst seit diesem Jahr gibt, das mit dem Krieg in der Ukraine noch einmal Aufwind erhalten hat, sind die Threads: Sie ermöglichen trotz der Längenbeschränkung eines Tweets auf 280 Zeichen längere Berichte, Reportagen oder Erörterungen, indem mehrere Tweets aneinandergereiht werden.

Die Threads haben den Nachteil, dass sie nicht sehr komfortabel zu lesen sind. threadreaderapp.com bügelt den aus: Wenn Sie die Adresse eines Twitter-Threads einfügen, erstellt die Website einen fortlaufenden Text, der sich wie ein Artikel lesen und als PDF speichern lässt. Um selbst einen Thread zu verfassen, verwenden Sie getchirrapp.com. Hier gibt es einen Editor, der Ihren Text automatisch passend portioniert und Ihnen die Wahl lässt, ob Sie den Thread nummerieren wollen oder nicht.

threadreaderapp.com zeigt längere Berichte, sogenannte Threads, lesefreundlich als fortlaufenden Text an.

Quelle: Newsnetz, Mittwoch, 27. April 2022

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