Suchmaschine Duck Duck Go: Der Zwerg, der Google beim Charme rechts überholt

Duck Duck Go ist ein Web-Recherchetool für alle, die den grossen Konzern meiden möchten. Dabei ist es eigenständig genug, um aus Überzeugung benutzt zu werden.

Matthias Schüssler

Die Suchmaschine Duck Duck Go kann mehr, als bloss eine Ausweichmöglichkeit zu Google zu sein.

Es gibt nichts an den Zahlen zu rütteln: Google ist und bleibt der grosse Dominator mit einem globalen Marktanteil von fast 87 Prozent. Die Zweit- und Drittplatzierten folgen gemäss dem Datenportal Statista weit abgeschlagen: Microsofts Suchmaschine Bing kommt auf 6,8, Yahoo auf 2,75 Prozent.

In dieser Übersicht kommt Duck Duck Go noch nicht einmal vor. Dabei ist das jene Alternative, die sich am prägnantesten vom grossen Dominator absetzt. Sie hat eine etwas alberne Ente als Maskottchen, setzt auf Datenschutz und hat Durchhaltevermögen bewiesen: Es gibt die Suchmaschine seit 2008, und seitdem ist sie kontinuierlich gewachsen: Anfang Jahr konnte sie über 100 Millionen Suchanfragen an einem Tag vermelden.

Wie viele Anfragen Google an einem Tag abwickelt, ist unbekannt, doch Schätzungen belaufen sich auf 5,6 Milliarden. Demnach käme Duck Duck Go auf knapp zwei Prozent von Googles Suchvolumen. Immerhin ein Achtungserfolg.

Der Schutz der Privatsphäre – und dessen Auswirkungen

Viele Nutzer weichen aus Gründen des Datenschutzes auf Duck Duck Go (duckduckgo.com) aus: Die Suchmaschine verspricht, keine Daten über die Nutzer zu sammeln. Zum Schutz ihrer Privatsphäre weichen viele Anwenderinnen und Anwender für sensible Themen auf den Konkurrenten aus.

Die Suchmaschine wirbt mit dem Schutz der Privatsphäre der Nutzer – die gleichzeitig ein Wettbewerbsvorteil und -nachteil ist.

Aber der Umstand, dass keine persönlichen Daten gesammelt werden, hat Auswirkungen über die Privatsphäre hinaus. Ohne eine solche Datensammlung kann Duck Duck Go seine Antworten nicht personalisieren. Das bedeutet, dass unterschiedliche Nutzer die gleichen Suchresultate erhalten – ganz im Unterschied zu Google. Dort werden die Resultate sogar dann individuell angepasst, wenn der Nutzer nicht eingeloggt ist – das besagt eine Studie, die Duck Duck Go durchgeführt hat.

Das hat Auswirkungen auf die Qualität: Die Konkurrenz, die keine persönlichen Daten sammelt, wird wahrscheinlich bei den Suchresultaten schlechter abschneiden als ein Konzern, der auf Unmengen Informationen über die Interessen jedes einzelnen Nutzers zurückgreifen kann. Es ist anzunehmen, dass in der Liste mehr irrelevante Einträge vorhanden sind.

Wegen der Filterblase entgehen einem wichtige Informationen

Allerdings gehören diese irrelevanten Einträge womöglich dazu, wenn man sich ein vollständiges Bild machen möchte. Bei diesem Punkt setzt Duck Duck Go mit seiner Kritik an Google an: Die Personalisierung führt zu einer Filterblase. Wenn Google von einem Suchresultat annimmt, es sei für uns uninteressant, dann wird das in der Suche ausgeklammert, obwohl es objektiv gesehen vielleicht wichtig für uns wäre. Uns entgehen unter Umständen wichtige Informationen.

Die sogenannten Bangs sind einfache Kürzel, mit denen man seine Suche auf bestimmte Quellen einschränkt: Sie werden mit Ausrufezeichen eingeleitet und dem Suchbegriff vorangestellt.

Zweites Problem: Wir beschäftigen uns eher mit Dingen, von denen Google weiss, dass sie uns vertraut sind. Diese Schwierigkeit kennen wir vom Netflix-Algorithmus, der uns gerne Altbekanntes serviert. Vorlieben, die ihm nicht bekannt sind, wird er nicht bedienen. Er wird es auch dann nicht tun, wenn wir selbst noch nicht wissen, dass wir nicht nur Thriller und Science-Fiction mögen, sondern auch Anime-Dramas, Roadmovies und Horrorkomödien. Zur Chance, eine echte Entdeckung zu machen, gehören auch die Irrläufe dazu.

7 Tipps für Duck Duck Go

Der Kampf gegen die Filterblase allein ist ein triftiger Grund, Recherchen nicht immer nur mit Google anzugehen, sondern auch mittels unabhängiger Werkzeuge, namentlich Duck Duck Go. Doch Duck Duck Go hat auch einige Vorteile, die die Suchmaschine zu einem eigenständigen Recherchierwerkzeug machen:

  • Tastaturkürzel. Am Desktop lässt sich die Suchmaschine hervorragend über die Tastatur steuern. Mit der Pfeil-nach-unten-Taste springt man von einem Suchresultat zum nächsten. Mit der Tastenkombination «Ctrl» + «Enter» öffnet man das ausgewählte Resultat in einem neuen Reiter im Hintergrund. Es ist sehr effizient, die Liste durchzugehen, alle interessanten Treffer separat zu öffnen, um sie anschliessend zu prüfen.
  • Die Domänensuche. Wenn Sie das Suchresultat markiert haben und die Taste «d» betätigen, wird die Suche auf die Website eingeschränkt, von der das Resultat stammt.
  • Die Bangs. Das sind Suchkürzel, die die Resultate einschränken. Wenn Sie im Suchfeld ein Ausrufezeichen eingeben, sehen Sie eine Liste der beliebtesten Bangs – zum Beispiel !w für Wikipedia, !tw für Twitter, !nf für Netflix und !yt für Youtube. Um die Suche auf Wikipedia einzugrenzen, stellen Sie Ihrem Suchwort das entsprechende Bang voran. So rufen Sie den Eintrag für «Suchmaschine» auf: !w suchmaschine
  • Die soziale Suche. Wenn Sie einen Nutzernamen wie @ParmelinG eintragen, dann liefert Ihnen Duck Duck Go Links zu den passenden Konten bei Twitter, Instagram und anderen sozialen Netzwerken. Auch weitere Informationen zur Person erscheinen, im Fall von Guy Parmelin der Link zu seiner Seite bei admin.ch.
  • Die abgespeckte Variante. Wenn Sie datensparend suchen möchten, verwenden Sie die Adresse ddg.gg/lite (oder lite.duckduckgo.com). Sie führt zu einer Variante, die nur aus dem Eingabefeld besteht, und liefert Resultate ohne jeglichen Ballast zurück.
  • QR-Codes für Links. Duck Duck Go erzeugt auch Codes zu Webadressen, die sich per Smartphone-Kamera einlesen lassen. Zu diesem Zweck geben Sie qr, gefolgt von der URL, ein, also zum Beispiel qr wikipedia.org
  • Der Website-Check. Falls eine Website nicht erreichbar ist, überprüfen Sie via Duck Duck Go, ob das Problem nur für Sie besteht oder allgemeiner Natur ist. Um den Zustand von Facebook abzufragen, tippen Sie: is facebook.com down

Quelle: Tages-Anzeiger, Freitag, 24. Dezember 2021

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